Dieben mit Attrappen ein Schnippchen schlagen

Von Michael Engel |
Kamera-Attrappen, die Einbrecher abschrecken sollen, sind derzeit der Renner. Für unter zehn Euro sind sie zu haben. Allerdings ist die Installation aus Datenschutzgründen problematisch, da sich Passanten überwacht fühlen könnten. Es gibt aber harmlose Alternativen.
Das Haus liegt zwar an einer belebten Straße, doch das Grundstück ist umgeben von einer meterhohen Hecke. Einbrecher wären ungestört, fürchtet die Bewohnerin und hat schon reagiert:

„Also wenn wir jetzt auf die Terrasse kommen, dann sehen Sie ja, dass durch die begrünte Pergola und die dichte große Hecke dahinter alles sehr uneinsichtig ist. Wir hatten schon mal einen Einbruchsversuch, und deswegen haben wir uns entschlossen, dort oben eine Kamera-Attrappe anzubringen, um dem vorzubeugen.“

Ob es hilft – die Abschreckung mit elektronischen Dummys – das ist die große Frage. Viele besorgte Menschen wollen die Antwort nicht abwarten. Attrappen, die eine Überwachung nur vortäuschen, sind derzeit ein Renner in den Geschäften, berichtet Fachverkäufer Kay Groß von Conrad Elektronik.

„Häufig nach Einbrüchen oder wenn gerade so eine Serie wieder war wie neulich, dann häuft sich das tatsächlich deutlich, und natürlich auch Leute, die keine Kamera installieren können, Kabel legen, die Möglichkeit haben, das technisch zu installieren, und da kommt ja doch ein bisschen was zusammen, wenn man jetzt wirklich aufnehmen will.“

Videoüberwachungskameras, in Wirklichkeit Attrappen, sind schon für unter zehn Euro zu haben. Täuschend echt mit Aluminiumgehäuse, stabiler Halterung und Kabel können sie auch schon mal 40 Euro kosten. Anschrauben an die Wand – fertig ist die Installation! Batterie getriebene Attrappen gibt es sogar mit Blinklicht, Bewegungsmelder und Schwenkmotor. Juristen wie Prof. Nikolaus Forgó von der Uni in Hannover indes warnen vor einem allzu leichtfertigen Umgang mit den Attrappen. 0.30

„Weil auch so eine Kamera-Attrappe in das allgemeine Persönlichkeitsrecht in der „Überwachten“ – unter Anführungszeichen ‚Überwachten‘ – eingreifen kann, weil der Eindruck eines Überwachungsdrucks entstehen kann. Also eine Kamera-Attrappe ist ganz sicher nicht ganz einfach nur deswegen zulässig, weil es halt nur eine Attrappe ist, die als solche nicht erkennbar ist.“

Kamera-Attrappen haben über dem Hauseingang oder am Garagentor nichts zu suchen, weil dort auch Passanten oder Nachbarn vorbei kommen und glauben müssen, dass sie ins Visier einer „echten Kamera“ geraten sind. Für Attrappen gelten die gleichen Richtlinien wie für echte Kameras. Deutsche Gerichte haben hierzu schon viele Grundsatzurteile gefällt.

Datenschutzrechtlich unproblematisch sind dagegen Alarmanlagen. Außen an der Hauswand weithin sichtbar angebracht, sollen die Attrappen Einbrecher abschrecken. Bei dem rund 40 Euro kostenden Dummy ist die elektronische Überwachung natürlich nur vorgetäuscht. Das Sirenen-Gehäuse ist innen leer, doch mit dem roten Licht oben drauf sieht der Dummy verdammt echt aus, findet Elektronik-Fachverkäufer Kay Groß.

„Ein Sirenengehäuse wie man es auch hätte mit eingebauter Sirene. Aber ohne Inhalt. Oben irgendwo angeschraubt, wetterfest auch für den Außenbereich geeignet, und von außen nicht zu erkennen, ob eine Alarmanlage drin ist oder nicht. Das ist nicht zu erkennen für jemanden, auch nicht für einen eingeweihten, professionellen Dieb nicht, denn das Teil ist das gleiche.“

Elektronische Dummys können sogar bissige Wachhunde simulieren. In diesem Fall einen „deutschen Schäferhund“. Der weiße Kasten, der im wesentlich aus einem Lautsprecher besteht, erzeugt einen enormen Schalldruck von 105 Dezibel – vergleichbar mit einer Kettensäge aus einem Meter Entfernung. Kostenpunkt: 70 Euro.

„Da ist ein Sensor drin. Der erfasst durch die Wand eine Person. Wenn die sich annähert, schaltet sich dieser akustische Hunde ein und bellt dann in einer Folge – willkürlich, einfach oder mehrfach – und das bleibt dann die ganze Zeit, bis diese Person aus dem Radarmelderkreis wieder raus ist.“

Ebenfalls gut geeignet sind sogenannte „TV-Simulatoren“, die bei Dunkelheit ein bläulich-weißes Flackerlicht erzeugen und so ein laufendes TV-Gerät vortäuschen. Potenzielle Einbrecher, draußen vor der Tür, sollen glauben, dass jemand zuhause ist. Schon seit vielen Jahren im Elektrofachhandel erhältlich sind die elektronischen Zeitschaltuhren. Es handelt sich dabei um Stromstecker, die zum Beispiel mit der Stehlampe im Wohnzimmer verbunden werden.

„Eine ebenfalls einfache Lösung, um Anwesenheit zu simulieren. Die basiert auf dem Prinzip, dass ein Dämmerungsschalter das Ganze am Abend anmacht und dann über eine willkürliche Zeitsteuerung das Ding ein und ausschaltet. Man macht das Ding an, stellt auf random – also Zufall auf deutsch – und das wars.“

Ob’s dann aber auch tatsächlich hilft und Einbrecher abgeschreckt werden, das kann nicht einmal die Polizei sagen: Es gibt nämlich keine Statistiken darüber. Auch wenn die Datenlage dünn ist: Alles, was Diebe abschrecken könnte, so die Empfehlung der Polizei, sollte man versuchen. Hundertprozentige Sicherheit gibts leider nicht.