Documenta-Besuch

Ingo Schulze schildert seine Eindrücke

09:08 Minuten
Riesige Pappfiguren der indonesischen Künstlergruppe „Taring Padi“ bei der Documenta 15 in Kassel.
Die riesigen Pappfiguren der indonesischen Künstlergruppe „Taring Padi“ haben eine einfache Bildsprache, die plakativ wirkt. © picture alliance / dpa / Boris Roessler
Ingo Schulze im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Beeindruckt ist der Schriftsteller Ingo Schulze von einem Documenta-Besuch in Kassel zurückgekehrt. Er verweist auf den ganz anderen Werksbegriff der indonischen Kuratorengruppe Ruangrupa und lobt die Einladung zum Mitmachen.
Sehr bewusst habe er sich für einen Documenta-Besuch entschieden, berichtet der Schriftsteller Ingo Schulze. Freunde von ihm seien nach den Antisemitismus-Vorwürfen nicht nach Kassel gefahren, aber eine befreundete Kunsthistorikerin habe die Ausstellung enthusiastisch beschrieben, erklärt Schulze.
Wenn man so politisch sei wie die indonesische Kuratorengruppe Ruangrupa könne man den Antisemitismus-Vorwurf nicht beiseite schieben, sagt Schulze. Das habe einen Schatten auf die Documenta 15 geworfen, aber es sollte einen nicht davon abhalten, hinzufahren.

Anderer Werkbegriff

Er sei nach seinem etwa sechsstündigen Besuch sehr beeindruckt, so der Autor. "Es ist ein vollkommen anderer Werkbegriff." Der Begriff des Künstlers werde anders verstanden und jeder könne mitmachen. Viele Besucher klebten, zeichneten und hörten aufmerksam zu. Die indonesischen Kuratoren kämen aus einer sozialen Bewegung und seien lokal verankert.

Einfache Bildsprache

Die Werke der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi erinnere ihn in ihrer Bildsprache an die DDR, wobei die großen Wandbilder dort staatlich organisiert waren. Eines ihrer Werke war in Kassel wegen angeblich antisemitischer Darstellung entfernt worden. "Hier kommt das aus so einer Bewegung heraus, wo man natürlich mit enorm kolonialen, kriegerischen und sozialen Verwerfungen zu tun hat", sagt Schulze. Das führe zu Vereinfachungen.
Die Plakate und überdimensionierten Puppen dienten dazu, bei Demonstrationen Aufmerksamkeit zu erregen, so der Schriftsteller. Es gebe Übergänge ins Straßentheater. Schulze erinnert an den mexikanischen Künstler Diego Rivera und dessen Arbeiten in den 1930er Jahren.
(gem)
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