DJ über Partys in Coronazeiten

"Den Stress wegtanzen – das fehlt doch sehr"

08:16 Minuten
Menschen feiern nachts im Berliner Volkspark Hasenheide eine Party.
Dann kribbelt es: illegale Party im Berliner Volkspark Hasenheide. © picture alliance / Christoph Soeder / dpa
Nils Gelfort im Gespräch mit Ute Welty · 21.08.2020
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Etliche Menschen halten den coronabedingten Abstand offenbar nicht mehr aus und gehen der Pandemie zum Trotz feiern. Der DJ Nils Gelfort versteht das, warnt aber zugleich vor den Folgen für Gesundheit und die Clubszene.
Ein Coronatrend derzeit: Der Anteil der jungen Menschen, die sich mit Covid-19 infizieren, steigt deutlich. Aufmerksamkeit und Achtsamkeit haben offenbar bei den Jüngeren nachgelassen. Symbol dafür sind die illegalen Partys im Berliner Volkspark Hasenheide geworden, wo fröhlich nachts gefeiert wird, ohne Abstand, ohne Maske.
Der DJ Nils Gelfort kann das verstehen, ohne Verständnis dafür zu haben. "Ich kann das ziemlich gut nachvollziehen", sagt er. "Wenn man etwas getrunken hat und abenteuerlustig wird, dann kribbelt es. Dieser Moment des Sich-Fallenlassens, einfach den Stress wegtanzen, den Alltag vergessen: Das fehlt doch sehr."

Nähe und Wildheit

Zugleich verweist Gelfort aber auch auf die Folgen – und nicht nur auf die gesundheitlichen. Denn das risikobehaftete Verhalten der Partygänger führe auch dazu, dass es den Clubs schwer gemacht werde, wieder zu öffnen. Man könne derzeit nur an die Szene appellieren und die Meinungsmacher mit ins Boot holen: "Die dann sagen: Das ist nicht cool, was ihr da macht."
Für ihn gehörten Nähe und eine "gewisse Wildheit" zu Partys dazu, sagt Gelfort. Doch um derzeit zu feiern, müsse man eben Masken tragen und Abtand halten – oder andere Formate entwickeln. So legt Gelfort bei Veranstaltungen auf, bei denen das Publikum nur am Tisch tanzt. Dabei spielt er Housemusik verschiedener Jahrgänge, die die Party dann zu einer Art "Listeningsession" machen.
(ahe)
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