"Ein Teil des bunten Pfaffenhofen"
Trotz Beleidigungen, Hassmails und Morddrohungen: Pfaffenhofens Bürgermeister Roland Dörfler unterstützte den Bau einer Moschee und ließ sich nicht beirren. 2015 wurde die Moschee eröffnet - mit breiter Unterstützung aus der Bevölkerung.
Montagmorgen in der Kleinstadt Pfaffenhofen. Roland Dörfler von den Grünen hat seinen knallroten Wagen vor der DITIB-Moschee geparkt. Vor ziemlich genau drei Jahren wurde der Bau eröffnet. Damals hat der dritte Bürgermeister von Pfaffenhofen den geballten Hass dieser Tage zu spüren bekommen. Und seine Überzeugung behalten. Zufrieden blickt er auf das kubenförmige Gebäude mit der Kuppel.
In der Mittelschicht angekommen
"Ich finde, dass die Moschee ein gelungenes Bauwerk ist, das sich auch in die Landschaft integriert. Wir haben da oben ja die Trabrennbahn, die geschlossen ist, dann da das Gewerbegebiet und gegenüber haben wir das Wohngebiet, sodass das ein sehr gut gelungener Bau ist, der sich also wirklich sehr gut in die vorhandene Landschaft einpasst und einfügt."
Pfaffenhofens Name ist Programm. Sollte man meinen. Sein Kirchturm ist kilometerweit zu sehen. Stolz vergleicht mancher das 25.000-Seelen-Städtchen an der Bahnstrecke zwischen München und Nürnberg mit Rom, schließlich ist auch Pfaffenhofen auf sieben Hügeln erbaut. Auf einem der Hügel steht seit 2015 die Moschee der türkischen DITIB-Gemeinde – umrahmt von Einfamilienhäusern. Nach Jahrzehnten im Hinterhof sind Pfaffenhofens türkische Muslime in der Mittelschicht angekommen. Stolz bemerkt das auch Gemeindevorsteher Recep Bal.
Pfaffenhofens Name ist Programm. Sollte man meinen. Sein Kirchturm ist kilometerweit zu sehen. Stolz vergleicht mancher das 25.000-Seelen-Städtchen an der Bahnstrecke zwischen München und Nürnberg mit Rom, schließlich ist auch Pfaffenhofen auf sieben Hügeln erbaut. Auf einem der Hügel steht seit 2015 die Moschee der türkischen DITIB-Gemeinde – umrahmt von Einfamilienhäusern. Nach Jahrzehnten im Hinterhof sind Pfaffenhofens türkische Muslime in der Mittelschicht angekommen. Stolz bemerkt das auch Gemeindevorsteher Recep Bal.
"Ein gutes Bauwerk für den Landkreis"
"Endlich haben wir würdige Räumlichkeiten, ein sehenswertes Bauwerk, ein gutes Bauwerk für den Landkreis Pfaffenhofen gewonnen."
Doch 2015 bei der Einweihung sahen das nicht alle so. Vor allem nicht "Die Freiheit". Eine islamfeindliche Kleinpartei, die in München gerade gegen eine Großmoschee im Stadtzentrum mobil machte und auch die Feierlichkeiten in Pfaffenhofen mit Protest begleitete. Bürgermeister Dörfler erinnert sich.
"Die wollten halt demonstrieren, wollten hier auf dem Platz demonstrieren. Ich habe damals als amtierender Bürgermeister gesagt: ‚Nein. Ihr kriegt ihr dahinten, da wo Sie den Schornstein sehen, kriegt ihr so einen auf vier auf vier Quadratmeter eingerahmten Platz mit Bauzäunen. Weil das der einzige Platz war. Und da könnt ihr dann eure Demonstrationen abhalten.‘"
Doch 2015 bei der Einweihung sahen das nicht alle so. Vor allem nicht "Die Freiheit". Eine islamfeindliche Kleinpartei, die in München gerade gegen eine Großmoschee im Stadtzentrum mobil machte und auch die Feierlichkeiten in Pfaffenhofen mit Protest begleitete. Bürgermeister Dörfler erinnert sich.
"Die wollten halt demonstrieren, wollten hier auf dem Platz demonstrieren. Ich habe damals als amtierender Bürgermeister gesagt: ‚Nein. Ihr kriegt ihr dahinten, da wo Sie den Schornstein sehen, kriegt ihr so einen auf vier auf vier Quadratmeter eingerahmten Platz mit Bauzäunen. Weil das der einzige Platz war. Und da könnt ihr dann eure Demonstrationen abhalten.‘"
Man hört dem Grünen-Politiker seinen durch und durch bayerischen Pragmatismus an – gegenüber dem Wortführer der auswärtigen Moschee-Gegner Michael Stürzenberger trat er resolut auf.
"Und da war der Stürzenberger, der hat sich also dann furchtbar aufgeregt und mokiert. Und dann habe ich gesagt: Nein. Das ist halt ... Wir machen das jetzt so, wie ich das gesagt habe. Außerdem kann man mit dem nicht diskutieren, weil der halt den nötigen IQ nicht hat."
In einem Zeitungsinterview ging Dörfler noch weiter und attestierte dem Rechtspopulisten einen AQ – einen Zitat "Arschquotienten". Eine verhängnisvolle Aussage, die er bis heute nicht bereut.
"Ja, war schon richtig weil es gibt halt welche, die haben keinen IQ, sondern einen AQ, und deswegen haben sie sich aufgeregt. Und wegen der Moschee und der Einweihung sind halt dann auch die Morddrohungen gekommen. Und das hat dann ein paar Wochen gedauert."
Ein Hetzer fliegt auf
Die anonymen E-Mails aus aller Welt, die damals in seinem Postfach landeten, enthielten handfeste Drohungen.
"Wir wissen, wo du wohnst, und deine Familie ist nicht mehr sicher. Und wenn du da und da hingehst, dann werden wir dich an jeder Ecke erwarten. Also es war schon schlimm. Zu der damaligen Zeit vor allen Dingen. Die sind ja ins kleinste Detail gegangen. Wenn man dann aufgeschlitzt wird und versenkt wird und aufgehängt wird – also furchtbar war das. Das ist dann schon ein bisschen an die Nieren gegangen."
Einige Wochen lang bekam Dörfler Personenschutz. Von den Verfassern der Hassmails flog einer auf.
"..., der seine IP-Adresse nicht gelöscht hat, oder der – ich will nicht sagen – nicht so raffiniert war wie die anderen. Den haben sie dann gefasst. Der hat auch eine der schlimmsten E-Mails immer wieder geschrieben. Der ist auch verurteilt worden und hat dann eine Geldstrafe von 5000 Euro, glaub ich, gekriegt. Das war ein ehemaliger Berliner Beamter, im Berliner Senat tätig, und der macht immer noch Fremdenführungen in Berlin. Was er jetzt macht, weiß ich nicht, aber das war so einer, genau."
Der erste Bürgermeister Thomas Herker von der SPD stellte sich vor seinen Kollegen. Auch er bekam Morddrohungen. Der Fall kam in die überregionalen Medien. Ein Pfaffenhofener Bündnis gegen Rechts bildete eine Menschenkette um die Moschee. Mit diesem Showdown vor der Eröffnung ihres Gotteshauses hatten die Pfaffenhofener Muslime nicht gerechnet. Sie freuten sich über die Unterstützung und darüber, dass zur Eröffnungsfeier nicht nur 1000 Muslime, sondern auch 2000 nichtmuslimische Besucher kamen. Wohl unbeabsichtigt hatten die Morddrohungen einen Werbeeffekt nach sich gezogen.
"Wir wissen, wo du wohnst, und deine Familie ist nicht mehr sicher. Und wenn du da und da hingehst, dann werden wir dich an jeder Ecke erwarten. Also es war schon schlimm. Zu der damaligen Zeit vor allen Dingen. Die sind ja ins kleinste Detail gegangen. Wenn man dann aufgeschlitzt wird und versenkt wird und aufgehängt wird – also furchtbar war das. Das ist dann schon ein bisschen an die Nieren gegangen."
Einige Wochen lang bekam Dörfler Personenschutz. Von den Verfassern der Hassmails flog einer auf.
"..., der seine IP-Adresse nicht gelöscht hat, oder der – ich will nicht sagen – nicht so raffiniert war wie die anderen. Den haben sie dann gefasst. Der hat auch eine der schlimmsten E-Mails immer wieder geschrieben. Der ist auch verurteilt worden und hat dann eine Geldstrafe von 5000 Euro, glaub ich, gekriegt. Das war ein ehemaliger Berliner Beamter, im Berliner Senat tätig, und der macht immer noch Fremdenführungen in Berlin. Was er jetzt macht, weiß ich nicht, aber das war so einer, genau."
Der erste Bürgermeister Thomas Herker von der SPD stellte sich vor seinen Kollegen. Auch er bekam Morddrohungen. Der Fall kam in die überregionalen Medien. Ein Pfaffenhofener Bündnis gegen Rechts bildete eine Menschenkette um die Moschee. Mit diesem Showdown vor der Eröffnung ihres Gotteshauses hatten die Pfaffenhofener Muslime nicht gerechnet. Sie freuten sich über die Unterstützung und darüber, dass zur Eröffnungsfeier nicht nur 1000 Muslime, sondern auch 2000 nichtmuslimische Besucher kamen. Wohl unbeabsichtigt hatten die Morddrohungen einen Werbeeffekt nach sich gezogen.
3000 Leute kamen zur Einweihung
"Es war ein Fest, eine Atmosphäre, ein hervorragender Ablauf. Die zehn Leute auf der Demo – zu den 3000 Leuten, das war wirklich harmlos."
DITIB-Gemeindevorsteher Recep Bal erzählt es mit leuchtenden Augen. Die Rechten hatten unterschätzt, dass die muslimische Gemeinde schon längst gut vernetzt war und über Jahrzehnte in Stadtrat, Kirchen und lokalen Medien Informationsarbeit zu ihrer Moschee betrieben hatte. Der erste Bürgermeister Thomas Herker:
"Das sind ja letztendlich unsere Türken, ja? Das sind in der Regel türkische Familien, die wir seit zwei, drei Generationen hier kennen. Ich bin mit den meisten der mittleren Generation in die Schule gegangen. Da gibt es eine enge persönliche Verflechtung. Es ist kein Fremdkörper in der Stadt, sondern es ist Teil des bunten Pfaffenhofen."
DITIB-Gemeindevorsteher Recep Bal erzählt es mit leuchtenden Augen. Die Rechten hatten unterschätzt, dass die muslimische Gemeinde schon längst gut vernetzt war und über Jahrzehnte in Stadtrat, Kirchen und lokalen Medien Informationsarbeit zu ihrer Moschee betrieben hatte. Der erste Bürgermeister Thomas Herker:
"Das sind ja letztendlich unsere Türken, ja? Das sind in der Regel türkische Familien, die wir seit zwei, drei Generationen hier kennen. Ich bin mit den meisten der mittleren Generation in die Schule gegangen. Da gibt es eine enge persönliche Verflechtung. Es ist kein Fremdkörper in der Stadt, sondern es ist Teil des bunten Pfaffenhofen."
Herker glaubt, im wirtschaftlich boomenden Pfaffenhofen fehle der rechte Nährboden für die Moschee-Feinde. Doch auch er verschweigt nicht, dass in diesem Wahlkreis die islamkritische AfD bei der Bundestagswahl mit über 15 Prozent seine SPD überholte. Und auch bei seinem Kollegen Roland Dörfler ist vom Sommer 2015 bis heute eine gewisse Furcht geblieben:
"Momente gibt es dann immer, wenn so ein Glatzkopf mit Springerstiefeln dir auf der anderen Straßenseite entgegenkommt. Dann denkst du dir, kennt er dich. Oder kennt er dich nicht. Oder kommt noch was oder kommt nix. Und dann dreht man sich, wenn man vorbeigeht, schon einmal um, ob der sich nicht umdreht, und dir von hinten eine serviert oder sowas. Also der Gedanke natürlich ist flankierend mit dabei."