Ampelkoalition

Wie divers wird die neue Bundesregierung?

07:23 Minuten
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hält eine Rede auf einem Parteitag seiner Partei.
Steht für die Mitte und für Diversität: Cem Özdemir. © picture alliance / dpa / Christoph Schmidt
Jagoda Marinić im Gespräch mit Axel Rahmlow · 25.11.2021
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Die Ampelkoalition ringt um die Besetzung der Ministerposten. Auch Cem Özdemir wird als Kandidat gehandelt. Jagoda Marinić spricht sich leidenschaftlich für ihn aus: Özdemir zu berufen sei eine historische Chance und ein Signal für Diversität und Vielfalt.
Ein „Bündnis für Vielfalt und Liberalität“ will die neue Ampelkoalition sein. "Beides, Vielfalt und Liberalität, muss man ja auch leben und nicht nur behaupten", sagt die deutsch-kroatische Schriftstellerin Jagoda Marinić. Es habe große Kritik am letzten Kabinett gegeben, weil Diversität nicht stattfand. "Und jetzt kommt das nächste Kabinett, und wir ringen um diesen Namen."
Gemeint ist Cem Özdemir, nach eigenem Bekunden "anatolischer Schwabe". Bekommt er ein Ministerium? Es sei "traurig, dass es sich wieder auf die Grünen zuspitzt", findet Marinić, "wo ist denn die Vielfalt, die gelebt werden soll?" Eigentlich müsste man diese Frage allen Parteien der Ampel stellen, betont sie.

Die Vielfalt Deutschlands abbilden

"Wie will eine Arbeiterpartei wie die SPD, die sie immer noch ist, auch für Gastarbeiter ein hohes Identifikationspotenzial hat, sich personell aufstellen, dass sich die Menschen wiederfinden?", fragt Marinić. Cem Özdemir biete eine "historische Chance, der Generation Gastarbeiter irgendwie gerecht zu werden".
Den Einwand, dass Özdemir dem Realo-Flügel der Partei zugeordnet wird, lässt sie nicht gelten. Schließlich sei Özdemir ein "Realo, der das Direktmandat mit den meisten Stimmen gewinnt, ein Realo, der die Mehrheit der Deutschen für sich begeistern kann, egal, in welchen Umfragen." Wenn die Grünen ihr Ziel, die breite Mitte der Republik zu erreichen, ernst nähmen, dann sei Özdemir ein Politiker, auf den dieses Kabinett nicht verzichten könne.
Schriftstellerin Jagoda Marinic in der ARD-Talkshow Anne Will. Sie lächelt in die Kamera, der Hintergrund ist unscharf.
Cem Özdemir repräsentiert Millionen von Eingewanderten und sollte unbedingt Minister werden, findet Jagoda Marinić. © picture alliance / Eventpress
Auch das alte Argument: "Wir haben leider keine Leute mit viel Erfahrung" sei hinfällig. Das neue Kabinett sei eines der wenig Erfahrenen. Man könne es umdeuten in: das Kabinett des Aufbruchs, des Risikos, der neuen Chancen. Aber das heiße eben auch, die Chancen zu nutzen und es diverser aufzustellen. Mit Cem Özdemir sei wenigstens eine Person im Kabinett, die für Diversität in Deutschland stehe. Und er repräsentiere die größte Minderheit, die in Deutschland lebt.

"Wir sind keine Erwählten, wir sind Gewählte"

Die Schriftstellerin Nora Bossong bemängelt hingegen, dass dem Slogan des Koalitionsvertrags der "große Bogen" fehlt. "Mehr Fortschritt wagen" sei an einen Ausspruch Willy Brandts zur ersten sozialliberalen Koalition, "Mehr Demokratie wagen", angelehnt. Wenn nun "Demokratie" durch "Fortschritt" ersetzt werde, sollte man sich umso mehr auf Brandt besinnen, meint dier Autorin.
Die Schriftstellerin Nora Bossong in der Bundespressekonferenz.
Eine Demokratie formen, die das Gros der Menschen mitnimmt: die Schriftstellerin Nora Bossong.© imago / Jürgen Heinrich

Ende des Reformstaus? Die Ampel und der gesellschaftliche Wandel

25.11.2021
08:07 Minuten
Podcast: Studio 9
Podcast: Studio 9
Denn Brandt habe seinerzeit gesagt: "Wir sind keine Erwählten, wir sind Gewählte." Das sei heute genau so richtig wie damals. Derzeit seien "fast Aufstände" zu beobachten, und eine Demokratieverachtung, die nicht weniger geworden sei. Die Hauptaufgabe der nächsten Jahre sei daher, eine Demokratie zu formen, die das Gros der Menschen mitnehme.

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