Donald Trump

Wie sich der US-Präsident bereichert

04:24 Minuten
Falscher 100-Dollar-Schein mit dem Porträt Donald Trumps
Donald Trumps Vermischung von politischen und Geschäftsinteressen wird wohl vorerst juristisch folgenlos bleiben, da er für den Obersten Gerichtshof im Amt als immun gilt. © picture alliance / Hans Lucas / Vincent Feuray
Ein Kommentar von Heike Buchter |
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Wenn Donald Trump sein Amt beendet, wird er wohl noch viel reicher sein. Noch nie hat ein US-Präsident das höchste Regierungsamt so schamlos für die eigene Geschäftemacherei genutzt wie Trump - und seine Familie. In Grenzen hält sich nur die Empörung.
Ein Geständnis vorweg: Auch ich habe Donald Trump reicher gemacht. Beim Besuch der Wine & Whiskey Bar im Trump Tower in Manhattan bestellte ich den „Forty Five“. Das ist ein Whiskey mit Sirup und Bitter, serviert mit zwei kleinen Hamburgern und Trumps Lieblingsgetränk, einer Diät-Cola, zum stolzen Preis von 45 Dollar.
45 - Name und Preis beziehen sich auf Trumps erste Amtszeit, als er der 45. Präsident der USA war. Die Bar, voll mit Dutzenden Fotos und Souvenirs aus dem Weißen Haus, gehört dem trumpschen Familienunternehmen. Das leiten inzwischen seine Söhne Eric und Don Jr., doch Trump Senior ist immer noch der Eigentümer.
Und so kassiert der US-Präsident bei allen Geschäften mit ab. Etwa im Trump Store, wo die Familienfirma allerlei Nippes anbietet. Derzeit gibt es dort Schwimmringe, Strandtaschen und Schürzen im Sommerschlussverkauf. Alles mit seinem Namen verziert. Und auch mit Mar-a-Lago, dem Luxusresort in Florida, in dem Trump mit seiner Frau Melania lebt, wenn er nicht im Weißen Haus ist.
Zutritt erhält dort nur, wer eine Aufnahmegebühr zahlt. Lag die 2016, zu Beginn seiner ersten Amtszeit, noch bei rund 200.000 Dollar, müssen neue Mitglieder heute eine Million Dollar überweisen.

Um schätzungsweise 3,5 Milliarden Dollar reicher

Das Magazin "The New Yorker" kalkulierte jüngst, der Präsident und seine Angehörigen hätten ihr Vermögen um bis zu dreieinhalb Milliarden Dollar vermehrt - und das nur im ersten halben Jahr seiner derzeitigen Amtszeit.
Zu dieser erstaunlichen Summe trugen vor allem die Kryptoaktivitäten der Trumps bei, darunter eine digitale Sammelmünze, die Trump zu seiner Amtseinführung herausgab. Der Wert solcher Coins ist hoch spekulativ und hängt allein von der Nachfrage ab. Die kurbelte Trump an, indem er den Top-Käufern ein Dinner mit ihm versprach.
Donald-Trump-Münze mit Bitcoin und anderen Münzen, die für Kryptowährungen stehen
Ein Geschäftsmann im Weißen Haus: Donald Trump hat eine digitale Sammelmünze herausgegeben.© picture alliance / NurPhoto / Jonathan Raa
Den Staatsbesuch des Präsidenten im Nahen Osten im Mai nutzten seine Söhne, um das Familienimperium zu vergrößern. Sie unterschrieben Verträge in Katar, Saudi-Arabien und in den Vereinigten Emiraten: für den Bau neuer Trump Tower, Golfplätze oder für Transaktionen mit Kryptowährungen.
Wie brisant die Verflechtung seiner Amtsgeschäfte mit seinen privaten sind, zeigt das Beispiel Vietnam. Dort baut das Trump-Imperium Siedlungen, Hotelanlagen und einen Golfplatz für insgesamt 1,5 Milliarden Dollar. In Ho-Chi-Minh-Stadt könnte auch ein Trump Tower entstehen, die Verhandlungen dazu laufen noch. Gleichzeitig verhandelte die US-Regierung mit Vietnam über die künftige Höhe der Zölle.

"Historischer Raubüberfall"

Die Empörung über Trumps private Profite im Amt müsste eigentlich groß sein. Schließlich handelt es sich um einen „welthistorischen Raubüberfall”, wie das Polit-Magazin "The Atlantic" Trumps Präsidentschaft jüngst bezeichnete. Und in der Tat gibt es in der amerikanischen Verfassung klare Verbote, was Geschenke ausländischer Mächte an den Präsidenten angeht. Doch niemand hat Präsident Trump bisher zur Rechenschaft gezogen.
Zwar gab es Klagen wegen der Vermischung von Amt und Kommerz unter anderem von konkurrierenden Hoteliers vor dem Obersten Gerichtshof. Doch der, fest in der Hand von Richtern, die Trump nahestehen, ließ sie ins Leere laufen. Ja, der Gerichtshof erklärte den Präsidenten sogar für immun, sollte er im Rahmen seiner Amtstätigkeit gegen Gesetze verstoßen.
Auch die öffentliche Aufregung über Trumps Raffgier hält sich in Grenzen. Angesichts der täglichen Trump-Schlagzeilen könnte es schlicht Ermüdung sein. Ein weiterer Grund ist alarmierender: Dass Trump seine eigenen Geschäfte vorantreibt und gleichzeitig das Land regiert, ist für viele Amerikaner einfach nur ehrlich. In Umfragen hält eine Mehrheit der Amerikaner ihre Politiker generell für korrupt. In ihren Augen macht Trump das, was alle in Washington machen - nur eben nicht heimlich, sondern vor aller Augen.

Heike Buchter ist Journalistin und Autorin mit Fokus auf Wirtschaft und Finanzen. Nach dem Abitur an der Deutschen Schule in Barcelona studierte sie in Madrid und Reutlingen Betriebswirtschaft. Seit 2001 berichtet sie von der Wall Street, 2008 wurde sie Wirtschaftskorrespondentin der "Zeit" in den USA. Im Oktober 2023 erschien ihr jüngstes Buch: „Wer wird Milliardär? - Vom großen globalen Abkassieren" im Campus Verlag.

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