Dinosaurier aus dem Hühnerei
Jack Horner ist einer der bekanntesten Dinosaurier-Spezialisten der USA. Gemeinsam mit dem Journalisten James Gorman behauptet er in dem Buch "Evolution rückwärts", Tiere mit Dinosaurier-Merkmalen in Hühnereiern züchten zu können.
Der bekannte amerikanische Paläontologe Jack Horner hat einen Traum: Mit einem kleinen Dinosaurier an der Leine möchte er vor seine Zuhörer treten und sie so von der Evolutionstheorie überzeugen. Der Schlüssel zum Umdrehen der Evolution befindet sich seiner Ansicht nach in jedem Vogelei, wie er in seinem jetzt auf Deutsch erschienen engagierten, populärwissenschaftlichen Sachbuch "Evolution rückwärts" schreibt.
Vögel sind, glaubt man dem Autor, nicht nur enge Verwandte der ausgestorbenen Dinosaurier, sie sind selbst welche. Nach einer Theorie, wie sie durch einige neue Funde gestützt wird, hat sich eine Gruppe von Dinosauriern bereits vor dem Aussterben ihrer Verwandten vor 69 Millionen Jahren in Richtung der heutigen Vögel entwickelt. Von dieser Grundidee ausgehend entwirft Jack Horner ein leidenschaftliches Plädoyer für die Auferstehung der Urzeitriesen. Mit Hilfe des New York Times Redakteurs James Gorman gelingt es ihm, die komplizierten Zusammenhänge zwischen Evolution und Entwicklungsbiologie (Evo Devo) anschaulich darzustellen.
Um das Erbgut der Dinosaurier kennen zu lernen, müssen Forscher nicht in versteinerten Überresten nach D.N.A.-Spuren suchen, denn die genetischen Überbleibsel der Urzeitechsen stecken bis heute in jedem Vogel. Zwar sind die Gene zum Beispiel für die Entstehung des Schwanzes oder von Zähnen inaktiv geworden, aber sie gehören nach wie vor zum Erbmaterial von Albatros und Zaunkönig. Während der Embryonalentwicklung im Ei sind sie sogar zweitweise aktiv, und wenn es gelingt, zu verhindern, dass diese Gene ausgeschaltet werden, könnten tatsächlich Tiere mit Dinosaurier-Merkmalen eines Tages aus Hühnereiern schlüpfen. Solche "Huhnosaurier" könnten, so Horner, viele offene Fragen der Evolutionsbiologie beantworten.
Erste Experimente gibt es, doch den Forschern fehlt bisher das große Geld, und auch wissenschaftlich sind sie auf zahlreiche Hindernisse gestoßen. Zu wenig weiß man darüber, wie etwa im Embryo ein Schwanz entsteht. Auch ist unwahrscheinlich, dass die Gene aus der Zeit der Dinosaurier die letzten 69 Millionen Jahre schadlos überstanden haben und immer noch funktionsfähig sind. All diese Bedenken erwähnt der enthusiastische Horner jedoch nur am Rande.
Er versucht, seine Begeisterung auf seine Leser zu übertragen. Seine kuriose Idee zur Auferstehung der Ausgestorbenen verkündet der Dinosaurier-Spezialist gleich zu Beginn des Buches und nimmt anschließend den Leser mit zu seinen Ausgrabungen in den Rocky Mountains und versucht sie an seinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Er ist ein guter Geschichtenerzähler, der gerne allerlei Kuriositäten am Rande der Wissenschaftswelt beschreibt und so immer wieder trotz seines journalistisch geschulten Co-Autors James Gorman vom Hauptthema abschweift.
Wer die Utopie des Professors teilt oder zumindest nachvollziehen kann, wird ihn gerne durch das gelegentliche Durcheinander seiner kreativen Gedanken begleiten. Skeptiker kann der Wissenschaftler so jedoch bestimmt nicht überzeugen. Das Buch fordert jeden Leser auf, sich zu entscheiden: Man lässt sich mitreißen oder schüttelt einfach nur den Kopf.
Besprochen von Michael Lange
Jack Horner und James Gorman: Evolution rückwärts
Übersetzt von Sebastian Vogel
Spektrum Akademischer Verlag 2010
271 Seiten, 19,95 Euro
Vögel sind, glaubt man dem Autor, nicht nur enge Verwandte der ausgestorbenen Dinosaurier, sie sind selbst welche. Nach einer Theorie, wie sie durch einige neue Funde gestützt wird, hat sich eine Gruppe von Dinosauriern bereits vor dem Aussterben ihrer Verwandten vor 69 Millionen Jahren in Richtung der heutigen Vögel entwickelt. Von dieser Grundidee ausgehend entwirft Jack Horner ein leidenschaftliches Plädoyer für die Auferstehung der Urzeitriesen. Mit Hilfe des New York Times Redakteurs James Gorman gelingt es ihm, die komplizierten Zusammenhänge zwischen Evolution und Entwicklungsbiologie (Evo Devo) anschaulich darzustellen.
Um das Erbgut der Dinosaurier kennen zu lernen, müssen Forscher nicht in versteinerten Überresten nach D.N.A.-Spuren suchen, denn die genetischen Überbleibsel der Urzeitechsen stecken bis heute in jedem Vogel. Zwar sind die Gene zum Beispiel für die Entstehung des Schwanzes oder von Zähnen inaktiv geworden, aber sie gehören nach wie vor zum Erbmaterial von Albatros und Zaunkönig. Während der Embryonalentwicklung im Ei sind sie sogar zweitweise aktiv, und wenn es gelingt, zu verhindern, dass diese Gene ausgeschaltet werden, könnten tatsächlich Tiere mit Dinosaurier-Merkmalen eines Tages aus Hühnereiern schlüpfen. Solche "Huhnosaurier" könnten, so Horner, viele offene Fragen der Evolutionsbiologie beantworten.
Erste Experimente gibt es, doch den Forschern fehlt bisher das große Geld, und auch wissenschaftlich sind sie auf zahlreiche Hindernisse gestoßen. Zu wenig weiß man darüber, wie etwa im Embryo ein Schwanz entsteht. Auch ist unwahrscheinlich, dass die Gene aus der Zeit der Dinosaurier die letzten 69 Millionen Jahre schadlos überstanden haben und immer noch funktionsfähig sind. All diese Bedenken erwähnt der enthusiastische Horner jedoch nur am Rande.
Er versucht, seine Begeisterung auf seine Leser zu übertragen. Seine kuriose Idee zur Auferstehung der Ausgestorbenen verkündet der Dinosaurier-Spezialist gleich zu Beginn des Buches und nimmt anschließend den Leser mit zu seinen Ausgrabungen in den Rocky Mountains und versucht sie an seinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Er ist ein guter Geschichtenerzähler, der gerne allerlei Kuriositäten am Rande der Wissenschaftswelt beschreibt und so immer wieder trotz seines journalistisch geschulten Co-Autors James Gorman vom Hauptthema abschweift.
Wer die Utopie des Professors teilt oder zumindest nachvollziehen kann, wird ihn gerne durch das gelegentliche Durcheinander seiner kreativen Gedanken begleiten. Skeptiker kann der Wissenschaftler so jedoch bestimmt nicht überzeugen. Das Buch fordert jeden Leser auf, sich zu entscheiden: Man lässt sich mitreißen oder schüttelt einfach nur den Kopf.
Besprochen von Michael Lange
Jack Horner und James Gorman: Evolution rückwärts
Übersetzt von Sebastian Vogel
Spektrum Akademischer Verlag 2010
271 Seiten, 19,95 Euro