Don Camillo und Pepone lassen grüßen
"Er war der galanteste Dichter des Barock", sagt der Herr Pfarrer. "Ich bin ja nicht prinzipiell gegen ihn", sagt der Herr Bürgermeister. "Aber muss das sein?!" Die Rede ist von dem Dichter Menantes, der in Wandersleben bei Erfurt geboren wurde. Der Pfarrer hat einen "Menantes-Förderkreis" ins Leben gerufen und den "Menantes-Preis für erotische Dichtung".
Kramer: "Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass wir heute hier zum Literaturfest in Wandersleben zusammen gekommen sind."
Das ist der Herr Pfarrer.
Kramer: "Der erste Menantes-Literaturpreis für erotische Dichtkunst, der deutschlandweit ausgeschrieben war und den gesamten deutschsprachigen Raum erreicht hat."
Na, da guck an!
Navratil: "Es ist Geschmackssache. Ich find’s amüsant."
Findet die Frau Navratil vom Menantes-Förderkreis.
Navratil: "Sagen wir mal so: Erotisch ist ja für mich erotisch. Und hat wie viele hier im Ort nich mit Sex zu tun. Bei mir. Und das ist, was viele nicht auseinander halten können: Erotik und Sex."
Der Herr Pfarrer schon.
Scheffel: "Der Pfarrer ist ja nen Mann, der das dann wirklich auch selber macht."
Findet die Frau Scheffel vom Hotel.
Große: "Sie können in Deutschland kaum einen anderen Pfarrer finden, der so was auf die Beine gestellt hat."
Findet der Herr Doktor Große, der extra aus Berlin angereist ist. Muss ein toller Typ sein, der Herr Pfarrer. Oder Frau Navratil?
Navratil: "Es ist auch das Problem, dass unser Pfarrer vielleicht nicht son typischer Pfarrer ist."
Doch nicht alles eitel Sonnenschein – in Wandersleben?!
Navratil: "Wie unser Bürgermeister das gerne hätte. Alles gesittet, alles geregelte Verhältnisse."
Der Bürgermeister – das ist der Herr Doktor Päselt. Der sitzt genau am anderen Ende des Dorfes in seinem Amtshaus.
"Also, ich muss vorsichtig sein – entschuldigen Sie, wenn ich das sage."
Kein Problem, Herr Bürgermeister.
Bürgermeister: "Es is nen Ort, der manchmal nich ganz einfach is, aber: Man kennt sich untereinander. Ich sag’s immer so."
Der Herr Bürgermeister und der Herr Pfarrer sind – na, wie soll man sagen?! - nicht gerade die dicksten Freunde. Heißt es in Wandersleben.
Dwars: "Es ist ja nen kleines Dorf. Ich glaube, wenn ich mich nicht irre, 1200 Einwohner sind das."
Da hat er recht – der Herr Doktor Dwars.
Dwars: "Liegt zwischen Erfurt und Gotha. Und das schöne is, dass diese Kirchgemeinde, um den Pfarrer Kramer herum, ein Identifikationsangebot bietet."
Ein "Identifikationsangebot" – so so. Der Herr Doktor Dwars ist von Hause aus Ausstellungsmacher.
Dwars: "Und sagt: Wir brauchen auch etwas, wo wir sagen: Das ist unser, damit können wir auch erscheinen. Das find ich schon interessant."
Findet der Herr Doktor Dwars. Ganz uneigennützig natürlich. Hat ja nur für den Herrn Pfarrer und seine Schäfchen die Menantes-Ausstellung im Pfarrhaus auf die Beine gestellt.
Große: "Und es ist hier eine ungeheure Aktivität."
Findet auch der Herr Große.
Große: "Sehen Sie mal: Ich komme ja aus Berlin. Und wenn in Berlin auch in jedem Stadtteil so ne Aktivität wäre, das ist kaum vorstellbar. Und ich denke, so Dörfer, die haben ja die Schwierigkeit: Die Leute ziehen weg. Weil nichts hier abläuft. Aber wenn die nun selbst was machen, dann ist es doch großartig."
Und was selbst machen – das tun sie in Wandersleben. Also, der Herr Pfarrer und die anderen Menantes-Liebhaber.
Dwars: "Man braucht sich nicht schämen, wenn man den Namen noch nie gehört hat."
Welchen?
Dwars: "Christian Friedrich Hunold, genannt Menantes."
Christian Wer?
Dwars: "Christian Friedrich Hunold, genannt Menantes."
Noch nie gehört.
Dwars: "Ich hab ihn vor zwei Jahren auch noch nicht gekannt." (Lacht)
Na, dann ist ja gut.
Dwars: "Is der meist gelesene Autor um 1700 bis ungefähr 1730, also später Barock. Und da war er ganz wichtig."
So, so.
Dwars: (Pathetisch) "Dieses Weltmeer zu ergründen, is Gefahr und Eitelkeit. In sich selber muss man finden, Perlen der Zufriedenheit."
Hobohm: "Der Dichter ist 1680 hier im Ort geboren."
In Wandersleben.
Dwars: "Nen großer, berühmter Skandalautor."
Tatsächlich?!
Hellwich: "Na ja, so mit ganz lockerer Zunge könnte man ja sagen, Menantes war der Herausgeber der barocken Zeitschrift "Bild"." (lacht)
Das ist der Herr Hellwich.
Hellwich: "Mit Klatsch aus den Adelshäusern, also, hm, ja."
Der Herr Hellwich ist Schauspieler und schlüpft ab und zu in die Rolle des Herrn Menantes.
Dwars: "Ich sage: Es ist der Simmel des Barock." (lacht)
Sagt der Herr Doktor Dwars!
Kramer: "Über diese Etikettierung (lacht) bin ich sehr unglücklich. Aber ich gestatte sie unserem Ausstellungsmacher."
Na, das ist aber nett vom Herrn Pfarrer.
Hobohm: "Und, ja?! Die Gleichsetzung mit Simmel: Ich denke (lacht) es ist nen bisschen deutsches Denken oder deutsches literaturwissenschaftliches Denken, immer einzuteilen in hoch und niedrig. In U und E."
Das ist jetzt die Frau Doktor Hobohm – die Literaturexpertin in Wandersleben.
Hobohm: "Also, ich für mich habe entschieden: Ein Buch muss auch unterhalten."
Richtig!
Hobohm: "Und es ist nichts Schlechtes daran, wenn ein Buch auch hohe Auflagenziffern hat. Weder in der Zeit des 18. Jahrhunderts noch in unserer Zeit. Ich glaube, wir sind immer so in dem Denken verfangen: Ein Buch, das gut verkauft wird, das Millionen Leser hat, das ist automatisch ... es ist nen bisschen anrüchig."
Bürgermeister: "Ich verurteil ja solche Schriftsteller nich."
Meldet sich der Herr Bürgermeister wieder zu Wort.
Bürgermeister: "Weil man sagt: Auch Simmel is besser, als wenn se nix lesen. Und Karl May, nich?!"
Von dem hat der Herr Bürgermeister die Komplettausgabe im Regal stehen. Aber noch nie was davon gelesen. Von Menantes schon. Kostprobe gefällig?!
Bürgermeister: "Nun, dieser Fürstentugend, Gold glänzt in dem teuren Leopold, so bringe dann bis an der Sterne Achsen, den edlen Zweig der hoch gepriesenen Sachsen."
Schon ein bisschen geschwollen. Findet auch der Herr Bürgermeister.
Bürgermeister: "Die Einfallslosigkeit der Reime in diesem weltlichen Gelegenheitsgedicht, die Unbeholfenheit des Bildes, in dem die Sachsen hoch gepriesen mit den Achsen ..."
Jetzt zitiert der Herr Doktor Päselt gerade aus einem ganz wichtigen Standardwerk über Menantes.
Bürgermeister: " ... all dies spricht den Menschen der Gegenwart kaum mehr an. Manche Gedichte sind in der Tat kaum erträglich."
Gutes Stichwort. Schenken wir uns das.Fassen wir lieber noch mal zusammen. Bitte Herr Bürgermeister!
Bürgermeister: "Wenn ich jetzt also Hunold einordnen sollte und so. Und lese alle meine Literaturgeschichte, dann steht da nur drin, dass die Barockliteratur nun nicht das Highlight ist."
Er mag ihn einfach nicht – den Menantes. Der Herr Pfarrer dafür umso mehr.
Kramer:
"Du bist mein werter Freund
du süßes Spiel der Seiten.
Dein Rat ist treu und gut
Die Sorgen zu bestreiten."
Sehr schön, Herr Pfarrer.
Kramer: "Ein Mensch mit Widersprüchen."
Der Menantes.
Dwars: "Nen 20-jähriger Mann, der mittellos is, weil er als Student alles verzecht hat – sein gesamtes Erbe."
Das ist jetzt wieder der Herr Ausstellungsmacher.
Dwars: "Der bricht auf, der geht nicht reumütig zurück in sein Dorf und bettelt jetzt um sein Auskommen, um vielleicht das Studium zu beenden. Nein! Nein! Der geht in die damals größte Stadt mit 70.000 Einwohnern, die Deutschland hatte."
Nach Hamburg.
Dwars: "Und versucht sich einfach zunächst mal als Winkeladvokat. Und dann sagt er: Okay, schreiben kann ich. Ich mach das mal. Und schreibt natürlich handfeste Skandalliteratur für den Markt. Je mehr er Schwierigkeiten hatte, desto besser."
Hobohm: "Der aber dann in sich gefestigt wird und in der zweiten Hälfte seines Lebens Libretti schreibt, die dann später von Johann Sebastian Bach vertont werden."
Becker: "Einen schönen guten Abend. Es freut mich riesig, dass ich hier sein darf. Heute geht es um Erotik. Und ich glaube, dass die Erotik nicht nur etwas für ganz junge Menschen ist, sondern auch für uns: Reifere." (Lachen)
Das freut die Frau Doktor Hobohm zu hören. Auf Konventionen pfeifen – das haben sie von Menantes gelernt. In Wandersleben.
Hobohm: "Ein Mensch, der einen Entwicklungsprozess genommen hat – also ich finde, dass gibt auch jungen Menschen Mut, zu sagen: Behauptet euch, geht auch hinaus in die Fremde."
Na, sehen Sie, Herr Bürgermeister!
Bürgermeister: "Es is schwierig, wenn man da was sagt."
Ach bitte!
Bürgermeister: "Ich muss ganz ehrlich sagen: Das is also nich so..." (stöhnt)
Ja, was denn?
Bürgermeister: "Es ist nicht verboten. Wenn nen Förderkreis das macht."
Das?!
Bürgermeister: "Das muss die Kirche nun selber mit sich verantworten, ob se Erotiksachen macht oder was anderes."
Hellwich: (Stöhnen) "Nun, äh, (lacht) ähhh, ja, das würd - ich – nicht – ganz – so – sehen."
Der Herr Große auch nicht.
Große: "Das ist natürlich sehr töricht."
Warum denn?
Große: "In der Bibel ist Erotik. Und Erotik ist ja ein Teil des menschlichen Lebens."
Der Herr Hellwich alias Menantes sieht das – natürlich! – genauso.
Hellwich: "Im Alten Testament steht: Liebet und mehret euch! Und das ist ja wohl auch ne Aufforderung, erotisch zu sein."
Navratil: "Ich meine: Auch Pfarrer sind Männer. Die bekommen Kinder."
Frau Navratil!
Päselt: "Mäßigung! Mäßigung – ja?! In allen Lagen!"
Richtig, Herr Bürgermeister!
Dwars: "Ich find das sehr subversiv: Erotik im Pfarrhaus!" (lacht)
Muss das jetzt sein?! Also, Herr Dwars.
Dwars: "Schöner geht’s gar nicht." (lacht)
So geht das jetzt aber nicht weiter! Ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit bitte!
Kramer: "Wir haben uns natürlich auch reiflich überlegt: Wagen wir es?"
Na, geht doch. Also: Herr Pfarrer.
Kramer: "Und auch mit dem Thema Erotik als Kirchgemeinde, letztlich Kirche auch darauf einzugehen? Und wir sind der Meinung: Wir haben das richtig gemacht. Denn es ist wichtig, Denkanstöße in unsere Zeit rein zu geben."
Findet auch die Frau Kotschik von der Kirchgemeinde.
Kotschik: "Es hat Lebensfreude produziert. Eben für uns. Wir sind alle so Mitte 60."
Und wie viele?
Kotschik: (Lachen) "Sechs. Hm. Passt eigentlich zum Thema!" (lautes, langes Lachen)
Kramer: "Passt zum Thema!" (Lachen)
Große: "Die müssen ja vor Erotik ja (lacht laut) wahrscheinlich nicht mehr haben schlafen können." (lacht)
Herr Große!
Kotschik: "Und da fragt man sich: Is das nen Thema für mich (lacht) Und hat uns auch unsere Gedanken geschärft, dass dieser Begriff Erotik nicht nur oberflächlich betrachtet werden sollte. Eben als die Kraft zwischen Himmel und Erde, die eigentlich sowohl Kraft gibt, das Negative zu ertragen, als auch eben das Glück, das eben auch so mit dem Begriff Erotik verbunden ist."
Kramer: "Und nicht eine Leibfeindlichkeit und Sexualfeindlichkeit propagiert wird durch Kirche oder Religion."
Bürgermeister: "Die Jungen und die Alten haben ne andere Vorstellung."
Ach, Herr Bürgermeister. Sie können es aber auch nicht lassen – oder?!
Bürgermeister: "Mäßigung! Mäßigung – ja?! In allen Lagen!"
Ja ja, das kennen wir schon. Fragen wir mal lieber beim Herrn Pfarrer nach. Also: Wie ist das denn so - mit Ihnen und dem Herrn Bürgermeister?
Kramer: (Lachen) "Ich möchte mich also zu Bürgermeister Päselt und seiner Thematik nicht äußern – im öffentlich-rechtlichen Rundfunk."
Du meine Güte!
Kramer: "Das macht nen Thema (lacht) für sich."
Ah, ja. Aber vielleicht kann ja die Frau Scheffel weiter helfen.
Scheffel: "Ich kann nur hoffen, dass wir bald einen anderen Bürgermeister haben werden. Sage ich. Und da stehe ich auch dazu."
Zustände sind das in Wandersleben!
Kleemann: "Der ist päpstlicher als der Papst."
Findet die Frau Kleemann vom Menantes-Förderkreis.
Kleemann: "Der lässt sich auch hier nie blicken."
Auch nicht beim Literaturfest.
Bürgermeister: "Also, ich kann leider nicht, weil wir treffen uns ... meine Cousinen und Cousins im Westen sind bis auf einen alle älter als ich. Ich wär aber sonst hingegangen, es hängt nicht damit zusammen."
Nä, nä, klar!
Kleemann: "Ja, das ist so einer. Von der Sorte. Die eben nicht verstehen, dass das Erotik nichts mit Pornographie zu tun hat. Aber: Den kann man auch nicht belehren. Der is so."
Der Herr Bürgermeister.
Kleemann: "Wir haben immer eher das Gefühl, er wirft uns hier Knüppel in die Beine, wo er nur kann."
Navratil: "Also im Dorf ist es sogar so bei uns, dass die teilweise auch mit dem Denkmal: Wozu brauchen wir das? Das Geld hätten wir für was anderes nehmen können. Das sind ja alles Gelder, die unser Pfarrer und wir, die wir irgendwelche Fördergelder besorgen, die wir sonst auch nicht bekommen hätten. Das ist alles Arbeit, die die nicht sehen. Und anstatt sich zu freuen, was wir machen, dass wir was bewegen, da kommt nur Gegenwehr. Das ist schon nen bisschen traurig."
Dwars: "Das ist nen Debakel! Natürlich!"
Findet der Herr Doktor Dwars. Aber:
Dwars: "Das ist menschlich, allzu menschlich. Dass immer da, wo Personen auf größere Gemeinschaften einwirken – das es da Gerangel gibt und verschiedene Sichten."
Navratil: "Die anderen, die von der CDU, die zum Bürgermeister gehören, sage ich mal, die sind eigentlich auch kritischer. Weil: Die sind alle beeinflusst in meinen Augen. Und denken nicht so weit. Die sehen einfach nicht, dass das keine Konkurrenz ist zum öffentlichen Amt, sondern dass wir das eigentlich nur für den Ort machen."
Kleemann: "Wir sind doch froh, dass überhaupt hier im Dorf die Leute vom Dorf Gelegenheit haben, irgendwas kennen zu lernen. Und ich mein, der Anspruch ist ja da. Und das passt dem nicht. Ich weiß auch nicht warum?"
Na, wir haben da so eine Vermutung.
Bürgermeister: "Also, wissen Se: Der Bundestag war für mich, das darf ich immer sagen, das war eine tolle Erfahrung."
Der Herr Bürgermeister saß mal im Bundestag.
Bürgermeister: "Ich bin dadurch bei vielen Dingen auch nicht dümmer geworden."
Sicher!
Bürgermeister: "War der absolute König an der Stelle."
Der Doktor Päselt.
Bürgermeister: "Und hab’s auch beide Male direkt geschafft, dritte Mal hat’s leider nich geklappt, ich kann’s nicht ändern. Es hat sicherlich nicht an mir gelegen."
Sicher!
Bürgermeister: "Sondern auch an der großen Politik, die wir mit vertreten mussten. Das muss man auch mal sagen, nich?!"
Sicher!
Bürgermeister: "Und als ich '98 aus dem Bundestag ausgeschieden bin, bin ich dann '99 hier von unterschiedlichen Leutchen gefragt worden: Ich möchte ihn doch machen, den Bürgermeister."
In Wandersleben.
Bürgermeister: "Nein, für mich war’s kein Abstieg, muss ich ganz ehrlich sagen."
Sicher! Mit dem Althaus – dem Ministerpräsidenten – ist er ja per Du – der Herr Bürgermeister. Eine Super Zusammenarbeit.
Scheffel: "Ich vermisse die Zusammenarbeit mit dem Ort Wandersleben."
Jetzt fängt das schon wieder an! Also was denn, Frau Scheffel?!
Scheffel: "Er versteht nicht, dass wir arbeiten müssen, um leben zu können. Und dass wir auf die Zusammenarbeit mit Organisationen, mit der Kirche, mit der Gemeinde angewiesen sind, um zu überleben. Dass wir das nicht nur machen, um reich zu werden, sondern dass wir uns mit dem Ort und mit unserer Arbeit identifizieren. Aber wir müssen auch davon leben."
Nicht wahr, Herr Bürgermeister?!
Bürgermeister: "Das is ne ganz schwierige Frage."
Schwierige Frage?!
Bürgermeister: "Ja ja, es is ja der Verein. Die haben ihre Eigenheiten."
Ihre Eigenheiten?!
Bürgermeister: "Nich, die Kirche sagt: Unter unserem Dach is es nur. Und als Mitglied dieser Kirche und früher auch aktives Mitglied dieser Kirche – da hat’s einen schon nen bisschen (stöhnt) – sagen wir mal so – gewundert. Ich sag das so."
Nä, ist auch voll in Ordnung. Aber noch mal zum Mitschreiben: Was war jetzt eigentlich noch mal das Problem?
Bürgermeister: "Wenn ich nur noch bei den Schlüpfrigen bin, nur noch auf der Ebene bin – also, da is es mir nen bisschen zu viel. Muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen. Nich wegen Prüde oder so."
Natürlich nicht.
Bürgermeister: "Einmal im Jahr geht’s, vielleicht zwei Mal, aber nich auf jeder Veranstaltung."
Nä, klar. Und wo wir schon mal dabei sind:
Bürgermeister: "Ob sich jemand mehr niederlässt, ob es wirtschaftliche Folgen hat, das ist die große Frage."
Na, auf das Argument hat der Herr Pfarrer nur gewartet.
Kramer: "Das ist Unsinn. Es ist also wirklich Unsinn. Wir haben Bauaufträge ausgelöst in Höhe von 150.000 Euro, dass also wieder etwas passieren kann. Das waren also auch alles Spenden und Fördermittel und Stiftungsmittel."
150.000 Euro – ist ja auch kein Pappenstil.
Kramer: "Also, der Vorwurf ist abstrus. Ich würde eher den Spieß umdrehen. Man muss Folgendes sehen: Dass über die Bekanntheit des Menantes und unserer Arbeit, ein positiver Effekt für unsere Region statt findet."
Und, Herr Bürgermeister?! Sprachlos?!
Bürgermeister: "Man soll sich nich so sehr mit den ..., ob der nun an dem Tag auf dem und dem Lokus gewesen is. Oder dort war."
Interessantes Argument.
Bürgermeister: "Das spielt ja nich die große Rolle, sondern wirklich: Was hat er in seinen Schriften ausdrücken wollen? Warum? In welchem Umfeld ist das geschehen? Dass man mal nen Verständnis dafür kriegt."
Diese ganze Kommerzialisierung unserer geistigen Größen geht dem Herrn Bürgermeister so und so auf die Nerven. Und zwar gewaltig! Ausgerechnet im Land der Dichter und Denker!
Bürgermeister: "Wenn mancher denkt, jetzt hab ich ne Schiller-Ehrung gemacht, weil ich ne Schillerlocke gegessen habe. Oder ne Mozartkugel."
Scheffel: "Wunderbar! Wunderbar! Mozartkugel!"
Frau Scheffel!
Dwars: "Die Frage ist ja immer, ob man daraus ein Ausverkauf macht. Also, wenn wir jetzt da meinetwegen einen Menantes-Vibrator verkaufen würden, dann wär es wirklich geschmacklos. Völlig klar, nä?! (Stöhnt leicht) Man könnte sich zum Beispiel – und das würde ich gar nicht so geschmacklos finden: In Gotha gibt es ne Sektkellerei. Wenn die jetzt einen Jahrgangssekt Menantes kreieren würden – würde ich das gut finden."
Nur der Herr Bürgermeister nicht.
Bürgermeister: "Das is nen Werbegag. Aber es is keinerlei geistige Auseinandersetzung oder irgendwas, was mir was bringt. Von meinem Verhalten her und so. Ich erwarte doch, wenn ich irgendwas lese, dass ich mich auch irgendwann nen bisschen danach halte."
Becker (über Lautsprecher):
Das frisch gebackene Brot, noch warm in der Hand,
duftet wie die Haut nach einer Liebesnacht.
Wie ein schlafendes Kind in der Wiege.
Wie unsere schönsten Jahre.
Hellwich: "Und ich als Menantes möchte mich von Ihnen verabschieden."
Schade!
Pfarrer: "Also, Freude ist auf alle Fälle (lacht) auf unserer Seite."
Na dann ist ja gut, Herr Pfarrer.
Große: "Und das muss in so was kulminieren."
Oh Gott, wenn das der Herr Bürgermeister hört!
Bürgermeister: "Das reicht."
Stimmt!
Hobohm: "Bumm. Aus."
Das ist der Herr Pfarrer.
Kramer: "Der erste Menantes-Literaturpreis für erotische Dichtkunst, der deutschlandweit ausgeschrieben war und den gesamten deutschsprachigen Raum erreicht hat."
Na, da guck an!
Navratil: "Es ist Geschmackssache. Ich find’s amüsant."
Findet die Frau Navratil vom Menantes-Förderkreis.
Navratil: "Sagen wir mal so: Erotisch ist ja für mich erotisch. Und hat wie viele hier im Ort nich mit Sex zu tun. Bei mir. Und das ist, was viele nicht auseinander halten können: Erotik und Sex."
Der Herr Pfarrer schon.
Scheffel: "Der Pfarrer ist ja nen Mann, der das dann wirklich auch selber macht."
Findet die Frau Scheffel vom Hotel.
Große: "Sie können in Deutschland kaum einen anderen Pfarrer finden, der so was auf die Beine gestellt hat."
Findet der Herr Doktor Große, der extra aus Berlin angereist ist. Muss ein toller Typ sein, der Herr Pfarrer. Oder Frau Navratil?
Navratil: "Es ist auch das Problem, dass unser Pfarrer vielleicht nicht son typischer Pfarrer ist."
Doch nicht alles eitel Sonnenschein – in Wandersleben?!
Navratil: "Wie unser Bürgermeister das gerne hätte. Alles gesittet, alles geregelte Verhältnisse."
Der Bürgermeister – das ist der Herr Doktor Päselt. Der sitzt genau am anderen Ende des Dorfes in seinem Amtshaus.
"Also, ich muss vorsichtig sein – entschuldigen Sie, wenn ich das sage."
Kein Problem, Herr Bürgermeister.
Bürgermeister: "Es is nen Ort, der manchmal nich ganz einfach is, aber: Man kennt sich untereinander. Ich sag’s immer so."
Der Herr Bürgermeister und der Herr Pfarrer sind – na, wie soll man sagen?! - nicht gerade die dicksten Freunde. Heißt es in Wandersleben.
Dwars: "Es ist ja nen kleines Dorf. Ich glaube, wenn ich mich nicht irre, 1200 Einwohner sind das."
Da hat er recht – der Herr Doktor Dwars.
Dwars: "Liegt zwischen Erfurt und Gotha. Und das schöne is, dass diese Kirchgemeinde, um den Pfarrer Kramer herum, ein Identifikationsangebot bietet."
Ein "Identifikationsangebot" – so so. Der Herr Doktor Dwars ist von Hause aus Ausstellungsmacher.
Dwars: "Und sagt: Wir brauchen auch etwas, wo wir sagen: Das ist unser, damit können wir auch erscheinen. Das find ich schon interessant."
Findet der Herr Doktor Dwars. Ganz uneigennützig natürlich. Hat ja nur für den Herrn Pfarrer und seine Schäfchen die Menantes-Ausstellung im Pfarrhaus auf die Beine gestellt.
Große: "Und es ist hier eine ungeheure Aktivität."
Findet auch der Herr Große.
Große: "Sehen Sie mal: Ich komme ja aus Berlin. Und wenn in Berlin auch in jedem Stadtteil so ne Aktivität wäre, das ist kaum vorstellbar. Und ich denke, so Dörfer, die haben ja die Schwierigkeit: Die Leute ziehen weg. Weil nichts hier abläuft. Aber wenn die nun selbst was machen, dann ist es doch großartig."
Und was selbst machen – das tun sie in Wandersleben. Also, der Herr Pfarrer und die anderen Menantes-Liebhaber.
Dwars: "Man braucht sich nicht schämen, wenn man den Namen noch nie gehört hat."
Welchen?
Dwars: "Christian Friedrich Hunold, genannt Menantes."
Christian Wer?
Dwars: "Christian Friedrich Hunold, genannt Menantes."
Noch nie gehört.
Dwars: "Ich hab ihn vor zwei Jahren auch noch nicht gekannt." (Lacht)
Na, dann ist ja gut.
Dwars: "Is der meist gelesene Autor um 1700 bis ungefähr 1730, also später Barock. Und da war er ganz wichtig."
So, so.
Dwars: (Pathetisch) "Dieses Weltmeer zu ergründen, is Gefahr und Eitelkeit. In sich selber muss man finden, Perlen der Zufriedenheit."
Hobohm: "Der Dichter ist 1680 hier im Ort geboren."
In Wandersleben.
Dwars: "Nen großer, berühmter Skandalautor."
Tatsächlich?!
Hellwich: "Na ja, so mit ganz lockerer Zunge könnte man ja sagen, Menantes war der Herausgeber der barocken Zeitschrift "Bild"." (lacht)
Das ist der Herr Hellwich.
Hellwich: "Mit Klatsch aus den Adelshäusern, also, hm, ja."
Der Herr Hellwich ist Schauspieler und schlüpft ab und zu in die Rolle des Herrn Menantes.
Dwars: "Ich sage: Es ist der Simmel des Barock." (lacht)
Sagt der Herr Doktor Dwars!
Kramer: "Über diese Etikettierung (lacht) bin ich sehr unglücklich. Aber ich gestatte sie unserem Ausstellungsmacher."
Na, das ist aber nett vom Herrn Pfarrer.
Hobohm: "Und, ja?! Die Gleichsetzung mit Simmel: Ich denke (lacht) es ist nen bisschen deutsches Denken oder deutsches literaturwissenschaftliches Denken, immer einzuteilen in hoch und niedrig. In U und E."
Das ist jetzt die Frau Doktor Hobohm – die Literaturexpertin in Wandersleben.
Hobohm: "Also, ich für mich habe entschieden: Ein Buch muss auch unterhalten."
Richtig!
Hobohm: "Und es ist nichts Schlechtes daran, wenn ein Buch auch hohe Auflagenziffern hat. Weder in der Zeit des 18. Jahrhunderts noch in unserer Zeit. Ich glaube, wir sind immer so in dem Denken verfangen: Ein Buch, das gut verkauft wird, das Millionen Leser hat, das ist automatisch ... es ist nen bisschen anrüchig."
Bürgermeister: "Ich verurteil ja solche Schriftsteller nich."
Meldet sich der Herr Bürgermeister wieder zu Wort.
Bürgermeister: "Weil man sagt: Auch Simmel is besser, als wenn se nix lesen. Und Karl May, nich?!"
Von dem hat der Herr Bürgermeister die Komplettausgabe im Regal stehen. Aber noch nie was davon gelesen. Von Menantes schon. Kostprobe gefällig?!
Bürgermeister: "Nun, dieser Fürstentugend, Gold glänzt in dem teuren Leopold, so bringe dann bis an der Sterne Achsen, den edlen Zweig der hoch gepriesenen Sachsen."
Schon ein bisschen geschwollen. Findet auch der Herr Bürgermeister.
Bürgermeister: "Die Einfallslosigkeit der Reime in diesem weltlichen Gelegenheitsgedicht, die Unbeholfenheit des Bildes, in dem die Sachsen hoch gepriesen mit den Achsen ..."
Jetzt zitiert der Herr Doktor Päselt gerade aus einem ganz wichtigen Standardwerk über Menantes.
Bürgermeister: " ... all dies spricht den Menschen der Gegenwart kaum mehr an. Manche Gedichte sind in der Tat kaum erträglich."
Gutes Stichwort. Schenken wir uns das.Fassen wir lieber noch mal zusammen. Bitte Herr Bürgermeister!
Bürgermeister: "Wenn ich jetzt also Hunold einordnen sollte und so. Und lese alle meine Literaturgeschichte, dann steht da nur drin, dass die Barockliteratur nun nicht das Highlight ist."
Er mag ihn einfach nicht – den Menantes. Der Herr Pfarrer dafür umso mehr.
Kramer:
"Du bist mein werter Freund
du süßes Spiel der Seiten.
Dein Rat ist treu und gut
Die Sorgen zu bestreiten."
Sehr schön, Herr Pfarrer.
Kramer: "Ein Mensch mit Widersprüchen."
Der Menantes.
Dwars: "Nen 20-jähriger Mann, der mittellos is, weil er als Student alles verzecht hat – sein gesamtes Erbe."
Das ist jetzt wieder der Herr Ausstellungsmacher.
Dwars: "Der bricht auf, der geht nicht reumütig zurück in sein Dorf und bettelt jetzt um sein Auskommen, um vielleicht das Studium zu beenden. Nein! Nein! Der geht in die damals größte Stadt mit 70.000 Einwohnern, die Deutschland hatte."
Nach Hamburg.
Dwars: "Und versucht sich einfach zunächst mal als Winkeladvokat. Und dann sagt er: Okay, schreiben kann ich. Ich mach das mal. Und schreibt natürlich handfeste Skandalliteratur für den Markt. Je mehr er Schwierigkeiten hatte, desto besser."
Hobohm: "Der aber dann in sich gefestigt wird und in der zweiten Hälfte seines Lebens Libretti schreibt, die dann später von Johann Sebastian Bach vertont werden."
Becker: "Einen schönen guten Abend. Es freut mich riesig, dass ich hier sein darf. Heute geht es um Erotik. Und ich glaube, dass die Erotik nicht nur etwas für ganz junge Menschen ist, sondern auch für uns: Reifere." (Lachen)
Das freut die Frau Doktor Hobohm zu hören. Auf Konventionen pfeifen – das haben sie von Menantes gelernt. In Wandersleben.
Hobohm: "Ein Mensch, der einen Entwicklungsprozess genommen hat – also ich finde, dass gibt auch jungen Menschen Mut, zu sagen: Behauptet euch, geht auch hinaus in die Fremde."
Na, sehen Sie, Herr Bürgermeister!
Bürgermeister: "Es is schwierig, wenn man da was sagt."
Ach bitte!
Bürgermeister: "Ich muss ganz ehrlich sagen: Das is also nich so..." (stöhnt)
Ja, was denn?
Bürgermeister: "Es ist nicht verboten. Wenn nen Förderkreis das macht."
Das?!
Bürgermeister: "Das muss die Kirche nun selber mit sich verantworten, ob se Erotiksachen macht oder was anderes."
Hellwich: (Stöhnen) "Nun, äh, (lacht) ähhh, ja, das würd - ich – nicht – ganz – so – sehen."
Der Herr Große auch nicht.
Große: "Das ist natürlich sehr töricht."
Warum denn?
Große: "In der Bibel ist Erotik. Und Erotik ist ja ein Teil des menschlichen Lebens."
Der Herr Hellwich alias Menantes sieht das – natürlich! – genauso.
Hellwich: "Im Alten Testament steht: Liebet und mehret euch! Und das ist ja wohl auch ne Aufforderung, erotisch zu sein."
Navratil: "Ich meine: Auch Pfarrer sind Männer. Die bekommen Kinder."
Frau Navratil!
Päselt: "Mäßigung! Mäßigung – ja?! In allen Lagen!"
Richtig, Herr Bürgermeister!
Dwars: "Ich find das sehr subversiv: Erotik im Pfarrhaus!" (lacht)
Muss das jetzt sein?! Also, Herr Dwars.
Dwars: "Schöner geht’s gar nicht." (lacht)
So geht das jetzt aber nicht weiter! Ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit bitte!
Kramer: "Wir haben uns natürlich auch reiflich überlegt: Wagen wir es?"
Na, geht doch. Also: Herr Pfarrer.
Kramer: "Und auch mit dem Thema Erotik als Kirchgemeinde, letztlich Kirche auch darauf einzugehen? Und wir sind der Meinung: Wir haben das richtig gemacht. Denn es ist wichtig, Denkanstöße in unsere Zeit rein zu geben."
Findet auch die Frau Kotschik von der Kirchgemeinde.
Kotschik: "Es hat Lebensfreude produziert. Eben für uns. Wir sind alle so Mitte 60."
Und wie viele?
Kotschik: (Lachen) "Sechs. Hm. Passt eigentlich zum Thema!" (lautes, langes Lachen)
Kramer: "Passt zum Thema!" (Lachen)
Große: "Die müssen ja vor Erotik ja (lacht laut) wahrscheinlich nicht mehr haben schlafen können." (lacht)
Herr Große!
Kotschik: "Und da fragt man sich: Is das nen Thema für mich (lacht) Und hat uns auch unsere Gedanken geschärft, dass dieser Begriff Erotik nicht nur oberflächlich betrachtet werden sollte. Eben als die Kraft zwischen Himmel und Erde, die eigentlich sowohl Kraft gibt, das Negative zu ertragen, als auch eben das Glück, das eben auch so mit dem Begriff Erotik verbunden ist."
Kramer: "Und nicht eine Leibfeindlichkeit und Sexualfeindlichkeit propagiert wird durch Kirche oder Religion."
Bürgermeister: "Die Jungen und die Alten haben ne andere Vorstellung."
Ach, Herr Bürgermeister. Sie können es aber auch nicht lassen – oder?!
Bürgermeister: "Mäßigung! Mäßigung – ja?! In allen Lagen!"
Ja ja, das kennen wir schon. Fragen wir mal lieber beim Herrn Pfarrer nach. Also: Wie ist das denn so - mit Ihnen und dem Herrn Bürgermeister?
Kramer: (Lachen) "Ich möchte mich also zu Bürgermeister Päselt und seiner Thematik nicht äußern – im öffentlich-rechtlichen Rundfunk."
Du meine Güte!
Kramer: "Das macht nen Thema (lacht) für sich."
Ah, ja. Aber vielleicht kann ja die Frau Scheffel weiter helfen.
Scheffel: "Ich kann nur hoffen, dass wir bald einen anderen Bürgermeister haben werden. Sage ich. Und da stehe ich auch dazu."
Zustände sind das in Wandersleben!
Kleemann: "Der ist päpstlicher als der Papst."
Findet die Frau Kleemann vom Menantes-Förderkreis.
Kleemann: "Der lässt sich auch hier nie blicken."
Auch nicht beim Literaturfest.
Bürgermeister: "Also, ich kann leider nicht, weil wir treffen uns ... meine Cousinen und Cousins im Westen sind bis auf einen alle älter als ich. Ich wär aber sonst hingegangen, es hängt nicht damit zusammen."
Nä, nä, klar!
Kleemann: "Ja, das ist so einer. Von der Sorte. Die eben nicht verstehen, dass das Erotik nichts mit Pornographie zu tun hat. Aber: Den kann man auch nicht belehren. Der is so."
Der Herr Bürgermeister.
Kleemann: "Wir haben immer eher das Gefühl, er wirft uns hier Knüppel in die Beine, wo er nur kann."
Navratil: "Also im Dorf ist es sogar so bei uns, dass die teilweise auch mit dem Denkmal: Wozu brauchen wir das? Das Geld hätten wir für was anderes nehmen können. Das sind ja alles Gelder, die unser Pfarrer und wir, die wir irgendwelche Fördergelder besorgen, die wir sonst auch nicht bekommen hätten. Das ist alles Arbeit, die die nicht sehen. Und anstatt sich zu freuen, was wir machen, dass wir was bewegen, da kommt nur Gegenwehr. Das ist schon nen bisschen traurig."
Dwars: "Das ist nen Debakel! Natürlich!"
Findet der Herr Doktor Dwars. Aber:
Dwars: "Das ist menschlich, allzu menschlich. Dass immer da, wo Personen auf größere Gemeinschaften einwirken – das es da Gerangel gibt und verschiedene Sichten."
Navratil: "Die anderen, die von der CDU, die zum Bürgermeister gehören, sage ich mal, die sind eigentlich auch kritischer. Weil: Die sind alle beeinflusst in meinen Augen. Und denken nicht so weit. Die sehen einfach nicht, dass das keine Konkurrenz ist zum öffentlichen Amt, sondern dass wir das eigentlich nur für den Ort machen."
Kleemann: "Wir sind doch froh, dass überhaupt hier im Dorf die Leute vom Dorf Gelegenheit haben, irgendwas kennen zu lernen. Und ich mein, der Anspruch ist ja da. Und das passt dem nicht. Ich weiß auch nicht warum?"
Na, wir haben da so eine Vermutung.
Bürgermeister: "Also, wissen Se: Der Bundestag war für mich, das darf ich immer sagen, das war eine tolle Erfahrung."
Der Herr Bürgermeister saß mal im Bundestag.
Bürgermeister: "Ich bin dadurch bei vielen Dingen auch nicht dümmer geworden."
Sicher!
Bürgermeister: "War der absolute König an der Stelle."
Der Doktor Päselt.
Bürgermeister: "Und hab’s auch beide Male direkt geschafft, dritte Mal hat’s leider nich geklappt, ich kann’s nicht ändern. Es hat sicherlich nicht an mir gelegen."
Sicher!
Bürgermeister: "Sondern auch an der großen Politik, die wir mit vertreten mussten. Das muss man auch mal sagen, nich?!"
Sicher!
Bürgermeister: "Und als ich '98 aus dem Bundestag ausgeschieden bin, bin ich dann '99 hier von unterschiedlichen Leutchen gefragt worden: Ich möchte ihn doch machen, den Bürgermeister."
In Wandersleben.
Bürgermeister: "Nein, für mich war’s kein Abstieg, muss ich ganz ehrlich sagen."
Sicher! Mit dem Althaus – dem Ministerpräsidenten – ist er ja per Du – der Herr Bürgermeister. Eine Super Zusammenarbeit.
Scheffel: "Ich vermisse die Zusammenarbeit mit dem Ort Wandersleben."
Jetzt fängt das schon wieder an! Also was denn, Frau Scheffel?!
Scheffel: "Er versteht nicht, dass wir arbeiten müssen, um leben zu können. Und dass wir auf die Zusammenarbeit mit Organisationen, mit der Kirche, mit der Gemeinde angewiesen sind, um zu überleben. Dass wir das nicht nur machen, um reich zu werden, sondern dass wir uns mit dem Ort und mit unserer Arbeit identifizieren. Aber wir müssen auch davon leben."
Nicht wahr, Herr Bürgermeister?!
Bürgermeister: "Das is ne ganz schwierige Frage."
Schwierige Frage?!
Bürgermeister: "Ja ja, es is ja der Verein. Die haben ihre Eigenheiten."
Ihre Eigenheiten?!
Bürgermeister: "Nich, die Kirche sagt: Unter unserem Dach is es nur. Und als Mitglied dieser Kirche und früher auch aktives Mitglied dieser Kirche – da hat’s einen schon nen bisschen (stöhnt) – sagen wir mal so – gewundert. Ich sag das so."
Nä, ist auch voll in Ordnung. Aber noch mal zum Mitschreiben: Was war jetzt eigentlich noch mal das Problem?
Bürgermeister: "Wenn ich nur noch bei den Schlüpfrigen bin, nur noch auf der Ebene bin – also, da is es mir nen bisschen zu viel. Muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen. Nich wegen Prüde oder so."
Natürlich nicht.
Bürgermeister: "Einmal im Jahr geht’s, vielleicht zwei Mal, aber nich auf jeder Veranstaltung."
Nä, klar. Und wo wir schon mal dabei sind:
Bürgermeister: "Ob sich jemand mehr niederlässt, ob es wirtschaftliche Folgen hat, das ist die große Frage."
Na, auf das Argument hat der Herr Pfarrer nur gewartet.
Kramer: "Das ist Unsinn. Es ist also wirklich Unsinn. Wir haben Bauaufträge ausgelöst in Höhe von 150.000 Euro, dass also wieder etwas passieren kann. Das waren also auch alles Spenden und Fördermittel und Stiftungsmittel."
150.000 Euro – ist ja auch kein Pappenstil.
Kramer: "Also, der Vorwurf ist abstrus. Ich würde eher den Spieß umdrehen. Man muss Folgendes sehen: Dass über die Bekanntheit des Menantes und unserer Arbeit, ein positiver Effekt für unsere Region statt findet."
Und, Herr Bürgermeister?! Sprachlos?!
Bürgermeister: "Man soll sich nich so sehr mit den ..., ob der nun an dem Tag auf dem und dem Lokus gewesen is. Oder dort war."
Interessantes Argument.
Bürgermeister: "Das spielt ja nich die große Rolle, sondern wirklich: Was hat er in seinen Schriften ausdrücken wollen? Warum? In welchem Umfeld ist das geschehen? Dass man mal nen Verständnis dafür kriegt."
Diese ganze Kommerzialisierung unserer geistigen Größen geht dem Herrn Bürgermeister so und so auf die Nerven. Und zwar gewaltig! Ausgerechnet im Land der Dichter und Denker!
Bürgermeister: "Wenn mancher denkt, jetzt hab ich ne Schiller-Ehrung gemacht, weil ich ne Schillerlocke gegessen habe. Oder ne Mozartkugel."
Scheffel: "Wunderbar! Wunderbar! Mozartkugel!"
Frau Scheffel!
Dwars: "Die Frage ist ja immer, ob man daraus ein Ausverkauf macht. Also, wenn wir jetzt da meinetwegen einen Menantes-Vibrator verkaufen würden, dann wär es wirklich geschmacklos. Völlig klar, nä?! (Stöhnt leicht) Man könnte sich zum Beispiel – und das würde ich gar nicht so geschmacklos finden: In Gotha gibt es ne Sektkellerei. Wenn die jetzt einen Jahrgangssekt Menantes kreieren würden – würde ich das gut finden."
Nur der Herr Bürgermeister nicht.
Bürgermeister: "Das is nen Werbegag. Aber es is keinerlei geistige Auseinandersetzung oder irgendwas, was mir was bringt. Von meinem Verhalten her und so. Ich erwarte doch, wenn ich irgendwas lese, dass ich mich auch irgendwann nen bisschen danach halte."
Becker (über Lautsprecher):
Das frisch gebackene Brot, noch warm in der Hand,
duftet wie die Haut nach einer Liebesnacht.
Wie ein schlafendes Kind in der Wiege.
Wie unsere schönsten Jahre.
Hellwich: "Und ich als Menantes möchte mich von Ihnen verabschieden."
Schade!
Pfarrer: "Also, Freude ist auf alle Fälle (lacht) auf unserer Seite."
Na dann ist ja gut, Herr Pfarrer.
Große: "Und das muss in so was kulminieren."
Oh Gott, wenn das der Herr Bürgermeister hört!
Bürgermeister: "Das reicht."
Stimmt!
Hobohm: "Bumm. Aus."