Dokumentarfilm "Furusato - Wunde Heimat"

Das Leben im Fukushima-Sperrgebiet

Filmausschnitt aus dem Dokumentarfilm "Furusato - Wunde Heimat" des Filmemacher Thorsten Trimpop über die Katastrophe von Fukushima
Der Film "Furusato - Wunde Heimat" von Thorsten Trimpop schildert das Leben nach der Fukushima-Katastrophe. © imFilm / Thorsten Trimpop
Filmemacher Thorsten Trimpop im Gespräch mit Max Oppel · 06.03.2018
Wer in der Sperrzone rund um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima bleibt, riskiert den Tod. Trotzdem leben hier noch etwa 57.000 Menschen. Warum das so ist, zeigt der Filmemacher Thorsten Trimpop in seinem Dokumentarfilm "Furusato".
Die junge Pferdezüchterin Miwa lebt auf verstrahltem Gebiet: in der 20-Kilometer-Sperrzone von Fukushima. Dabei war sie weit weg, als sich die Reaktorkatastrophe 2011 ereignete, lebte in Tokio und hatte dort einen Job.
Warum kehrte sie auf den Pferdehof ihrer Eltern zurück und entschied sich, ihrem Vater bei der Arbeit mit den Pferden zu helfen? Und das, obgleich die Behörden anordneten: Die Pferde müssen erschossen werden, der Hof ist zu räumen. Weswegen setzt sich die junge Frau bewusst einer tödlichen Gefahr aus? - "Mein Vater rastete vor Wut aus, als er hörte, dass ich nicht weggehen werde", erzählt Miwa in dem Dokumentarfilm "Furusato - Wunde Heimat".
Filmemacher Thorsten Trimpop hat die junge Frau begleitet und andere Bewohner porträtiert, die sich weigern, ihre radioaktiv verseuchte Heimat Minamisoma im Distrikt Fukushima zu verlassen. Knapp 57.000 Menschen leben nach wie vor in der Region. Trotz der akuten Gefahr zu erkranken.
Viele bleiben, weil sie keine andere Perspektive sehen. Der Großteil habe vom Fischfang und der Landwirtschaft gelebt, erklärt Filmemacher Trimpop. Im dicht besiedelten Japan gebe es keine Möglichkeit, andere Felder und Höfe zu erwerben und wegzuziehen. Doch der Hauptgrund ist wohl ein anderer: Die Menschen seien "extrem stark mit der Landschaft und dem Ort, an dem sie geboren sind und leben, verwurzelt".

Die Landschaft, die ein Mensch ein Leben lang in sich trägt

Vielleicht lässt sich dies am besten mit dem Wort "Furusato" erklären, das letztendlich auch Trimpops Film den Titel gab. Auf Japanisch heißt es "Heimatstadt" oder "Heimat". Doch eigentlich sei die Bedeutung dieses Wortes noch sehr viel umfassender. "Es beschreibt die erste Landschaft, die man als Mensch sieht, nachdem man geboren wurde, und gleichzeitig die letzte Landschaft, die man sieht, bevor man stirbt."
(lk)

"Furusato – Wunde Heimat" von Thorsten Trimpop: Kinostart am 8. März 2018.

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