Dresdner Italiener

Schon lange Zeit vor Antonio Vivaldi arbeiteten italienische Musiker am Hof der sächsischen Kurfürsten in Dresden. Als lebendige Geschenke des Trientiner Kardinals Madruzzo an den sächsischen Herrscher Moritz kamen 1549 sechs italienische Künstler an die Elbe, die sich dort fürderhin nicht nur als Komponisten und Hofmusiker engagierten, sondern auch als Bauplaner. Der Kurfürst erweiterte mit den Musikern aus dem Süden seine Hofkapelle, die zuvor vor allem aus Sängern bestanden hatte. Und auch heute leben und arbeiten wieder italienische Musiker in Dresden.
Neben dem Chefdirigenten der Staatskapelle, Fabio Luisi, ist das zum Beispiel der Posaunist Ercole Nisini. Er durchstöbert die Archive und Bibliotheken in Europa auf der Suche nach unveröffentlichten Musikstücken seiner früheren Kollegen. Dabei hat er viele wunderschöne Stücke gefunden, die beweisen, wie eng der kulturelle Austausch zwischen den deutschen und italienischen Musikern schon zu Zeiten der Renaissance und des Frühbarock war, bevor bekannte deutsche Komponisten wie Heinrich Schütz oder später Georg Friedrich Händel zum Lernen und Arbeiten nach Italien gingen.

Zum Beispiel vertonte der "Dresdner Italiener" Antonio Scandello viele deutsche Lieder und veröffentlichte sie bereits 1568 und 1570 unter den Titeln "Neue Teutsche Liedlein" und "Nawe und lustige Weltliche Deutsche Liedlein". Antonio Scandello war Posaunist und Zinkenist und wurde schließlich 1568 Hofkapellmeister in Dresden - Giovanno Battista Pinello sein Nachfolger. Carlo Farina – ein weiterer Musiker aus Italien - wurde 1625 von Heinrich Schütz nach Dresden geholt. Er gilt als einer der ersten bekannten Geigenvirtuosen der Hofkapelle. Sie alle schrieben Musik, die eine gelungene Mischung italienischer und deutscher Volks-, Kirchen- und Kunstmusik darstellt und den Übergang von komplexer Mehrstimmigkeit zur harmonisch geleiteten Barockmusik sehr fließend erscheinen lässt.

In einem Konzert in der historisch bedeutenden Schlosskirche von Altenburg in Thüringen (hier predigte Martin Luther, hier spielte Johann Sebastian Bach die Trost-Orgel) stellten die Musiker des Dresdner Ensembles Instrumenta Musica diese Musik vor. Heute Abend hören Sie die Aufnahme dieses Konzerts im Gespräch mit Ercole Nisini.



Schlosskirche Altenburg
Aufzeichnung vom 20.8.2009


Antonio Scandello
aus: Neue Teutsche Liedlein
aus: Nawe und lustige Weltliche Deutsche Liedlein

Giovanni Battista Pinello
aus: Il quarto libro delle napolitane
aus: Moteta quinque vocum

Carlo Farina
aus: Il quarto libro delle pavane, gagliarde, balletti, volte, passamezi, sonate, canzoni

Johann Hermann Schein
aus: Ander Theil der Musica Boscareccia

Heinrich Schütz
aus Symphoniae Sacrae I:
"Paratum cor meum" SWV 257
"Exultavit cor meum" SWV 258


Instrumenta Musica:
Maria Skiba, Sopran
Uta Schmidt, Blockflöten
Amrai Große, Violino
Jiri Sycha, Violino, Viola da brazzo
Christoph Scheerer, Trombone
Zita Mikijanska, Orgel
Norbert Schuster, Violone
Leitung: Ercole Nisini


nach Konzertende ca. 21:30 Uhr Nachrichten
anschließend:

Das Projekt D2H

"Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt", hat Joseph Haydn anlässlich einer geplanten Reise nach London gesagt, und dieser Ausspruch war die Initialzündung für ein ganz besonderes Projekt in diesem Gedenkjahr 2009 zu Haydns 200. Todestag: Das Haydn-Trio Eisenstadt hat bei 18 Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt Klaviertrios in Auftrag gegeben, die sich mit einem Aspekt des Lebens oder Werkes von Joseph Haydn auseinandersetzen; sechs von ihnen kommen aus Österreich, sechs aus anderen europäischen Ländern und sechs aus Ländern der anderen Kontinente. Auf diese Weise soll zum einen das Repertoire für Klaviertrio, zu dem Haydn selbst ganze 39 Werke beigesteuert hat, erweitert, zum anderen eine besondere Art der internationalen kulturellen Zusammenarbeit gepflegt werden.

Sämtliche Werke, die im Rahmen des Projektes "Dedicated To Haydn" entstanden sind, waren im Rahmen eines Konzert-Marathons Ende April/Anfang Mai in Eisenstadt zu hören. Unser Autor Egbert Hiller war dabei und stellt in lockerer Folge die 18 Werke vor, die übrigens in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur auf CD erschienen sind.


Dedicated To Haydn
Lalo Schifrin: Elegy and Meditation
Haydn-Trio Eisenstadt