Donald Trump – Pro und Contra

Wirtschaftlich erfolgreich oder viel zerstört?

US-Präsident Donald Trump hält bei einem Besuch in Texas die Flagge von Texas hoch.
US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch in Texas © AFP / Jim Watson
Von Jan Bösche und Martin Ganslmeier · 07.11.2017
Was hat Donald Trump politisch bewirkt – absichtlich oder unbewusst? Wie hat er die Vereinigten Staaten von Amerika und die Regierungsarbeit verändert? Die Washington-Korrespondenten Jan Bösche und Martin Ganslmeier ziehen unterschiedliche Bilanzen.

Ein Präsident, den der politische Betrieb in Amerika verdient!

Von Jan Bösche
Wenn man nach den Wirtschaftsdaten geht, ist Donald Trump ein erfolgreicher Präsident: Es gibt so wenig Arbeitslose wie lange nicht, die Wirtschaft wächst kräftig, die Börse feiert neue Rekorde.
Außenpolitisch sieht es nüchtern betrachtet ebenfalls nicht schlecht aus: Im Konflikt mit Nordkorea zum Beispiel hat er mit seiner harten Haltung Bewegung erzeugt – auch bei China.
Natürlich hat Donald Trumps neuer Nationalismus Auswirkungen: "Amerika zuerst" lässt ihn daran zweifeln, ob das Verteidigungsbündnis mit Europa das Geld wert ist, das die Amerikaner dafür ausgeben. Damit benennt er Zweifel, die es in Washington schon länger gibt – und er zwingt die Europäer, sich endlich mehr um die eigenen Belange zu kümmern.

Europa sollte aufhören, empört zu sein

Auch wirtschaftlich könnte Europa von einem Präsidenten Trump profitieren, wenn es aufhört, empört zu sein und anfängt, die Folgen seiner Politik nüchtern zu analysieren. Trump ist gegen Freihandel, zum Beispiel mit Asien – das schafft neue Freiräume, die Europa zum eigenen Vorteil nutzen könnte.
Innenpolitisch verhält sich Trump so, wie es seine Wähler von ihm erwartet haben: Er mischt das politische Washington kräftig auf. Natürlich macht er es sich zu einfach, wenn er sich aus komplexen politischen Prozessen heraushält und mit dem Finger auf den Kongress zeigt. Dort herrscht aber in der Tat eine Blockade, die Amerika seit Jahren lähmt.
Donald Trump hat vor einem Jahr das Unbehagen, die Frustration, die Enttäuschung der amerikanischen Wähler aufgenommen und zu einem Sieg geformt. Solange seine Gegner sich damit beschäftigen, ihn zu kritisieren, anstelle anzufangen, den Amerikanern ernsthaft zuzuhören, solange die Demokraten sich über ihre Vergangenheit streiten, anstelle neue Zukunftsideen zu präsentieren – solange ist Donald Trump der Präsident, den der politische Betrieb in Amerika verdient.
Nahaufnahme des Gesichtes von US-Präsident Donald Trump
US-Präsident Donald Trump spricht.© dpa picture alliance/ Kevin Dietsch/ CNP

Wenig bewirkt, aber viel zerstört!

Von Martin Ganslmeier
Nein, ein Jahr nach seinem überraschenden Wahlsieg fällt die bisherige Bilanz von Donald Trump mehr als dürftig aus. Obwohl die Wirtschaft boomt, hat es Trump nicht geschafft, in Umfragen mehr als 40 Prozent Zustimmung zu bekommen. So unbeliebt war noch kein US-Präsident im ersten Amtsjahr.
Trump hat von Anfang an nicht versucht, auf die Menschen zuzugehen, die ihn nicht gewählt haben. Statt die Spaltung der US-Gesellschaft zu überbrücken, befeuert er seine Anhänger und bedient niedere Instinkte. Und obwohl seine Partei die Mehrheit im Kongress hat, konnte Trump bisher keines seiner großen Wahlversprechen in Gesetze gießen. Die großangekündigte sofortige Abschaffung der Krankenversicherung für alle, Obamacare, scheiterte zweimal an der Uneinigkeit seiner eigenen Partei im Kongress.

Ein Alpha-Löwe, der den Nachwuchs tot beißt

Die einzig erkennbaren Linien seiner bisherigen Politik sind "Amerika zuerst!" und "Weg mit Obamas Erbe!". Alles, was Obama aufbaute, reißt Trump wieder ein: egal ob Pariser Klimaschutzabkommen, das Iran-Atomabkommen oder das Schutzprogramm für die Kinder illegaler Einwanderer. Dabei verhält sich Trump wie ein neuer Alpha-Löwe, der den Nachwuchs des alten Männchens tot beißt. Nur Michelle Obamas Gemüsegarten durfte stehen bleiben.
Ansonsten hat Donald Trump viel Negatives bewirkt. Bündnispartner vor den Kopf gestoßen und das positive Image Amerikas unter Obama in kürzester Zeit zerstört. Trump führt die Supermacht wie ein Immobilienlöwe. Die Welt da draußen interessiert ihn nur, wenn sie Geld oder Jobs bringt.
Fazit: Ein Jahr nach seinem Wahlsieg hat Trump wenig bewirkt, aber viel zerstört.
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