DIW-Studien zu Geflüchteten

"Integration, das ist in der DNA von Deutschland"

05:25 Minuten
Flüchtlinge gehen am 2015 in Frankfurt am Main nach ihrer Ankunft im Hauptbahnhof durch ein Spalier von Menschen, die sie willkommen heißen.
Fünf Jahre sind vergangen, seit eine große Zahl Geflüchteter nach Deutschland kam. Studien zeigen, dass sie sich überwiegend gut integriert haben. © picture-alliance/dpa/Frank Rumpenhorst
Ferda Ataman im Gespräch mit Anke Schaefer  · 19.08.2020
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Bei der Integration von Geflüchteten betonen Wirtschaftsforscher die Erfolge. Die Journalistin Ferda Ataman ist davon wenig überrascht und sieht Deutschland als "Integrationswunderland", das viele Migrationswellen gut bewältigt habe.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zieht eine weitgehend positive Zwischenbilanz zur frühen Phase der Integration von Geflüchteten. Die vier Studien zeigten, dass in vielen Bereichen die Integration von Geflüchteten bereits gelungen sei. Auch in den nächsten Jahren würden aber weitere Anstrengungen notwendig sein.
"Wir sind in Deutschland immer schon ein Integrations-Wunderland gewesen" sagt unser Studiogast, die Journalistin und Politologin Ferda Ataman. Sie sei von den Ergebnissen der Studien deshalb wenig überrascht. "Wir haben es immer wieder geschafft, Millionen von Menschen – manchmal konnten die schon Deutsch, aber oft auch nicht – sehr gut zu integrieren." Es habe immer wieder Migrationswellen gegeben.
Die Journalistin Ferda Ataman spricht mit Journalisten
Die Journalistin Ferda Ataman© imago / Metodi Popow
Leider würden diese Themen zu oft als Problem betrachtet und zu wenig von den früheren Erfahrungen profitiert. Auch die Integration der Gastarbeiter haben doch vielfach sehr gut geklappt. "Natürlich gibt es auch Probleme, da muss man daran arbeiten, aber wir können das eigentlich."

Mehr Selbstbewusstein nötig

Die Sorgen in Teilen der Bevölkerung hätten wohl deshalb abgenommen, weil über das Thema weniger gesprochen werde, sagt Ataman. 2015/2016 sei es ein Topthema von morgens bis abends gewesen, weil so viele Menschen nach Deutschland gekommen seien. "Das hat jetzt abgenommen, wir haben jetzt andere Themen und dadurch hat das Gefühl, dass es ein dringendes Baustellenthema der Politik ist, auch abgenommen." Damals seien nicht nur Geflüchtete, sondern auch viele andere Migranten nach Deutschland gelangt. "Wir müssen insgesamt lernen selbstbewusster zu sein und sagen: Integration, das ist in der DNA von Deutschland."
Solche Studien, wie vom DIW, seien sehr gut, weil sie dabei helfen könnten, nach zu justieren, sagt Ataman. Sie zeigten, wo es nicht so gut laufe und dass man dort etwas verändert sollte. Als Beispiel nannte Ataman die Bildungsangebote oder die Regelklassen, die man für Kinder von Geflüchteten stärker öffnen sollte.
Dass auch die Integration in den Arbeitsmarkt häufig gut laufe, liegt nach Einschätzung von Ataman daran, dass die Geflüchteten, die es bis Deutschland schafften oft hochqualifiziert seien. Aber nicht alle Arbeitsmarktregelungen seien gut, da gehe noch deutlich mehr.
(gem)

Ferda Ataman ist Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Sie ist Sprecherin der "Neuen deutschen Organisationen" und Mitbegründerin der Initiative "Neue deutsche Medienmacher*innen". Ataman schreibt regelmäßig als Kolumnistin für Spiegel Online.

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