"Diskussion um Türkei-Beitritt richtet viel Schaden an"

Die auch im Wahlkampf anhaltende Diskussion um einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union richtet nach Ansicht der deutsch-türkischen Journalistin und Schriftstellerin Hatice Akyün zu viel Schaden an. Gerade bei Türken, die bereits vollständig in der deutschen Gesellschaft integriert seien, könnte die anhaltende Diskussion negative Auswirkungen zeigen, sagte die Autorin des Buchs "Einmal Hans mit scharfer Soße" am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur.
"Wenn Menschen wie ich, die vollkommen integriert sind, wütend darüber werden, wie manche Politiker mit dem Thema umgehen, dann habe ich einfach Befürchtungen, dass diese ganze Stimmung umschlagen könnte."

Akyün betonte, dass ein so geostrategisch wichtiges Land wie die Türkei in die EU integriert werden müsse, um ein Abgleiten in eine falsche Richtung zu verhindern. Dennoch sei der Beitritt an Bedingungen geknüpft: "Jedes Beitrittsland muss Kriterien erfüllen und wenn es die Türkei in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren nicht schaffen sollte, alle erforderlichen Kriterien zu erfüllen, dann ist die Türkei es auch nicht wert, in die EU aufgenommen zu werden."

In ihrem Buch habe sie entgegen vieler jüngerer Publikationen versucht, über die positiven Seiten des türkischen Lebens in Deutschland zu schreiben. Damit wolle sie nicht negative Seiten wie das Problem von Zwangsehen ignorieren, über die sie als Journalistin selbst geschrieben hat. Dabei handele es sich aber nur um einen kleinen Teil der türkischen Gemeinschaft in Deutschland:

"Und weil ich halt sehr viele dieser Geschichten geschrieben habe und sehr viele dieser Frauen kennen gelernt habe, war es für mich einfach wichtig, die andere, viel größere und viel schönere Seite der türkischen Kultur zu zeigen." Auch die Deutschen könnten so sehen, dass Türken sehr warmherzige Menschen seien und ein normales Leben führen, sagte die Schriftstellerin.