"Dirty Computer" von Janelle Monáe

"Es ist großartig, eine schwarze Frau zu sein"

Sängerin Janelle Monáe
Sängerin und Schauspielerin Janelle Monáe auf einer Party in Los Angeles im März 2018. © picture alliance/dpa/Foto: Hubert Boesl
Von Elissa Hiersemann · 27.04.2018
Zuletzt war die amerikanische Ausnahmekünstlerin Janelle Monáe in den Oscar-nominierten Filmen "Hidden Figures" und "Moonlight" zu sehen. Sie ist aber auch Musikerin und Label-Besitzerin. Jetzt ist ihr Album "Dirty Computer" erschienen.
Auf ihren früheren Alben hatte sich die 32-jährige Janelle Monáe noch hinter einem Alter Ego, Android Cindi Mayweather, versteckt und reiste durch die Zukunft. Auf ihrem neuen Album "Dirty Computer" ist die Sängerin nun in der Gegenwart gelandet.
Musikkritikerin Elissa Hiersemann hat Janelle Monáe zum Interview getroffen und sie hatte das Gefühl, Monáe denke, sie werde im Hier und Jetzt gebraucht.
"Sie fühlt sich, im Gegensatz zu früher, sehr wohl in ihrer Haut und will Verantwortung übernehmen für sich und andere", sagte Elissa Hiersemann im Deutschlandfunk Kultur.
So gehe es im neuem Album um eine Welt, die tatsächlich mit ihr zu tun habe. Sie thematisiere auch Privates wie die Selbstliebe und die eigene "Andersartigkeit zu feiern", sagte Hiersemann.
Das klinge zwar wie eine Binsenweisheit, so Hiersemann, aber in der Vergangenheit habe Janelle Monáe mit der Selbstakzeptanz zu kämpfen gehabt, was sie in ihrem Song "I like that" zum Thema macht. Als Jugendliche habe sie ihr krauses Haar natürlich wachsen lassen, wofür sie von ihren männlichen Mitschülern negativ bewertet wurde. Lange habe sie mit diesen Bewertungen nicht umgehen können, sagte Janelle Monáe im Interview.

Aktuelle Debatten und Diskurse werden aufgriffen

"Ich habe mich damals sehr unsicher gefühlt und ich hatte das Gefühl, ich müsse europäischer aussehen, um hübscher zu sein." Und das sei auch die Geschichte von so vielen jungen Frauen, die denken, sie müssten sich an irgendwelchen Schönheitsstandards orientieren, sagte Monáe.
Zudem sei das neue Album "Dirty Computer" voller toller Popsongs, so Elissa Hiersemann, die auch aktuelle politische Debatten aufgreifen und Diskurse vertiefen würden.
"Der alte Spruch: ´Das Private ist politisch!` aus der zweiten Welle der Frauenbewegung in den 70ern schlägt hier auf tolle Weise zu. Donald Trump kommt indirekt vor mit seinem Spruch ´Grab them by the pussy`. Nur dass die Pussy hier zurückgrabscht. Es geht darum, sich die Kontrolle zurückzuholen."
Außerdem feiere Janelle Monáe auf dem Album die unterschiedlichen Facetten von sexueller Identität, so Hiersemann.
"Sie sagt, sie fühle sich nicht zu Männern oder zu Frauen hingezogen, sondern zu Menschen."

In Monáes neuen Songs tauche auch der Begriff "black girl magic" oft auf, was verkürzt übersetzt bedeute, "es ist großartig, eine schwarze Frau zu sein". Damit öffne die Künstlerin eine Metaebene, in der sie sagt, dass afroamerikanische Menschen die Anerkennung einer weißen Gesellschaft gar nicht brauchen.

Janelle Monáe: "Wir brauchen keine Anerkennung. Wir erkennen uns selbst an."
(jde)
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