"Die Zofen" mit Starbesetzung in Berlin

Die gnädige Frau soll vergiftet werden

Szene aus "Die Zofen" von Jean Genet im Deutschen Theater Berlin. v.l.n.r.: Samuel Finzi; Bernd Stempel; Wolfram Koch.
Szene aus "Die Zofen" von Jean Genet im Deutschen Theater Berlin. v.l.n.r.: Samuel Finzi; Bernd Stempel; Wolfram Koch. © dpa / Claudia Esch-Kenkel
André Mumot im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 03.12.2017
Samuel Finzi, Wolfram Koch und Bernd Stempel spielen Frauen: zwei Dienstmädchen und eine Herrin. Die Inszenierung von Regisseur Ivan Panteleev von Jean Genets "Die Zofen" am Deutschen Theater in Berlin sei werkgetreu, sagt Kritiker André Mumot - auch die Männer in den Frauenrollen.
Der Regisseur Ivan Panteleev inszeniert Jean Genets "Die Zofen" am Deutschen Theater in Berlin mit Starbesetzung: Samuel Finzi, Wolfram Koch und Bernd Stempel. Im Mittelpunkt von Genets 1947 in Paris uraufgeführtem Einakter "Die Zofen" stehen zwei Schwestern, zwei Dienstmädchen, die den Plan hegen, die "gnädige Frau" zu vergiften.
Die zwei Schwestern werden von Samuel Finzi und Wolfram Koch gespielt. "Man muss vielleicht hinzufügen, dass sich Genet selber das so vorgestellt hatte, dass das seine Idealvorstellung war, dass diese drei fabelhaften Frauenrollen von Männern gespielt werden sollten", sagt Kulturkritiker André Mumot. Die Inszenierung sei also ganz werkgetreu aufgeführt worden.

Mit Perücken, Miniröcken und hochhackigen Schuhen

"Ich hatte am Anfang so ein bisschen Bedenken: weil natürlich tauchen Samuel Finzi und Wolfram Koch da auf der Bühne auf, mit Perücken, in Miniröcken und hochhackigen Schuhen und das erste Schmunzeln, das erste Kichern geht durch Reihen und man hatte ein kleines bisschen die Befürchtung, es könnte eine Klamotte werden", sagt Mumot. Doch die tieferen Bedeutungsebenen seien nicht verloren gegangen. Denn die Frauenrollen seien nicht als Karikatur angelegt worden.
Allerdings komme der Klamauk später ins Spiel - in Gestalt von Bernd Stempel, der die "gnädige Frau" spielt. "Und plötzlich ändert sich diese Stimmung, diese aufgeladene, zähneknirschende Stimmung der Inszenierung und es wird doch noch Komödie gespielt", sagt Mumot. Bernd Stempels Rolle sei schon als Karikatur angelegt. "Durch den lauten, komödiantischeren Ton ist die Bissigkeit, Bösartigkeit des Stückes auch viel besser zum Ausdruck gekommen." Die Komödieninszenierung habe dem Stück gutgetan.
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