Digitale Allgemeinplätze
Mit "Wer wir sind und was wir wollen" erklärt Philipp Riederle den Älteren die Onlinewelt aus der Sicht eines "Digital Natives". Seinem hohen Anspruch wir der 18-jährige Unternehmensberater nicht gerecht. Das undifferenzierte Zusammenschreiben von Internetklischees hat für den Leser kaum einen Nutzen.
Philipp Riederle ist 18 Jahre alt und hat es für sein Alter schon ziemlich weit gebracht. Während andere gerademal das Abitur machen, hält er deutschlandweit Vorträge und berät große Unternehmen wie Telekom, McDonalds oder Bertelsmann. Sein Thema: Das Internet und wie es das Leben seiner Generation prägt. Riederle versteht sich selbst als Guide durch die neue digitale Welt, und da sein Beratungsgeschäft floriert, liegt nichts näher, als all sein Wissen in ein Buch zu packen.
Sein Anspruch ist hoch. Den "digitalen Generationen Gap" will er schließen, die Kluft überbrücken zwischen den "Digital Natives" und den in Bezug aufs Internet weniger wissenden Älteren. Das Bild von der vermeintlich internetsüchtigen Jugend, die sinnlos am Computer rumdaddelt und ihre Lebenszeit in sozialen Netzwerken und Onlinespielen verschwendet, will er gerade rücken und zeigen, welch spannende Gedankenwelt tatsächlich dahinter steckt.
Sein Anspruch ist hoch. Den "digitalen Generationen Gap" will er schließen, die Kluft überbrücken zwischen den "Digital Natives" und den in Bezug aufs Internet weniger wissenden Älteren. Das Bild von der vermeintlich internetsüchtigen Jugend, die sinnlos am Computer rumdaddelt und ihre Lebenszeit in sozialen Netzwerken und Onlinespielen verschwendet, will er gerade rücken und zeigen, welch spannende Gedankenwelt tatsächlich dahinter steckt.
Kein Online-Phänomen ausgelassen
Philipp Riederle präsentiert sich und seine Generation mit provokativ zur Schau gestelltem Selbstbewusstsein. Er spielt dabei auf der ganzen Klaviatur der Rhetorik. Mal hochnäsig und arrogant, mal neunmalklug, mal gebildet, mal einfühlsam und gelegentlich witzig präsentiert er die bunte Welt des Internets, in der – so seine Botschaft – der junge Mensch von heute die große Freiheit ganz selbstverständlich genießt. Um das zu verdeutlichen, lässt er kaum ein Online-Phänomen aus. Ob YouTube, Facebook, Pornografie, virtuelle Universität, digitales Publizieren, Modeblogs oder Carsharing – als wolle er zeigen, was er alles weiß, hat Riederle ganz verlässlich zu allem was zu sagen. Aber, und das ist das Problem, es ist nichts Neues.
Alles reißt der junge Mann oberflächlich an und verkauft Allgemeinplätze als neue Erkenntnis. Dass Jugendliche im Netz ihresgleichen treffen, mit ihrem Smartphone Inhalte auf Abruf konsumieren, lineares Fernsehen und Radio kaum noch wahrnehmen, klassische Werbung doof finden und kreativ Ideen in Videos, Texten und Musik ausprobieren; dass sie sich emanzipieren wollen von den starren Strukturen der vordigitalen Welt ihrer Eltern – das wissen doch die meisten. Und so ist es geradezu einschläfernd, all das noch mal beschrieben zu bekommen.
Alles reißt der junge Mann oberflächlich an und verkauft Allgemeinplätze als neue Erkenntnis. Dass Jugendliche im Netz ihresgleichen treffen, mit ihrem Smartphone Inhalte auf Abruf konsumieren, lineares Fernsehen und Radio kaum noch wahrnehmen, klassische Werbung doof finden und kreativ Ideen in Videos, Texten und Musik ausprobieren; dass sie sich emanzipieren wollen von den starren Strukturen der vordigitalen Welt ihrer Eltern – das wissen doch die meisten. Und so ist es geradezu einschläfernd, all das noch mal beschrieben zu bekommen.
Internet-Klischees von gestern
Ärgerlich aber ist die Schwarz-Weiß-Malerei. Die Art und Weise, wie Philipp Riederle das Internet als schöne neue Welt beschreibt, ist schlicht von gestern. Er fällt weit hinter jede differenzierte Betrachtung über die Onlinewelt zurück. Jedes Klischee wird bedient: Arbeit als Entfremdung müsse es im Netz nicht mehr geben, sie sei "Selbstverwirklichung pur". Dank Crowdsourcing könne jeder ganz einfach seine Ideen umsetzen und Unternehmen starten. Bildung gebe es im Netz jetzt endlich für alle. Und dank Firmen wie Apple sei Technologie so einfach geworden, dass niemand mehr Gebrauchsanweisungen braucht.
Belege für diese Sicht erbringt er keine, ebenso wenig wie sich auf den gesamten 268 Seiten keine Kritik findet. Statt der versprochenen Aufklärung bietet Philip Riederle daher vor allem eines: Eine nicht endenwollende Hochglanzbroschüre mit minimalem Nutzwert.
Besprochen von Vera Linß
Belege für diese Sicht erbringt er keine, ebenso wenig wie sich auf den gesamten 268 Seiten keine Kritik findet. Statt der versprochenen Aufklärung bietet Philip Riederle daher vor allem eines: Eine nicht endenwollende Hochglanzbroschüre mit minimalem Nutzwert.
Besprochen von Vera Linß
Philipp Riederle: Wer wir sind und was wir wollen. Ein Digital Native erklärt seine Generation
Knaur Taschenbuch, München 2013
268 Seiten, 12,99 Euro
Knaur Taschenbuch, München 2013
268 Seiten, 12,99 Euro