Drei Claudias besuchen HAARP
Ein amerikanisches Forschungsprojekt namens HAARP stand in den 90er-Jahren im Verdacht, das Wetter beeinflussen zu können. Dietmar Dath hat dies in seinem Roman "Waffenwetter" verarbeitet. Der Text wurde nun mit einer multiplen Claudia als Hauptfigur im Nationaltheater Mannheim auf die Bühne gebracht.
Claudi-Clautschi ist ziemlich hysterisch: Sie fliegt mit ihrem Opa nach Alaska zu HAARP. HAARP? Das lässt das spätpubertierende Mädchen mit dem frech-kecken Seitenpferdeschwanz im Mannheimer Nationaltheater den Mund nicht zukriegen. Zumindest ist die Schauspielerin Ines Schiller so aufgeregt, dass sie mit ihren beiden Klon-Claudis (Isabelle Barth, Dascha Trautwein) offenmundig affektiert ganze pausenlose zwei Stunden und zehn Minuten über die kleine weiße Drehbühne im Studio Werkhaus des Nationaltheaters Mannheim hibbelt. Heilige Pubertät: wie schwer hat es diese Tripel-Claudia, für die der Regisseur Andreas Bücker gleich zwei Counterparts erfunden hat (ein Alter Ego wäre ja zu spießig), ja: Wie schwer hat es diese Tripel-Claudia mit ihrer Persönlichkeitsfindung, die sie ausgerechnet in dümmlichen Kalauern, altklugem Bildungsgelaber und aufgesetzter Revolutionsromantik sucht?
HAARP (High Frequence Active Auroral Project) ist ein ziviles Forschungsprogramm der USA, bei dem Teilchen in der oberen Erdatmosphäre mit hochfrequenten elektromagnetischen Wellen beschossen werden. HAARP besteht aus 640 Antennenmasten in Alaska und stand in den 90er-Jahren im Verdacht, das Wetter beeinflussen zu können. Und wenn man Verschwörungstheoretikern Glauben schenken soll, dann kann HAARP auch das menschliche Bewusstsein beeinflussen.
HAARP – die Wetterwaffe: um die kreist Dietmar Dath in seinem 2007 erschienenen Roman "Waffenwetter". Jetzt haben André Bücker und Ingoh Brux den Text dramatisiert und im Nationaltheater Mannheim auf die Bühne gebracht.
Die drei Claudias fahren nun also mit ihrem Opa, der als Figur in der Bühnenfassung nicht vorkommt, nach Alaska. Doch zunächst einmal wird Claudi im ersten Teil des Stücks vorgestellt. Sie hat eine Affäre mit ihrem Englischlehrer, sie steht auf Shakira, schaut Viva, wählt Grün, ist ein Physikgenie, nimmt Drogen und ist alles in allem extrem verhaltensauffällig – auch wenn sie superintelligent ist. Sie ist einfach unsympathisch.
Die drei Mannheimer Schauspielerinnen lassen im ersten Teil des Theaterstücks auch nichts unversucht, um diese Figur als dümmliches, oberflächliches, affektiertes Abbild einer jungen Frau zu zeigen. Allen voran Ines Schiller, die die Figur (und sich in ihrem überengagierten Spiel) lächerlich macht, so dass man nicht genau weiß: spielen die hier eigentlich eine Sozialkomödie oder ein Verschwörungsdrama - oder ist das nachgespielte Science-Fiction als Boulevardtheater? Das Publikum lacht gequält, laut und irgendwie programmiert.
Tripel-Claudia fliegt also nach Alaska, nimmt dort HAARP in Augenschein, plappert unentwegt im Trialog mit sich selbst und mutiert am Ende zu einer bolschewistischen Lara Croft, die in die Welt gesetzt wurde, um die Verschwörungstheorie um HAARP zu verbreiten. Krude Geschichte – untermalt mit pseudointellektuellem Dauergelaber und bemühten Videoprojektionen, die mal Claudis Jungmädchenzimmer, dann den Wald von Alaska oder aber buntes Frequenzgeflicker zeigen: alles per Beamer auf drei weiße Leinwände projiziert, die um die Drehbühne rotieren.
Eine Botschaft all dessen gibt es nicht, die Zustandsbeschreibung dieser spätpubertären Verschwörungswelt ist schon Botschaft genug. Aber selbst als Milieustudie ist die Inszenierung in Mannheim geradezu zynisch und frauenfeindlich: solche Frauenbilder kommen eben nur in Männerhirnen vor. Immer noch. Leider.
HAARP (High Frequence Active Auroral Project) ist ein ziviles Forschungsprogramm der USA, bei dem Teilchen in der oberen Erdatmosphäre mit hochfrequenten elektromagnetischen Wellen beschossen werden. HAARP besteht aus 640 Antennenmasten in Alaska und stand in den 90er-Jahren im Verdacht, das Wetter beeinflussen zu können. Und wenn man Verschwörungstheoretikern Glauben schenken soll, dann kann HAARP auch das menschliche Bewusstsein beeinflussen.
HAARP – die Wetterwaffe: um die kreist Dietmar Dath in seinem 2007 erschienenen Roman "Waffenwetter". Jetzt haben André Bücker und Ingoh Brux den Text dramatisiert und im Nationaltheater Mannheim auf die Bühne gebracht.
Die drei Claudias fahren nun also mit ihrem Opa, der als Figur in der Bühnenfassung nicht vorkommt, nach Alaska. Doch zunächst einmal wird Claudi im ersten Teil des Stücks vorgestellt. Sie hat eine Affäre mit ihrem Englischlehrer, sie steht auf Shakira, schaut Viva, wählt Grün, ist ein Physikgenie, nimmt Drogen und ist alles in allem extrem verhaltensauffällig – auch wenn sie superintelligent ist. Sie ist einfach unsympathisch.
Die drei Mannheimer Schauspielerinnen lassen im ersten Teil des Theaterstücks auch nichts unversucht, um diese Figur als dümmliches, oberflächliches, affektiertes Abbild einer jungen Frau zu zeigen. Allen voran Ines Schiller, die die Figur (und sich in ihrem überengagierten Spiel) lächerlich macht, so dass man nicht genau weiß: spielen die hier eigentlich eine Sozialkomödie oder ein Verschwörungsdrama - oder ist das nachgespielte Science-Fiction als Boulevardtheater? Das Publikum lacht gequält, laut und irgendwie programmiert.
Tripel-Claudia fliegt also nach Alaska, nimmt dort HAARP in Augenschein, plappert unentwegt im Trialog mit sich selbst und mutiert am Ende zu einer bolschewistischen Lara Croft, die in die Welt gesetzt wurde, um die Verschwörungstheorie um HAARP zu verbreiten. Krude Geschichte – untermalt mit pseudointellektuellem Dauergelaber und bemühten Videoprojektionen, die mal Claudis Jungmädchenzimmer, dann den Wald von Alaska oder aber buntes Frequenzgeflicker zeigen: alles per Beamer auf drei weiße Leinwände projiziert, die um die Drehbühne rotieren.
Eine Botschaft all dessen gibt es nicht, die Zustandsbeschreibung dieser spätpubertären Verschwörungswelt ist schon Botschaft genug. Aber selbst als Milieustudie ist die Inszenierung in Mannheim geradezu zynisch und frauenfeindlich: solche Frauenbilder kommen eben nur in Männerhirnen vor. Immer noch. Leider.