Drehbuchautorin Nira Bozkurt

Dem Leben abgelauschte Geschichten

32:55 Minuten
Illustration einer Frau, die in eine Blechbüchse hört.
Vor allem in ihrer Zeit als Gefängnis-Dolmetscherin konnte Nira Bozkurt das Leben anderer im wortwörtlichen Sinne belauschen. © imago / fStop Images / Malte Müller
Nira Bozkurt im Gespräch Caro Korneli · 05.12.2021
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Nira Bozkurt ist als Frau mit türkischen Wurzeln im “spießigen Schwabenland” aufgewachsen und hat früh erfahren, dass Unterschiede gemacht werden. Heute schreibt sie als Drehbuchautorin über Menschen, die sonst selten im Mittelpunkt stehen.
Beruflich hat Nira Bozkurt einige Bögen geschlagen: vom Informatikstudium über die Rechtswissenschaften zur Dolmetscherin in der Justiz. All diese Erfahrungen fließen ein in ihre Arbeit als Autorin. Eine romantische Standard-Komödie zu schreiben, kommt für Nira Bozkurt nicht in Frage. “Ich finde es sehr viel interessanter, Geschichten von Menschen zu erzählen, die noch nicht zum Zug gekommen sind.” Wie in ihrem Hörspiel “Wild Wild East: oder was war der Sinn unseres Lebens?”, in dem der junge Ostdeutsche Rocko mit dem Mauerfall alles verliert, was ihm wichtig ist, und sich als Bankräuber an den Wessis rächt.

Im Gefängnis fürs Leben gelernt

Vor allem in ihrer Zeit als Gefängnis-Dolmetscherin konnte Nira Bozkurt sehr genau studieren, was Menschen wirklich antreibt. Manche Prozesse hat sie bis vor Gericht begleitet – und musste dabei auch beim Abhören dolmetschen. Für sie eine der schlimmsten Sachen, die man Menschen antun könne. Abhören dringe zu tief in Privatsphäre ein, sei zu intim, findet Nira Bozkurt: “Du weißt, in welchem Verhältnis dieser Mensch zu wem steht, wen er belügt, wen er liebt, wann er aufs Klo geht.” Am Ende hat sie der Justiz den Rücken gekehrt. Diese sei einfach mit zu viel Leid für alle Beteiligten verbunden. Heute schreibt sie lieber darüber.

Aufruf zum virtuosen Jammern

Wie haben sich Freundschaften in der Zeit der Pandemie verändert? Das haben wie in unserer Rubrik “Die Antwort” den Autor Friedemann Karig gefragt. Er findet es völlig in Ordnung, ab und an zu überprüfen, ob man alle Beziehungen aufrechterhalten muss.
Freundschaft dürfe nicht langweilen. Und wenn man sich gegenseitig auch mal was vorjammern muss, dann bitte unterhaltsam. Um seine Freundschaften auf ein neues Level zu heben, unternimmt Friedemann Karig gerade einen Selbstversuch und übt sich in radikaler Ehrlichkeit. Das Ergebnis: Jede klare Ansage, auch wenn sie anfangs schmerzhaft gewesen sein mag, war am Ende ein großer Gewinn für die Freundschaft.