Digitale Verbrecherjagd
Als sich die DDR auflöste, wurden massenhaft Akten der Stasi vernichtet. Um die zerstörten Akten wieder zusammen zu setzten, machten sich Wissenschaftler am Fraunhofer Institut daran, ein Softwareprogramm zur Rekonstruktion von Dokumenten zu entwickelten. Mittlerweile setzten auch Steuerfahnder und Ermittlungsbehörden diese Technik bei ihrer Arbeit ein.
"Da sind direkt Kollegen von einer Fahndung vorgefahren. Und hatten im Fahrzeug drin vier ganz große Säcke. Mit geschredderten Streifen. Und einfach nur mit dem Auftrag, setzen sie die zusammen. Kopper, übernehmen Sie! Und das haben wir dann gemacht."
Am Fraunhofer Institut für Produktionsanlangen und Konstruktionstechnik, IPK gibt es eine Abteilung mit besonderem kriminalistischem Fingerspitzengefühl. Datendetektive, die aus zerrissenen und geschredderten Papieren, Beweisstücke rekonstruieren. Beim Puzzeln im Dienste der Verbrechensaufklärung arbeiten die Wissenschaftler im Auftrag von Steuerfahndern und Kriminalämtern. Ihr Werkzeug: ein großer Scanner und speziell programmierte Computer.
"Das eine ist gelbes Papier, das andere ist weißes Papier, das eine ist eine Maschinen beschriebene Seite, das andere ist eine Hand beschriebene Seite. Diese Sachen werden erstmal automatisch getrennt."
Jan Schneider hat das schon etliche Male getan. Er ist Informatiker und hat die Software für das automatische Rekonstruktionssystem mitentwickelt.
Eine einzelne DIN A4 Seite, die durch den Schredder gegangen ist, besteht aus 40 dünnen Streifen. In den Tüten, die Kriminalbeamte in der Abteilung für Datenrekonstruktion abgegeben, stecken oft viele Seiten.
Das heißt zunächst ist Handarbeit gefordert.
"Das ist dann ein Beutel voll, dass sind dann 1000 Streifen und die werden dann erst mal digitalisiert."
Tüte auf, den Papiermüll glätten und zwischen zwei durchsichtige Folien legen, verschweißen und dann ab in den Scanner mit den Schnipseln.
Kurz darauf landen die Tausend kleinen Teile, die in einem Ermittlungsfall aus dem Papierkorb eines Verdächtigen gerettet werden konnten, auf dem Bildschirm von Jan Schneider. Der digitale Datenkrimi startet. Der Rechner beginnt zu puzzeln.
"Also jetzt habe ich zumindest schon einmal eine Idee, wie wir mit einem konkreten Fall anfangen können."
Das Computerprogramm schlägt anhand der Risskanten und Streifengrößen verschiedene Zusammensetzung vor. Auch besondere Zeichen und Formen, wie Stempel oder Adressfelder nutzt das System für die Rekonstruktion. Ob das Schnipsel-Puzzle richtig zusammengefügt wurde, muss aber immer wieder direkt vom Mensch überprüft werden, sagt Bertram Nikolay, der das System entwickelt hat.
"Das, was hier abläuft, ist eine Wahrnehmung über Maschinen, eine maschinelle Wahrnehmung. Die Thematik ist nicht so einfach wie man glaubt, wenn man sich mal klar macht, wenn man selber puzzelt, dass ist schon ein Ablauf, in dem viele Zellen in unserm Gehirn aktiviert werden, Es laufen ab eine Reihe von Prozessen. Das heißt, wir identifizieren Zusammenhänge, Formen, Farben, die man sehen kann auf diesen Schnipseln."
Doch selbst wenn Kanten und Risslängen zusammenpassen, kann es sein, dass ein Text entsteht, der keinen Sinn ergibt. Dann muss das Programm solange weiter puzzeln, bis eine sinnvolle Zusammensetzung herauskommt, sagt Jan Schneider. Vor ihm auf dem Bildschirm schieben sich gerade eine Menge Zahlen zusammen.
"Hier geht eben um Rechnungen und hier geht es darum, dass bestimmte Personen, bestimmte Rechnungen bezahlt haben, sodass ich eben Tageseinnahmen irgendwie abschätzen lassen. Und wenn man sich jetzt vorstellt, dass sich jetzt jemand behauptet, er hätte Tageseinnahmen von 1000 Euro und man findet Zettel mit Rechnungen über mehrere 1000 Euro, dann kann man eben sagen, da stimmt irgendeine Aussage nicht."
Finanz- und Steuerbehörde auf der Spur! Die Zahlenkolonnen haben die Fahnder auf eine neue Fährte gebracht. Festgenommen wurde niemand, aber die Wissenschaftler konnten dazu beitragen einen Verdächtigen zu entlasten.
"Das ist ja auch schon eine Menge wert. In einem Indizienprozess beispielsweise geht es ja darum, bestimmte Teile einfach auszublenden und das ließ dann damit eben auch machen."
Dabei ist die Verbrecherjagd am Computer nur ein Nebenprodukt, das sich eher zufällig aus der Arbeit der Informatiker ergeben hat.
Inspiriert zur kriminalistischen Arbeit wurden die Berliner Wissenschaftler von der Stasi. Die hatte kurz nach dem Mauerfall 1989 stapelweise Aktenmaterial zu kleinen Schnipseln gemacht. So wollten man schnell unbequeme Informationen vernichten. 600 Millionen dieser winzigen Papierfetzen konnten aber gerettet werden. Das sind 16.000 große Müllsäcke, für die die Wissenschaftler am Fraunhofer Institut vor einigen Jahren das Rekonstruktionsprogramm entwickelten und der ehemaligen Gauck heute Birthler-Behörde vorstellten.
"Wir haben relativ früh, wie diese Thematik publik war hier im Team gesagt, dass wär’ doch für uns eine Herausforderung. Und so sind wir selber an die Behörde herangetreten und haben gesagt, da würde wir uns eine Lösung mit Computern sehr gut vorstellen können."
Knapp zehn Jahre hat die Entwicklung der Software gedauert.
Jetzt Im Januar werden die Wissenschaftler endlich mit dem Zusammensetzen der Stasiakten beginnen. Ein riesiges Datenpuzzle, das mehrere Jahre dauern wird und vielleicht neue Erkenntnisse ans Tageslicht bringen wird.
Zwischendurch wird es aber immer wieder kleinere und größere Fälle geben, bei denen es heißt:
"Kopper, übernehmen Sie!"
Schlechte Karten also für Verbrecher und Betrüger, die ihre belastenden Unterlagen nicht restlos vernichten.
Am Fraunhofer Institut für Produktionsanlangen und Konstruktionstechnik, IPK gibt es eine Abteilung mit besonderem kriminalistischem Fingerspitzengefühl. Datendetektive, die aus zerrissenen und geschredderten Papieren, Beweisstücke rekonstruieren. Beim Puzzeln im Dienste der Verbrechensaufklärung arbeiten die Wissenschaftler im Auftrag von Steuerfahndern und Kriminalämtern. Ihr Werkzeug: ein großer Scanner und speziell programmierte Computer.
"Das eine ist gelbes Papier, das andere ist weißes Papier, das eine ist eine Maschinen beschriebene Seite, das andere ist eine Hand beschriebene Seite. Diese Sachen werden erstmal automatisch getrennt."
Jan Schneider hat das schon etliche Male getan. Er ist Informatiker und hat die Software für das automatische Rekonstruktionssystem mitentwickelt.
Eine einzelne DIN A4 Seite, die durch den Schredder gegangen ist, besteht aus 40 dünnen Streifen. In den Tüten, die Kriminalbeamte in der Abteilung für Datenrekonstruktion abgegeben, stecken oft viele Seiten.
Das heißt zunächst ist Handarbeit gefordert.
"Das ist dann ein Beutel voll, dass sind dann 1000 Streifen und die werden dann erst mal digitalisiert."
Tüte auf, den Papiermüll glätten und zwischen zwei durchsichtige Folien legen, verschweißen und dann ab in den Scanner mit den Schnipseln.
Kurz darauf landen die Tausend kleinen Teile, die in einem Ermittlungsfall aus dem Papierkorb eines Verdächtigen gerettet werden konnten, auf dem Bildschirm von Jan Schneider. Der digitale Datenkrimi startet. Der Rechner beginnt zu puzzeln.
"Also jetzt habe ich zumindest schon einmal eine Idee, wie wir mit einem konkreten Fall anfangen können."
Das Computerprogramm schlägt anhand der Risskanten und Streifengrößen verschiedene Zusammensetzung vor. Auch besondere Zeichen und Formen, wie Stempel oder Adressfelder nutzt das System für die Rekonstruktion. Ob das Schnipsel-Puzzle richtig zusammengefügt wurde, muss aber immer wieder direkt vom Mensch überprüft werden, sagt Bertram Nikolay, der das System entwickelt hat.
"Das, was hier abläuft, ist eine Wahrnehmung über Maschinen, eine maschinelle Wahrnehmung. Die Thematik ist nicht so einfach wie man glaubt, wenn man sich mal klar macht, wenn man selber puzzelt, dass ist schon ein Ablauf, in dem viele Zellen in unserm Gehirn aktiviert werden, Es laufen ab eine Reihe von Prozessen. Das heißt, wir identifizieren Zusammenhänge, Formen, Farben, die man sehen kann auf diesen Schnipseln."
Doch selbst wenn Kanten und Risslängen zusammenpassen, kann es sein, dass ein Text entsteht, der keinen Sinn ergibt. Dann muss das Programm solange weiter puzzeln, bis eine sinnvolle Zusammensetzung herauskommt, sagt Jan Schneider. Vor ihm auf dem Bildschirm schieben sich gerade eine Menge Zahlen zusammen.
"Hier geht eben um Rechnungen und hier geht es darum, dass bestimmte Personen, bestimmte Rechnungen bezahlt haben, sodass ich eben Tageseinnahmen irgendwie abschätzen lassen. Und wenn man sich jetzt vorstellt, dass sich jetzt jemand behauptet, er hätte Tageseinnahmen von 1000 Euro und man findet Zettel mit Rechnungen über mehrere 1000 Euro, dann kann man eben sagen, da stimmt irgendeine Aussage nicht."
Finanz- und Steuerbehörde auf der Spur! Die Zahlenkolonnen haben die Fahnder auf eine neue Fährte gebracht. Festgenommen wurde niemand, aber die Wissenschaftler konnten dazu beitragen einen Verdächtigen zu entlasten.
"Das ist ja auch schon eine Menge wert. In einem Indizienprozess beispielsweise geht es ja darum, bestimmte Teile einfach auszublenden und das ließ dann damit eben auch machen."
Dabei ist die Verbrecherjagd am Computer nur ein Nebenprodukt, das sich eher zufällig aus der Arbeit der Informatiker ergeben hat.
Inspiriert zur kriminalistischen Arbeit wurden die Berliner Wissenschaftler von der Stasi. Die hatte kurz nach dem Mauerfall 1989 stapelweise Aktenmaterial zu kleinen Schnipseln gemacht. So wollten man schnell unbequeme Informationen vernichten. 600 Millionen dieser winzigen Papierfetzen konnten aber gerettet werden. Das sind 16.000 große Müllsäcke, für die die Wissenschaftler am Fraunhofer Institut vor einigen Jahren das Rekonstruktionsprogramm entwickelten und der ehemaligen Gauck heute Birthler-Behörde vorstellten.
"Wir haben relativ früh, wie diese Thematik publik war hier im Team gesagt, dass wär’ doch für uns eine Herausforderung. Und so sind wir selber an die Behörde herangetreten und haben gesagt, da würde wir uns eine Lösung mit Computern sehr gut vorstellen können."
Knapp zehn Jahre hat die Entwicklung der Software gedauert.
Jetzt Im Januar werden die Wissenschaftler endlich mit dem Zusammensetzen der Stasiakten beginnen. Ein riesiges Datenpuzzle, das mehrere Jahre dauern wird und vielleicht neue Erkenntnisse ans Tageslicht bringen wird.
Zwischendurch wird es aber immer wieder kleinere und größere Fälle geben, bei denen es heißt:
"Kopper, übernehmen Sie!"
Schlechte Karten also für Verbrecher und Betrüger, die ihre belastenden Unterlagen nicht restlos vernichten.