Drei Jahre Schweigen
Fast wäre Puccinis "La Bohème" in Argentinien "unter den Hammer" gekommen. Die Bauarbeiten am weltberühmten "Teatro Colón" in Buenos Aires verzögerten sich und gefärderten die Wiedereröffnung nach dreieinhalbjähriger Renovierungszeit.
25. Mai 1908, in Buenos Aires wird das Opernhaus Teatro Colón eingeweiht. Die Klänge von Giuseppe Verdis Oper "Aida" erfüllen an jenem Abend den prachtvollen Saal. Der Bau des Teatro Colón, zu deutsch Kolumbus-Theater, hat länger gedauert als geplant. Ungeduldig hat Argentiniens Opernpublikum auf die Eröffnung gewartet.
Genau 102 Jahre später. erneut strömt heute Abend ein erwartungsvolles und freudig gestimmtes Publikum ins Teatro Colón – zur großen Wiedereröffnungsgala, bei der unter anderem Giacomo Puccinis "La Bohème" auf dem Programm steht. Erstmals in seiner Geschichte war der Musentempel vor dreieinhalb Jahren geschlossen worden: wegen Restaurierung.
Auch dieses Mal verzögerten sich die Arbeiten, ausgerechnet an seinem hundertsten Geburtstag blieb das Haus geschlossen, die Enttäuschung der Operngemeinde von Buenos Aires war groß. Bereits in den Jahrzehnten zuvor hatte das weltbekannte Musiktheater einen Niedergang erlebt, immer weniger internationale Künstler gastierten am Colón.
"Es erfüllt uns immer noch mit Stolz und Rührung, wozu unsere Vorgänger fähig waren. Das Teatro Colón erwarb sich Weltruhm durch das künstlerische Niveau seiner Orchester und seines Ballet-Ensembles, durch seine herausragende Bühnentechnik und durch die erstklassigen Musiker und Sänger aus der ganzen Welt, die hier auftraten."
Sagt Pedro Pablo García Caffi, Direktor des Teatro Colón.
"Dann aber folgten Jahre der Nachlässigkeit, der Bürokratie. Jahre, in denen keiner verstand, was man mit diesem Opernhaus machen muss. In jenen Jahren ging es mit Argentinien generell bergab, nicht nur mit dem Teatro Colón."
García Caffi möchte nichts geringeres, als das Teatro Colón an die Weltspitze der Operntheater zurückführen. Der erste Schritt: die Renovierung. Unter dem im Februar 2009 angetretenen Direktor sind die ins Stocken geratenen Arbeiten zügig zuende geführt worden, die Stadtregierung von Buenos Aires stellte dafür umgerechnet fast 80 Millionen Euro zur Verfügung. Das Opernhaus wurde einer konservativen Restaurierung unterzogen, das heißt, der Ursprungszustand wurde weitestmöglich erhalten. Mehr als tausend Arbeiter behoben Gebäudeschaeden und brachten den Saal, das Foyer und die Salons wieder auf Hochglanz.
"Die Spezialisten haben alle Zierelemente restauriert. Die kleinen Bodenfliesen und der Stuck wurden repariert und gereinigt, ebenso der Marmor und die vergoldeten Ornamente. Schließlich wurden von den Wänden mehrere Farbschichten abgetragen, und damit die ursprüngliche Bemalung freigelegt."
Das Teatro Colón hat also das festliche Aussehen zurückerhalten, das einst der deutsche Dirigent Ferdinand Leitner lobte. Der 1996 verstorbene Leitner, einer der zahlreichen deutschen Künstler, die am Colón gastierten, hielt es für das schönste Opernhaus der Welt – nicht zuletzt wegen seiner einzigartigen Akustik. Von dieser schwärmten und schwärmen viele Musiker – auch der argentinische Opernsänger Hernán Iturralde:
"Wie soll ich das beschreiben? Wenn man auf der Bühne ist, man singt ziemlich bequem. Aber man merkt das wirklich, wenn man im Zuschauerraum sitzt und den Kollegen hört, dass man so leise singen kann, wie man will, das hört man überall. Es ist auf jeden Fall eine sehr, sehr gute Akustik."
Die größte Sorge der Opernkenner und Verantwortlichen war, dass die samtige Akustik im hufeisenförmigen Saal Schaden nehmen könnte. Die Originalmaterialien wurden daher möglichst erhalten oder durch sehr ähnliche ersetzt, etwa bei der Restaurierung der knapp 2.500 Sitze. Die Bemühungen scheinen zum Erfolg geführt zu haben: jüngsten Messungen zufolge hat sich die legendäre Akustik nicht verändert.
Um zu erreichen, dass das Teatro Colón wieder in einem Atemzug mit der New Yorker Met oder der Mailänder Scala genannt wird, ist mehr als die Restaurierung nötig – das weiß keiner so gut wie Direktor García Caffi. Vor einem Jahr haben er und sein Team eine Umstrukturierung des Opernhauses und seiner Ensembles begonnen. Personal wurde reduziert, die beiden Orchester teilweise erneuert.
"Heute geben wir den Menschen ein Opernhaus zurueck, das in viel besserem Zustand ist als vor der Schliessung im Jahr 2006. Aber es fehlt noch viel, um das internationale Niveau zu erreichen, das wir anstreben. Und um aus dem Teatro Colón ein modernes Opernhaus des 21. Jahrhunderts zu machen."
Für 2010 hat sich die Operndirektion viel vorgenommen. Mehr als 180 Opern- und Konzertauffuehrungen sollen bis Jahresende im Teatro Colón stattfinden. Stars wie Daniel Barenboim mit seinem West-Eastern-Divan-Orchester, Zubin Mehta mit den Muenchner Symphonikern, oder Chor und Orchester der Mailaender Scala werden erwartet.
Bei Argentiniens vielen Opernfans fliessen heute Freudentränen. Auch für die Deutsche Jutta Ohlsson, seit drei Jahrzehnten für das Teatro Colón taetig, ist es ein bewegender Tag:
"Ich hab gesehen, wie das alles restauriert wurde, was ja nie ein schöner Anblick ist . Ich bin dann diese Freitreppe rauf, mit Traenen in den Augen, und hab gedacht: ich kann es noch nicht fassen, dass wir wieder da sind. Mit allen Lichtern an, das war ein wunderbarer Augenblick."
Genau 102 Jahre später. erneut strömt heute Abend ein erwartungsvolles und freudig gestimmtes Publikum ins Teatro Colón – zur großen Wiedereröffnungsgala, bei der unter anderem Giacomo Puccinis "La Bohème" auf dem Programm steht. Erstmals in seiner Geschichte war der Musentempel vor dreieinhalb Jahren geschlossen worden: wegen Restaurierung.
Auch dieses Mal verzögerten sich die Arbeiten, ausgerechnet an seinem hundertsten Geburtstag blieb das Haus geschlossen, die Enttäuschung der Operngemeinde von Buenos Aires war groß. Bereits in den Jahrzehnten zuvor hatte das weltbekannte Musiktheater einen Niedergang erlebt, immer weniger internationale Künstler gastierten am Colón.
"Es erfüllt uns immer noch mit Stolz und Rührung, wozu unsere Vorgänger fähig waren. Das Teatro Colón erwarb sich Weltruhm durch das künstlerische Niveau seiner Orchester und seines Ballet-Ensembles, durch seine herausragende Bühnentechnik und durch die erstklassigen Musiker und Sänger aus der ganzen Welt, die hier auftraten."
Sagt Pedro Pablo García Caffi, Direktor des Teatro Colón.
"Dann aber folgten Jahre der Nachlässigkeit, der Bürokratie. Jahre, in denen keiner verstand, was man mit diesem Opernhaus machen muss. In jenen Jahren ging es mit Argentinien generell bergab, nicht nur mit dem Teatro Colón."
García Caffi möchte nichts geringeres, als das Teatro Colón an die Weltspitze der Operntheater zurückführen. Der erste Schritt: die Renovierung. Unter dem im Februar 2009 angetretenen Direktor sind die ins Stocken geratenen Arbeiten zügig zuende geführt worden, die Stadtregierung von Buenos Aires stellte dafür umgerechnet fast 80 Millionen Euro zur Verfügung. Das Opernhaus wurde einer konservativen Restaurierung unterzogen, das heißt, der Ursprungszustand wurde weitestmöglich erhalten. Mehr als tausend Arbeiter behoben Gebäudeschaeden und brachten den Saal, das Foyer und die Salons wieder auf Hochglanz.
"Die Spezialisten haben alle Zierelemente restauriert. Die kleinen Bodenfliesen und der Stuck wurden repariert und gereinigt, ebenso der Marmor und die vergoldeten Ornamente. Schließlich wurden von den Wänden mehrere Farbschichten abgetragen, und damit die ursprüngliche Bemalung freigelegt."
Das Teatro Colón hat also das festliche Aussehen zurückerhalten, das einst der deutsche Dirigent Ferdinand Leitner lobte. Der 1996 verstorbene Leitner, einer der zahlreichen deutschen Künstler, die am Colón gastierten, hielt es für das schönste Opernhaus der Welt – nicht zuletzt wegen seiner einzigartigen Akustik. Von dieser schwärmten und schwärmen viele Musiker – auch der argentinische Opernsänger Hernán Iturralde:
"Wie soll ich das beschreiben? Wenn man auf der Bühne ist, man singt ziemlich bequem. Aber man merkt das wirklich, wenn man im Zuschauerraum sitzt und den Kollegen hört, dass man so leise singen kann, wie man will, das hört man überall. Es ist auf jeden Fall eine sehr, sehr gute Akustik."
Die größte Sorge der Opernkenner und Verantwortlichen war, dass die samtige Akustik im hufeisenförmigen Saal Schaden nehmen könnte. Die Originalmaterialien wurden daher möglichst erhalten oder durch sehr ähnliche ersetzt, etwa bei der Restaurierung der knapp 2.500 Sitze. Die Bemühungen scheinen zum Erfolg geführt zu haben: jüngsten Messungen zufolge hat sich die legendäre Akustik nicht verändert.
Um zu erreichen, dass das Teatro Colón wieder in einem Atemzug mit der New Yorker Met oder der Mailänder Scala genannt wird, ist mehr als die Restaurierung nötig – das weiß keiner so gut wie Direktor García Caffi. Vor einem Jahr haben er und sein Team eine Umstrukturierung des Opernhauses und seiner Ensembles begonnen. Personal wurde reduziert, die beiden Orchester teilweise erneuert.
"Heute geben wir den Menschen ein Opernhaus zurueck, das in viel besserem Zustand ist als vor der Schliessung im Jahr 2006. Aber es fehlt noch viel, um das internationale Niveau zu erreichen, das wir anstreben. Und um aus dem Teatro Colón ein modernes Opernhaus des 21. Jahrhunderts zu machen."
Für 2010 hat sich die Operndirektion viel vorgenommen. Mehr als 180 Opern- und Konzertauffuehrungen sollen bis Jahresende im Teatro Colón stattfinden. Stars wie Daniel Barenboim mit seinem West-Eastern-Divan-Orchester, Zubin Mehta mit den Muenchner Symphonikern, oder Chor und Orchester der Mailaender Scala werden erwartet.
Bei Argentiniens vielen Opernfans fliessen heute Freudentränen. Auch für die Deutsche Jutta Ohlsson, seit drei Jahrzehnten für das Teatro Colón taetig, ist es ein bewegender Tag:
"Ich hab gesehen, wie das alles restauriert wurde, was ja nie ein schöner Anblick ist . Ich bin dann diese Freitreppe rauf, mit Traenen in den Augen, und hab gedacht: ich kann es noch nicht fassen, dass wir wieder da sind. Mit allen Lichtern an, das war ein wunderbarer Augenblick."