Doppelspitze als neue Berlinale-Leitung

Ein Cineast und eine Ermöglicherin

Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek
Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek sind die neue Doppelspitze der Berlinale © dpa / Andre Poling / imago / Mario Romano
RP Kahl im Gespräch mit Elena Gorgis · 22.06.2018
Die Berlinale bekommt ab Sommer 2019 eine Doppelspitze: Mariette Rissenbeek wird Geschäftsführerin, Carlo Chatrian künstlerischer Leiter. Im Vorfeld hatten Filmschaffende einen Neuanfang gefordert, einer von ihnen war RP Kahl. Er begrüßt die Entscheidung.
Der Schauspieler und Regisseur RP Kahl sagt im Gespräch mit Elena Gorgis, dass die Initiatoren des offenen Briefes zur diesjährigen Berlinale quasi eine "Job Description" zur Kosslick-Nachfolge geschrieben haben und die Findungskommission diese wohl auch durchgelesen habe: "Ich glaube, die meisten der Regisseurinnen und Regisseure, die diesen Brief unterschrieben haben, können sehr zufrieden und glücklich mit der Wahl sein, weil Chatrian ein Cineast ist, das Kino liebt und auch erfahren ist im Festival-Betrieb."

Keine völlig überraschende Wahl

Die Wahl Chatrians sei nicht völlig überraschend, so Kahl, sondern gut und nachhaltig. Auch die Wahl Rissenbeeks begrüßt er, obwohl er die Bedenken darüber nachvollziehen könne, dass eine Findungskommission jemand aus den eigenen Reihen ernenne. "Die Wahl ist deshalb gut, weil sie jemand ist, der sich zurücknehmen kann. Sie kann sehr gut organisieren und will gar nicht im Mittelpunkt stehen. Sie wird eine 'Ermöglicherin' sein. Das hat sie auch schon gemacht als Geschäftsführerin von 'German Films'."
Dort habe sie gezeigt, dass sie eine sehr ruhige, zurückhaltende Art habe, um Dinge zu managen. Dies sei nicht einfach gewesen, so Kahl, weil dort verschiedene Interessen aufeinander stießen und dies werde bei der Berlinale genauso sein. Doch im besten Fall könne sie dem künstlerischen Leiter Freiräume ermöglichen.

Die Forderung nach einem Neuanfang erfüllt

Dass die im offenen Brief formulierte Forderung nach einer international besetzten Findungskommission nicht erfüllt wurde, mache ihm nichts aus, sagt Kahl. Die Hauptforderung sei gewesen, einen Neuanfang zu wagen und zu neuen Ufern aufzubrechen, und das sei ja nun auch so gekommen.
"Man muss am Ende eines solchen Prozesses auch sehen, dass der Weg dahin zwar nicht immer ohne Konflikte war, aber ich glaube, jetzt können wir wieder gemeinsam als deutsche Filmbranche nach vorne gucken und haben eine gute Chance, dass die Berlinale eine gute Entwicklung macht."
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