DNA als Speichermedium

Massive Attack-Album aus der Spraydose

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Musik auf DNA gespeichert und die dann in einer Spraydose verkauft - damit bewirbt Massive Attack seine Sonderedition zu "Mezzanine". © imago stock&people
Robert Grass im Gespräch mit Shanli Anwar · 23.10.2018
Ein Musikalbum in DNA verpackt und in eine Farb-Spraydose gesteckt: So präsentiert Massive Attack ihre Sammleredition von "Mezzanine". Ein Marketinggag, der zeigt, wie Daten künftig gespeichert werden könnten, sagt Robert Grass von der ETH Zürich.
Die Band Massive Attack hat sich zum 20. Jubiläum ihres Albums "Mezzanine" etwas Besonderes ausgedacht: Sie veröffentlicht das Album in einer Sammleredition – als Spraydose. Die Musik ist dabei nicht etwa auf einer CD, einer Schallplatte oder einem Speicherchip enthalten. Sie ist in der Farbe der Spraydose gespeichert, auf Desoxyribonukleinsäure (DNS, auf Englisch DNA). Forscher versprechen, DNA soll als Speicher Hunderte von Jahren funktionieren. Zum Vergleich: Eine CD soll etwa nur 30 Jahre halten.
Aber wie massentauglich ist solch ein Experiment? Bis auf weiteres noch wenig, gibt Robert Grass zu. Der Chemie-Professor von der ETH Zürich, der die Musik im Auftrag von Massive Attack auf DNA gespeichert hat, erklärt im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur, wie kompliziert es ist, die Musik abzuhören.
"Man muss etwas malen mit der Spraydose, dann den Kunststoff, der die Farbe darstellt, auflösen", sagt Grass. In der Farbe seien Partikel enthalten, auf denen die DNA gespeichert sei. "Die muss man chemisch auflösen." Anschließend müssten Nutzer die DNA über ein extra dafür hergestelltes Gerät, einen Sequenzer, entschlüsseln. Dann müsse die entschlüsselte DNA in digitale Musik übersetzt werden.

DNA könnte "digitale Bibliothek der Zukunft" werden

Die Kosten für diesen Prozess seien entsprechend hoch, etwa 1000 Dollar pro Megabyte gespeicherter Daten, sagt Grass. Für ein einzelnes Musikalbum handele es sich daher vermutlich mehr um einen Marketing-Gag. Grass sieht aber Chancen für DNA als Speicher großer Datenmengen über einen langen Zeitraum, für die "digitale Bibliothek der Zukunft".
Eine zweite Anwendungsmöglichkeit sieht Grass darin, DNA in Produkte einzubauen. "Man könnte darüber hinausfinden, wie das Produkt hergestellt wurde", nennt Grass als Beispiel.

(ske)
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