Dlf-Kultur-Spontankonzert auf Schloss Ettersburg

Kammermusik im Romantik-Modus

Das barocke Schloss zeigt sich hinter einem alten Ast eines Baumes im Park.
Die Anlage bietet einen kleinen Konzertsaal, ein Hotel und Restaurant. © Schloss Ettersburg / Maik Schuck
Moderation: Stefan Lang · 03.05.2020
Die kleine Barockanlage bei Weimar, Schloss Ettersburg, liegt idyllisch in sanft hügeliger Landschaft. Pianist Daniel Heide tritt hier regelmäßig auf. Er hat Freunde für ein Spontankonzert mit Werken von Rebecca Clarke, Dmitri Schostakowitsch und Johannes Brahms eingeladen.
Es sollte ein Kammerkonzert in Berlin Ende März geben, mit genau diesem Programm. Doch die Absage war unausweichlich. Doch nun ermöglicht Deutschlandfunk Kultur, den Abend doch zu verwirklichen. Im kleinen Schloss bietet der weiße Gewehrsaal, in dem schon Johann Sebastian Bach konzertierte, eine hervorragende und abgeschiedene Möglichkeit, doch live für das Radiopublikum zu musizieren.
Porträt des Pianisten, der in einem Waldgrundstück steht.
Daniel Heide wohnt in Weimar, also unmittalbar in der Nähe des Schlosses Ettersburg.© Daniel Heide / Ulrike Moennig
Rebecca Clarke, Engländerin mit Wohnsitz in Amerika, sendete die Sonate für Viola 1919 anonym nach Paris zu einem Kompositionswettbewerb. Die Viola war ihr Instrument, damit erlangte sie als Interpretin großen Ruhm. Die Jury hielt das Werk für eine Einsendung Ravels.

Verblüffung bei Preisverleihung

Eine Augenzeugin berichtete: "Sie hätten die Gesichter sehen sollen, als die Juroren sahen, dass die Sonate von einer Frau stammte!" Ein Werk voller Emotionen, impressionistisch durchzogenen Passagen und leidenschaftlichen Regungen. Auch mit Reminiszenzen an Johannes Brahms.

Späte Brahms-Regung

Das Trio op. 114 ist ein spätes Werk von Johannes Brahms, der sich eigentlich schon von seinem Publikum verabschiedet hatte. Er hatte öffentlich bekannt gemacht, dass er nichts mehr komponieren würde. Und dann kam ein Musiker der Meininger Hofkapelle, der diese Pläne durcheinander wirbelte. Sein Spiel hatte solch eine Kraft, dass Brahms erneut zum Notenpapier griff.
Es war der Klarinettist der Kapelle, dem wir die späten Werke von Brahms zu verdanken haben. Wahlweise kann der Klarinettenpart auch von der Bratsche übernommen werden. In dieser Fassung hören wir das Werk heute Abend.

Frühe Liebeswirrung

Dazwischen ein recht frühes Werk des jungen Schostakowitsch, der alle romantischen Regungen in die Sonate op. 40 legte. Sie entstand in einer aufregenden Zeit. Kurz zuvor hatte er die Hochzeit mit Nina Warsar gegen den Willen ihrer Eltern angesetzt. Zu dieser war er aber nicht erschienen.
Völlig zerrüttet kehrte er einige Zeit zu ihr zurück - wankte er? Musste er sich dieser Liebe bewusst werden? Und genau in dieser Periode entstand seine Sonate. Emotionales Cellistenfutter war entstanden, mit technischen Finessen und hoch melodiösen Passagen gespickt.

Die Musik zeigt sich

Stefan Lang stellt zwischendurch die musikalische Kundgebung "Live ist life" vor, die am Sonntag Mittag stattfand. Organisiert wurde diese von Martin Kranz im Schlosspark Belvedere in Weimar, draußen und mit flatternden Noten. Die Musik ging dabei aktiv nach draußen und will zeigen: sie ist nicht verschwunden. Verbunden wurde diese Aktion mit einer Spendenaktion für freischaffende Künstler.
Live aus dem Gewehrsaal des Schlosses Ettersburg in Weimar
Rebecca Clarke
Sonate für Viola und Klavier
Dmitrij Schostakowitsch
Sonate op. 40 für Violoncello und Klavier d-Moll
Ludwig van Beethoven
Duett mit zwei obligaten Augengläsern WoO 32
Johannes Brahms
Trio op. 114 a-Moll für Viola, Violoncello und Klavier

Andreas Willwohl, Viola
Isang Enders, Violoncello
Daniel Heide, Klavier

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