Drei Generationen tschechische Musik

Die Konzerte der Tschechischen Kammermusik-Gesellschaft haben eine lange Tradition. Sie gehen bereits in die 112. Saison. Über 2000 Konzerte haben mittlerweile stattgefunden, in denen natürlich auch die zur jeweiligen Zeit "moderne" Musik immer ihren Platz fand. Gastensemble, das heißt mit mehreren Konzerten vertreten, ist in dieser Saison das Pražák Quartett, das hier mit einem rein tschechischen Programm zu hören ist.
Das Pražák Quartett, heute eines der führenden internationalen Kammermusikensembles, wurde 1972 von Studenten des Prager Konservatoriums gegründet, in dem rund 30 Jahre vorher das Smetana Quartett entstanden war. Seitdem hat es mit seiner einzigartigen tschechischen Quartett-Tradition und musikalischen Qualität die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam gemacht. Das Quartett erhielt 1974, im Jahr der tschechischen Musik, den 1. Preis beim Kammermusik-Wettbewerb des Prager Konservatoriums, und schon ein Jahr später begann mit dem Auftritt beim Musikfestival "Prager Frühling" seine internationale Karriere. 1978 bekam das Pražák Quartett den 1. Preis beim Concours d’Evian sowie den Spezialpreis von Radio France für die beste Aufnahme während dieses Wettbewerbs. Weitere Preise folgten bei verschiedenen tschechischen Wettbewerben. Das Ensemble gastiert mittlerweile in allen Musikmetropolen Europas sowie in den USA und in Asien.


Franz Xaver Richter wurde 1747 Mitglied der Mannheimer Hofkapelle und gehörte zu den herausragenden Vertretern der berühmt gewordenen "Mannheimer Schule", die zukunftsweisende Neuerungen in Form und Aufführungspraxis sinfonischer Musik hervorgebracht hat. In dieser Zeit komponierte Richter auch sechs Streichquartette. Die Gattung zählte damals eher zur leichten Kost. Seine Werke sind jedoch origineller gesetzt, wie man es später auch bei Joseph Haydn findet, der allgemein als der Vater dieser reduzierten, aber umso anspruchsvolleren Musizierform gilt.

Jindrich Feld, 1925 geboren, zählt zu den auch international bekannten Vertretern zeitgenössischer tschechischer Musik. Sein monumentalstes Werk ist das Oratorium "Cosmae Chronica Boemorum". Im Auftrag von Radio France entstand 2001 die Sinfonietta "Pour les temps d’harmonie". Feld hat auch vier Streichquartette komponiert. Das vierte von 1965 ist dem bekannten Vlach Quartett gewidmet. Hier verknüpft Feld traditionelle mit modernen Stilmitteln.

Die Entwicklung Antonín Dvořáks vom Musikanten und Lehrer zum anerkannten Komponisten war mit viel Unsicherheit und Selbstzweifeln verbunden. Johannes Brahms hat ihn immer wieder bestärkt und sich für den Freund eingesetzt. Anhand seiner Streichquartette lässt sich dieser schwere Weg gut nachvollziehen. Hier hat Dvořák sehr lange herumexperimentiert, bevor er zu einer eigenen musikalischen Sprache fand. Unter den vierzehn Kompositionen und einigen Fragmenten schuf er erst mit dem neunten Quartett ein Werk, das später zum Standardrepertoire gehören sollte. Die ersten acht finden lediglich in Gesamteinspielungen Berücksichtigung.


Dvořák-Saal im Rudolfinum Prag
Aufzeichnung vom 8.1.2007

Franz Xaver Richter
Streichquartett C-Dur op. 5 Nr. 1
Jindrich Feld
Streichquartett Nr. 4
ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Antonín Dvořák
Streichquartett Nr. 11 C-Dur op. 61

Pražák Quartett:
Václav Remes, Violine
Vlastimil Holek, Violine
Josef Kluson, Viola
Michal Kanka, Violoncello