Dresden

Friedenskerzen und Täterspuren

Grablichter und Kerzen brennen während der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Bombardierung von Dresden. Im Hintergrund die wieder aufgebaute Frauenkirche.
Grablichter und Kerzen brennen während der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Bombardierung von Dresden. Im Hintergrund die wieder aufgebaute Frauenkirche. © dpa / picture alliance / Hendrik Schmidt
Von Nadine Lindner · 13.02.2015
Versöhnung und kritische Erinnerung waren die wichtigsten Begriffe beim Gedenken an die Bombardierung Dresdens vor 70 Jahren. Bundespräsident Gauck betonte, dass die Deutschen wüssten, "wer den mörderischen Krieg begonnen hat".
Es war ein friedlicher Tag in Dresden. Und das ist eine gute Nachricht.
Über 10.000 Menschen hatten sich am frühen Abend zu einer Menschenkette rund um die Innenstadt zusammengefunden.
Vielen Dresdnern ist es ein tiefes Anliegen, dort teilzunehmen. Denn die Diskussionen um die Demonstrationen der Pegida waren auch an diesem Tag ein Thema:
"Für einen Dresdner ist das fast eine Pflicht, hier zu sein. Gerade in der Situation, die sich hier in den letzten Monaten gebildet haben. Dass man zusammenhält und gegen diese Auswüchse etwas unternimmt. Und da ist das eine Möglichkeit."
Auch bei der Gedenkveranstaltung in der Frauenkirche bezog sich Oberbürgermeisterin Helma Orosz, CDU, auf die Demonstrationen. Sie rief zu Menschlichkeit und Toleranz auf:
"Gedenken und Versöhnung hat nur dann einen inneren Wert, wenn wir auch für das Hier und Heute klare Positionen beziehen. Wir müssen uns wehren, wenn Menschen erneut wegen ihrer Herkunft oder Religion kategorisiert werden."
Das Thema Versöhnung spielte eine wichtige Rolle bei der offiziellen Gedenkveranstaltung. Gleich zu Beginn stellten Vertreter aus vier Partnerstädten Friedenskerzen auf, darunter auch Coventry, das von den Nationalsozialisten bombardiert wurde.
Der höchste Vertreter der anglikanische Kirche, der Erzbischof von Canterbury, sprach zu den 1400 Gästen, unter denen auch viele Zeitzeugen waren.
"It is a great honour and a privilege to be here with you on this deeply moving day. This is my first visit to Dresden."
Es sei eine Ehre und ein Privileg, an diesem bewegenden Tag in Dresden sein zu dürfen.
Gauck kritisiert die Unverbesserlichen
Bundespräsident Joachim Gauck warnte vor einer Instrumentalisierung der Opfer. 25.000 Menschen starben bei den Luftangriffen der Alliierten:
"Was Dresden zu etwas besonderem macht, ist dies. Nirgendwo wurde Leid so drastisch instrumentalisiert wie hier. Das begann unter den Nationalsozialisten, setzte sich in der DDR fort und wir heute noch von einigen Unverbesserlichen weiterbetrieben."
"Wir wissen, wer den mörderischen Krieg begonnen hat", betonte Gauck vor zahlreichen ausländischen Überlebenden.
Bereits am Nachmittag hatte das Bündnis Dresden Nazifrei zum "Mahngang Täterspuren" aufgerufen. Dresden sei keine unschuldige Stadt gewesen, sagt Organisator Silvio Lang:
"Der Mahngang Täterspuren ist praktisch unsere Art, uns in diesen Erinnerungsdiskurs einzumischen, Wir wollen kritisch erinnern und nicht unkritisch gedenken. Wir suchen Orte raus, wo Täterinnen und Täter aktiv waren."
Kein Aufmarsch der Rechtsextremen
Erstmals seit Jahren gab es keine Kundgebung von Rechtsextremen. Im vergangenen Jahr hatte es im Vorfeld noch eine spontane Demonstration gegeben, in diesem Jahr gab es keine ähnliche Aktion. In vergangenen Jahren wurden die Aufmärsche, die teilweise zu den größten rechtsextremen Versammlungen Europas gehörten, von Bündnissen blockiert. Neben den Blockaden haben auch die Menschenketten zur Entmutigung der Rechtsextremen beigetragen, zu denen die Stadtverwaltung seit 2010 einlud.
Der letzte Programmpunkt ist die traditionelle Nacht der Stille in der Frauenkirche.
Die Polizei, die mit über 1000 Beamten vor Ort war, berichtet von einem ruhigen Einsatz.
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