Die Zukunft lernt im Kindergarten

Eines hat die Forderung von Ursula von der Leyen nach mehr Krippenplätzen erreicht: Noch nie war die Familie so stark in der Diskussion wie heute. Politische Gräben tun sich auf, in der CDU herrscht Familienkrach zwischen Traditionalisten und Realisten, der Ton auch innerhalb der Koalition wird merklich schärfer. Doch jenseits von kontroversen Familienbildern oder der leidigen Kostenfrage: Wo bliebt bei all den Debatten das viel beschworene "Wohl der Kinder"?
Was tut Kleinkindern wirklich gut?
Wo und wie erfahren sie die beste Betreuung – zu Hause oder in Krippe und Kindergarten?
Wie kann eine moderne frühkindliche Bildung für das 21. Jahrhundert aussehen?

Fragen wie diese beschäftigen Donata Elschenbroich seit Jahrzehnten.
Die Expertin für Bildung der frühen Jahre arbeitete am Deutschen Jugendinstitut auf dem Gebiet der vergleichenden Kindheitsforschung, ihre Bücher "Weltwissen der Siebenjährigen – Wie Kinder die Welt entdecken können" (2001) oder "Weltwunder – Kinder als Naturforscher" (2005) sind Bestseller. Darin fasst die dreifache Mutter und mittlerweile auch Großmutter anschaulich zusammen, was Hirn- und Bildungsforscher längst deutlich gemacht haben: Der vorschulischen Bildung kommt in Zeiten von PISA eine immer wichtigere Bedeutung zu. Kinder – so die Kulturwissenschaftlerin – wollen von Anbeginn lernen, sie sind Forscher, Sammler, Tüftler. Die ersten fünf Lebensjahre seien eine "elementare Bildungszeit". Der Familie, aber gerade auch den Kitas und Kindergärten komme die Rolle zu, diesen angeborenen Wissensdurst zu stillen.

Ihr Wahlspruch: Die Zukunft lernt im Kindergarten.
"Wir haben es ja nicht in den Genen, wie wir gute Eltern sind. Wir brauchen Unterstützung. Wir brauchen Informationen. Wir brauchen eine Rückspiegelung. Wenn man sich gute Krippen anguckt, dann sieht man, dass es den Kindern enorm gut tut, wenn sie andere Anregungen von anderen Menschen haben. Das sind natürlich auch die gleichaltrigen Kinder, von denen Kinder enorm viel lernen, und die Familien sind sehr klein geworden und die Geschwisterzahl ist zurückgegangen. Die Möglichkeit, auch sich selbst zu erfahren in unterschiedlichen Rollen, das ist ein Potenzial und eine Freiheit auch, die schon in den frühen Jahren beginnt, und wir haben ja in den letzten Jahren durch die neue Säuglingsforschung, aber auch durch die Hirnforschung noch mal die Augengeöffnet bekommen, wie intensiv diese Zeit ist als Lernzeit, als Empfindungszeit, als Erkenntniszeit."

"Früh übt sich … Wie sollte eine moderne frühkindliche Bildung aussehen?"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9:07 Uhr bis 11 Uhr gemeinsam mit der Bildungsforscherin Donata Elschenbroich, in der Sendung "Radiofeuilleton – Im Gespräch".
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/2254-2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Literaturhinweise
Bücher von Donata Elschenbroich:
"Weltwissen der Siebenjährigen – Wie Kinder die Welt entdecken können", Verlag Antje Kunstmann 2001
"Weltwunder – Kinder als Naturforscher", Verlag Antje Kunstmann 2005