Zum Tod von Dieter Wedel

Ein Regisseur mit Millionenpublikum

Schwarz-weiß Porträt des Regisseurs Dieter Wedel.
Dieter Wedel ist im Alter von 82 Jahren in Hamburg gestorben. © picture alliance / Sven Simon / Malte Ossowski
20.07.2022
Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Das wurde nun bekannt. Laut Landgericht München starb er bereits am 13. Juli. Berühmt wurde Wedel mit TV-Mehrteilern wie "Der Schattenmann" und "Der große Bellheim". Zuletzt war er wegen Vergewaltigungsvorwürfen in den Schlagzeilen.
Dieter Wedel ist tot. Er wurde 82 Jahre alt. Der Regisseur starb bereits vergangene Woche, wie das Landgericht München bekannt gab. Dort war ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig: Das Gericht wollte an diesem Mittwoch bekannt geben, ob es den Prozess gegen Wedel eröffnet.
Die Staatsanwaltschaft hatte ihn nach drei Jahren Ermittlungen 2021 wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel hatte angegeben, Wedel habe sie 1996 vergewaltigt, was dieser bis zuletzt bestritt. Im Rahmen der #MeToo-Debatte erhoben auch andere Frauen Vorwürfe gegen den Filmemacher wegen sexueller Belästigung.

TV-Quotenhits über Ruhm, Gier, Macht, Sex

Wedel war einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure. Millionen Menschen sahen vor allem seine Fernseh-Mehrteiler: "Der große Bellheim", "Der Schattenmann", "Der König von St. Pauli" und "Die Affäre Semmeling". Außerdem sorgte er als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele für Zuschauer-Rekorde. Zuvor war er von 2003 bis 2014 Intendant der Nibelungenfestspiele Worms.

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In Wedels TV-Produktionen sei es oft um das Spannungsfeld aus Ruhm, Gier, Machthunger und Sex gegangen, sagt die Filmkritikerin Jenni Zylka .
„Das Fernsehen war sehr stolz auf ihn, weil erzählerisch und ausstatterisch schon immer alles sehr megaloman angelegt war, und er wirklich Quoten brachte“, so Zylka.

Männlicher Blick auf weibliche Figuren

Wedel habe indes einen „sehr männlichen Blick“ auf die weiblichen Figuren gehabt, zudem habe in seinen Inszenierungen etwas „sehr Simples“ gelegen. Auch hätten Plagiatsvorwürfe gegen ihn im Raum gestanden.
Für einen differenzierten Blick auf Wedel spricht sich der Filmregisseur Simon Verhoeven aus. Er könne das Werk anerkennen und bewundern, aber gleichzeitig entsetzt sein über die Art und Weise, wie Wedel mit Menschen und vor allem Frauen umgegangen sei.
Bei seiner Arbeit galt Wedel als Tyrann. Wiederholt kritisierten Schauspieler und Schauspielerinnen, aber auch andere Mitarbeiter seinen herrischen Ton oder beschrieben gewalttätige Übergriffe.
Wedel hatte sechs Kinder von sechs Frauen.
(bth, mit dpa)

Dieter Wedel sei der „Meister der TV-Mehrteiler“ gewesen , sagt Filmkritiker Jörg Taszman angesichts des Todes des Fernsehregisseurs. Das sei lange vor Netflix und Serien wie „Babylon Berlin“ gewesen.

Doch für die Sender, mit denen Wedel zusammengearbeitet hat – vor allem das ZDF, später auch die ARD – könnten die Vorwürfe, die 2018 öffentlich erhoben wurden, nicht so „wahnsinnig überraschend“ gekommen sein. Ihm wurde etwa sexuelle Belästigung, Demütigung und Vergewaltigung vorgeworfen. Der Regisseur Til Schweiger habe im Zuge der MeeTo-Debatte in einer Sendung gesagt, Dieter Wedel habe das Image eines Menschenquälers. Er sehe bei den Sendern eine Mitschuld, so Taszman. Intern sei vieles wohl durchaus bekannt gewesen. „Aber man hat es nicht genügend verfolgt.“

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