Doku-Komödie "Vertreibung ins Paradies"

Den Pessimismus überlisten

09:55 Minuten
Tochter und Vater sitzen an einem gedeckten Tisch im freien, in schwarzweiß von oben fotografiert.
Wo ist das Ende des Lockdowns? Szene aus "Vertreibung ins Paradies". © IT WORKS! Medien
Annekatrin Hendel im Gespräch mit Vladimir Balzer · 16.03.2021
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Eine Patchwork-Familie findet sich vor den Toren Berlins in der Isolation wieder. Die Regisseurin Annekatrin Hendel macht das Beste daraus: Der Film "Vertreibung ins Paradies" ist ein selbstironischer Bericht über ihr Leben im Lockdown.
Dass man die Zeit, die man pandemiebedingt zu Hause verbringen muss, auch kreativ nutzen kann, ist ein Gemeinplatz, der im zweiten Lockdown viel von seinem Charme verloren hat.

Patchwork-Familie vor der Kamera

Als Filmemacherin gibt es andere Möglichkeiten als zu stricken oder Brot zu backen, und die hat Annekatrin Hendel genutzt. In "Vertreibung ins Paradies" begleitet sie ihre Patchwork-Familie durch die Phasen des Daheimbleibens. "Es war ein Experiment. Und ich wusste am Anfang nicht, ob es jetzt ein Film wird oder nicht", sagt Hendel.
Der fertige Film sei extrem frei geworden, sagt die Regisseurin. Gedreht wurde mit dem iPhone, in Schwarz-Weiß und Cinemascope. "Ich wollte Distanz schaffen", erklärt Hendel.
Die Regisseurin Annekatrin Hendel mit kurzen blonden Haaren und einem sanften Lächeln.
Auf sich gestellt im eigenen Garten: die Filmemacherin Annekatrin Hendel.© Martin Farkas
Denn mit dem Eindringen in den privatesten Lebensbereich sei ein Tabu gebrochen worden. "Es ist kompliziert, es ist schwierig. Aber ich liebe es auch, wenn es kompliziert und schwierig ist."
Der Film sei auch eine selbstironische Betrachtung, führt Hendel aus: "Wir leben in einem Garten, in dem 'Paradies' in Anführungsstrichen, wie die Maden im Speck. Und das versuche ich, in Frage zu stellen: Was haben wir eigentlich für ein Problem?"
Als Dokumentarfilmerin verlange sie von den Gefilmten Offenheit, sagt Hendel. "Und ich erwarte, dass sie mir was schenken. Ich erwarte ganz viel von denen." Bei diesem Film habe sie das alles auch von sich selbst gefordert - und damit ihren Pessimismus überlistet:
"Ich habe selber sehr schwarzgesehen, und alle anderen haben gedacht, dass es schnell vorübergeht", sagt Hendel. Im Laufe des Drehs habe sie dann unheimliche Freude empfunden: "Ich habe gesehen, was es für ein Film werden kann. Und das hat mich von meiner schlechten Laune abgebracht".
Und von guter Laune kann man im Lockdown ja nie zu viel haben.
(beb)

"Vertreibung ins Paradies" läuft am 17.3 um 23 Uhr im rbb-Fernsehen. Auch in der ARD-Mediathek ist der Film zu sehen.

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