Dirigent Hans Schwieger

Zwei Länder, zwei Leben

Ennio Morricone hält den Taktstock, neben ihm sitzt ein Cellist.
Hans Schwieger floh aus Deutschland, fast niemand kennt ihn hier. Er machte sich um amerikanische Orchester verdient © dpa/Britta Pedersen
Von Michael Dasche · 03.12.2015
Weil er eine jüdische Ehefrau hatte, verließ der Dirigent Hans Schwieger 1938 Deutschland. In den 50er-Jahren wurde er in den USA zum wichtigsten Orchesterleiter seiner Zeit. Nun ist die Biografie "Ein amerikanischer Europäer" über ihn erschienen.
Wenn ein weit über 400 Seiten umfassendes Buch über die Lebensgeschichte eines Künstlers erscheint, dann erwartet man, dass es dabei um eine Berühmtheit geht. Eben dieser Erwartung folgt ein kürzlich erschienenes Buch von Peter Lange nicht. Vielmehr ist es eine biografische Spurensuche, die einem hierzulande fast Unbekannten gilt: dem Dirigenten Hans Schwieger, dem im Deutschland der 30er Jahre zunächst eine große Zukunft vorherbestimmt war. Weil er aber eine jüdische Ehefrau hatte, zerschlugen sich in Hitler-Deutschland alle Pläne.
Über Polen und Japan bis in die USA emigriert
Über Danzig und Tokio emigrierte Hans Schwieger 1938 in die USA, wo er sich bei der Entwicklung des US-amerikanischen Orchesterwesens große Verdienste erwarb und schließlich in den 50er-Jahren als wichtiger Orchesterleiter seiner Zeit galt.
Der Musikwissenschaftler Michael Dasche hat das Buch für uns gelesen. Im Gespräch mit Tonart-Moderator Mathias Mauersberger sagt er: "Die Würdigung, die Hans Schwieger in dem Buch von Peter Lange erfährt, folgt ganz anderen Kriterien als denen einer glanzvollen Weltkarriere. Hier geht es um eine Lebensleistung umfassenderer Art, letztlich um den Beitrag eines deutsch-amerikanischen Dirigenten zum transatlantischen Kulturtransfer."

Peter Lange: Ein amerikanischer Europäer: Die zwei Leben des Dirigenten Hans Schwieger
Metropol Verlag 2015
466 Seiten; 24,00 Euro

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