Dirigent Thomas Hengelbrock

"Das ist einer der besten Säle der Welt"

Der Dirigent Thomas Hengelbrock vor der hell-glänzenden Fassade der hohen Hamburger Elbphilharmonie.
Thomas Hengelbrock, Chefdirigent des NDR-Elbphilharmonieorchesters, leitet das heutige Eröffnungskonzert © dpa / picture alliance / Bodo Marks
Moderation: Mascha Drost · 11.01.2017
Transparenter Klang, ein wunderbares Hör- und Seherlebnis auf allen Plätzen – so schwärmt Thomas Hengelbrock von der Hamburger Elbphilharmonie. Er leitet das heutige Eröffnungskonzert, bei dem das Publikum einigen Musikern sogar in die Noten schauen kann.
"Ganz sicher ist das einer der besten Säle der Welt" – so beurteilt Thomas Hengelbrock die künstlerische und akustische Qualität der Elbphilharmonie. Der Chefdirigent des NDR-Elbphilharmonieorchesters leitet das heutige Eröffnungskonzert. Er wolle allerdings nur ungern die Worte "vollkommen einzigartig" benutzen, sagt Hengelbrock im Deutschlandradio Kultur:
"Es gibt nach wie vor wirklich viele andere, auch phantastische Konzertsäle. Aber dieser neue Hamburger Saal gehört einfach dazu. Es ist wunderschön. Sie hören auf allen 2150 Plätzen gut. Es gibt wirklich keinen Platz, auf dem Sie nicht wunderbar hören und wunderbar sehen. Und auch dadurch unterscheidet sich dieser Saal von fast allen andere Sälen in der Welt."

Transparente Akustik, genaue Orchesterfarben

Die Akustik sei sehr transparent und bilde die Orchesterfarben sehr genau ab, schildert Hengelbrock seine Wahrnehmung. Der Saal klinge nicht "klinisch", betonte er:
"Das gibt es ja öfter bei neuen Sälen. Dass sie sehr durchsichtig klingen, sehr hell klingen. Und dann so ein bisschen nach Klangdesign klingen. Und das tut es hier gar nicht. Der Saal hat eine natürliche Wärme. Und er spiegelt uns Musikern wirklich 1:1 das wieder, was wir da von uns geben."
Die erste Probe mit einer Brahms-Sinfonie habe bereits gezeigt, dass es sich um einen "phänomenalen Saal" handele, beschreibt Hengelbrock. Später habe sich die Akustik ohne äußere Einwirkungen noch verbessert:
"Es ist nämlich so, dass im ganzen Podestbereich natürlich neues Holz verarbeitet wurde. Und das war noch ein bisschen feucht. Und gerade die Cellisten und die Kontrabassisten, die mit ihren Instrumenten direkten Kontakt zu dem Holz haben, die hatten noch so leichte Schwierigkeiten. Das ist jetzt, nach vier Monaten sehr viel besser geworden."
Elbphilharmonie: Die so genannte "Weiße Innenhaut" des Konzertsaals besteht aus zehntausend Paneelen, deren unterschiedliche Formen vom Computer berechnet wurden.
Elbphilharmonie: Die so genannte "Weiße Innenhaut" des Konzertsaals besteht aus zehntausend Paneelen, deren unterschiedliche Formen vom Computer berechnet wurden. © Foto: One-to-One

Wie die Elbphilharmonie ihren akustischen Idelazustand erreicht

Der Idealzustand werde nach der Prognose von Yasuhisa Toyota, dem Akustiker der Elbphilharmonie, ungefähr in einem Jahr erreicht sein, so der Dirigent. Ein neuer Saal müsse – wie ein neues Instrument – erst eingespielt werden. Das Orchester habe sich – musikalisch und intuitiv - auf die Herausforderungen dieses neuen Saals einstellen müssen:
"Dadurch, dass die Instrumente nach dem Weinberg-Prinzip aufgestellt sind, sitzen die hintersten Pulte der Geigen ganz dicht am Publikum. Das Publikum links und rechts auf den Rängen kann den Musikern in die Noten schauen. Und man kann den Blechbläsern in die Noten schauen oder den Schlagzeugern. Das macht schon psychologisch einen großen Unterschied aus für die Musiker."
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