Die zweite Rabbinerin in Deutschland
Kommende Woche ordiniert das Abraham-Geiger-Kolleg in Berlin drei seiner Absolventen. Darunter: Alina Treiger, die zweite Rabbinerin in Deutschland. Die erste hieß Regina Jonas - sie gilt als weltweit erste Rabbinerin überhaupt.
Im August 1902 kommt sie in Berlin auf die Welt, wächst in einem streng religiösen Haus im jüdisch geprägten Scheunenviertel auf - Regina Jonas. Eine zielstrebige junge Frau mit großem Enthusiasmus für alles Jüdische. Nach dem Abitur schreibt sie sich in der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ein - eine von Abraham Geiger, dem Wegbereiter des liberalen Judentums, gegründete Lehranstalt. Die wenigen Frauen, die hier studieren, wollen später als Religionslehrerin arbeiten. Regina Jonas ist die erste, die Rabbinerin werden will.
Fähigkeiten und Berufungen hat Gott in unsere Brust gesenkt und nicht nach dem Geschlecht gefragt. So hat ein jeder die Pflicht, ob Mann oder Frau, nach den Gaben, die Gott ihm schenkte, zu wirken und zu schaffen. Wenn man die Dinge so betrachtet, nimmt man Weib und Mann als das, was sie sind: als Menschen.
Ihre Abschlussarbeit im Jahr 1930 trägt den Titel: "Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?" Regina Jonas prüft die Bibel, den Talmud. Ihr Text ist der erste Versuch, die Befähigung von Frauen für dieses geistliche Amt aus den jüdischen Religionsgesetzen heraus, der Halacha - herzuleiten. Der letzte Satz ihrer Abschlussarbeit lautet:
Außer Vorurteil und Ungewohntsein steht halachisch fast nichts dem Bekleiden des rabbinischen Amtes seitens der Frau entgegen. So möge auch sie in einer solchen Tätigkeit jüdisches Leben und jüdische Religiosität in kommenden Geschlechtern fördern.
"Ich finde sie sehr mutig, sie hat eine sehr schwierige Zeit durchgemacht und für ihren Traum gekämpft und ich weiß, dass es nicht sehr einfach war, innerhalb der jüdischen Gemeinde als Frau anerkannt zu werden, als Gelehrte","
sagt Alina Treiger über Regina Jonas - die aus der Ukraine stammende Absolventin des Abraham-Geiger-Kollegs, die sich anschickt, nach Jonas die zweite in Deutschland ordinierte Rabbinerin zu werden. Nach ihrer Ordination – der Smicha – wird die 31-Jährige in der liberalen jüdischen Gemeinde Oldenburg arbeiten.
""Zu ihrer Zeit war es natürlich viel schwieriger, weil sie die erste war. Sie hat die Türen geöffnet. Und das war auch mit sehr viel Konfrontation und Ablehnung verbunden."
Denn Regina Jonas hat zwar 1930 ihr Studium mit Erfolg beendet, findet aber keinen Rabbiner, der sie ordinieren will. Erst 1935 ist es soweit. Doch dann erhält zunächst sie keine Erlaubnis zu predigen, von einer Anstellung in der jüdischen Gemeinde ganz zu schweigen. 1937 – viele Rabbiner sind bereits emigriert, andere von den Nazis in Konzentrationslager verschleppt – stellt die jüdische Gemeinde Berlin die Rabbinerin offiziell ein; Regina Jonas ist unter anderem als Seelsorgerin im Jüdischen Krankenhaus tätig. Die Orthodoxen lehnen sie nach wie vor ab - bis heute akzeptieren nur liberale Gemeinden Frauen im Amt des Rabbiners.
Alina Treiger: "Ich habe nicht überall erzählt, dass ich eine rabbinische Ausbildung mache. Warum? Wenn ich das erzählt habe am Anfang, manche haben sehr verständnislos reagiert, oder verwundert."
Regina Jonas wird 1944 in Auschwitz ermordet - und vergessen. Erst nach der friedlichen Revolution in der DDR und der anschließenden Öffnung der Archive finden Forscher ihre Streitschrift und ihren Nachlass im Gesamtarchiv der deutschen Juden. Heute hängt ihr Porträt im Jüdischen Museum Berlin: eine ernste junge Frau mit dunkler Kappe und langem dunklen Samtmantel.
"Dieses Mal stand ich vor dem Foto von Regina Jonas. Und zum ersten Mal, das war so ein unglaublicher Moment für mich. Ich habe vor ihrem Foto gestanden und gelesen: Die erste Rabbinerin, die in Deutschland ordiniert wurde. Es ist wirklich unglaublich, dass ich die zweite bin."
Fähigkeiten und Berufungen hat Gott in unsere Brust gesenkt und nicht nach dem Geschlecht gefragt. So hat ein jeder die Pflicht, ob Mann oder Frau, nach den Gaben, die Gott ihm schenkte, zu wirken und zu schaffen. Wenn man die Dinge so betrachtet, nimmt man Weib und Mann als das, was sie sind: als Menschen.
Ihre Abschlussarbeit im Jahr 1930 trägt den Titel: "Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?" Regina Jonas prüft die Bibel, den Talmud. Ihr Text ist der erste Versuch, die Befähigung von Frauen für dieses geistliche Amt aus den jüdischen Religionsgesetzen heraus, der Halacha - herzuleiten. Der letzte Satz ihrer Abschlussarbeit lautet:
Außer Vorurteil und Ungewohntsein steht halachisch fast nichts dem Bekleiden des rabbinischen Amtes seitens der Frau entgegen. So möge auch sie in einer solchen Tätigkeit jüdisches Leben und jüdische Religiosität in kommenden Geschlechtern fördern.
"Ich finde sie sehr mutig, sie hat eine sehr schwierige Zeit durchgemacht und für ihren Traum gekämpft und ich weiß, dass es nicht sehr einfach war, innerhalb der jüdischen Gemeinde als Frau anerkannt zu werden, als Gelehrte","
sagt Alina Treiger über Regina Jonas - die aus der Ukraine stammende Absolventin des Abraham-Geiger-Kollegs, die sich anschickt, nach Jonas die zweite in Deutschland ordinierte Rabbinerin zu werden. Nach ihrer Ordination – der Smicha – wird die 31-Jährige in der liberalen jüdischen Gemeinde Oldenburg arbeiten.
""Zu ihrer Zeit war es natürlich viel schwieriger, weil sie die erste war. Sie hat die Türen geöffnet. Und das war auch mit sehr viel Konfrontation und Ablehnung verbunden."
Denn Regina Jonas hat zwar 1930 ihr Studium mit Erfolg beendet, findet aber keinen Rabbiner, der sie ordinieren will. Erst 1935 ist es soweit. Doch dann erhält zunächst sie keine Erlaubnis zu predigen, von einer Anstellung in der jüdischen Gemeinde ganz zu schweigen. 1937 – viele Rabbiner sind bereits emigriert, andere von den Nazis in Konzentrationslager verschleppt – stellt die jüdische Gemeinde Berlin die Rabbinerin offiziell ein; Regina Jonas ist unter anderem als Seelsorgerin im Jüdischen Krankenhaus tätig. Die Orthodoxen lehnen sie nach wie vor ab - bis heute akzeptieren nur liberale Gemeinden Frauen im Amt des Rabbiners.
Alina Treiger: "Ich habe nicht überall erzählt, dass ich eine rabbinische Ausbildung mache. Warum? Wenn ich das erzählt habe am Anfang, manche haben sehr verständnislos reagiert, oder verwundert."
Regina Jonas wird 1944 in Auschwitz ermordet - und vergessen. Erst nach der friedlichen Revolution in der DDR und der anschließenden Öffnung der Archive finden Forscher ihre Streitschrift und ihren Nachlass im Gesamtarchiv der deutschen Juden. Heute hängt ihr Porträt im Jüdischen Museum Berlin: eine ernste junge Frau mit dunkler Kappe und langem dunklen Samtmantel.
"Dieses Mal stand ich vor dem Foto von Regina Jonas. Und zum ersten Mal, das war so ein unglaublicher Moment für mich. Ich habe vor ihrem Foto gestanden und gelesen: Die erste Rabbinerin, die in Deutschland ordiniert wurde. Es ist wirklich unglaublich, dass ich die zweite bin."