Die Zeit hängt zum Trocknen auf den Dächern

Von Torsten Eßer |
Mehrere lateinamerikanische Staaten begehen 2010 das 200-jährige Jubiläum ihrer Befreiung von der spanischen Kolonialherrschaft. Haben sie Grund zu feiern?
In der internationalen Presse beherrschen Gewalt, Kriminalität, Drogen, Umweltkatastrophen, Bürgerkrieg und politischen Wirren die Schlagzeilen über den Kontinent. Ganze Landstriche in Brasilien, Kolumbien und Mexiko sind in die Gesetzlosigkeit abgerutscht. Doch vor Ort scheint die Lage oftmals nicht so dramatisch zu sein. Die Menschen gehen ihrem Alltag nach, in Freud und Leid und mit großer Gelassenheit. Rauschende Feste werden gefeiert, Selbsthilfe wird organisiert und die sprichwörtliche Improvisationskunst ersetzt allerorten das staatliche Machtvakuum.
Was haben Simón Bolívar, Emiliano Zapata, Che Guevara, Subcomandante Marcos und andere Revolutionäre in Lateinamerika erreicht? Wie steht der Kontinent heute kulturell, politisch und wirtschaftlich da? Haben die Lateinamerikaner ihre Identität gefunden oder existiert so etwas gar nicht? Sind Armut und Verstädterung aufzuhalten? Ist Lateinamerika ein Kontinent mit Zukunft? Kommen Lateinamerikaner immer zu spät? Und was macht ein Meerschweinchen beim katholischen Abendmahl? Diesen und anderen Fragen gehen wir in Texten lateinamerikanischer Autoren, von Alejo Carpentier bis Pablo Neruda, politischen Reden und Liedern sowie Interviews auf den Grund, garniert mit viel Musik.

Lateinamerika - der revolutionäre Kontinent?
Lateinamerika - der identitätslose Kontinent?
Lateinamerika - der spanischsprachige Kontinent?
Lateinamerika - der barocke Kontinent?
Lateinamerika - der lebensfrohe Kontinent?
Lateinamerika - der ungerechte Kontinent?
Lateinamerika - der katholische Kontinent?
Lateinamerika - der junge Kontinent?
Lateinamerika - der verstädterte Kontinent?
Lateinamerika - der musikalische Kontinent?
Lateinamerika - der indigene Kontinent?
Lateinamerika - der gewalttätige Kontinent?
Lateinamerika - der mystische Kontinent?
Lateinamerika - Kontinent der Zukunft?

Simón Bolívar begründete seinen Ruhm dann aber doch noch durch militärische Großtaten, wie den unerwarteten Zug seines Heeres über die verschneiten Anden, wodurch er die überraschten Spanier 1819 in Bogotá vernichtend schlagen konnte.
Zuvor hatte der Libertador in seiner berühmten Rede von Angostura gegenüber 26 Abgeordneten eines verfassungsgebenden Kongresses seine Ansichten über das politische System eines zukünftigen "Großkolumbien" dargelegt, über Vor- und Nachteile der Demokratie:
"Wenn ich nun die höchste Gewalt, die mir anvertraut worden war, auf Sie, die Repräsentanten des Volkes, übertrage, lasse ich mich von der Stimme meines Herzens, meiner Mitbürger und künftiger Geschlechter leiten und erhoffe alles von Ihrer Weisheit, Rechtschaffenheit und Umsicht. Mit der Erfüllung dieser lieben Pflicht befreie ich mich von der ungeheuren Machtfülle, die mich drückte, wie auch von der uneingeschränkten, auf meinen so schwachen Schultern lastenden Verantwortung. Nur dringende, dem unabweislichen Willen des Volkes beigesellte Not hatte mich das schreckliche und gefahrvolle Amt eines Obersten Befehlenden Diktators der Republik tragen lassen. Doch schon atme ich auf, da ich Ihnen diese Amtsgewalt zurückgeben kann, die ich unter so vielen Gefahren, Schwierigkeiten und Schmerzen, inmitten der entsetzlichsten Heimsuchungen, die einen Gesellschaftskörper ereilen können, auszufüllen vermochte!
[...]
Ich bin nur Werkzeug der Leidenschaften, die über Venezuela hinweggerast sind; und doch werden mein Leben, mein Verhalten, alle meine öffentlichen und privaten Handlungen dem Urteil des Volkes unterworfen werden. [...] Die Fortdauer der Amtsgewalt bei ein und derselben Person ist oft das Ende demokratischer Regierungsformen gewesen. Wiederkehrende Wahlen sind ein wesentliches Element dem Volke zugetaner Systeme, weil nichts so gefährlich ist, wie die Macht über eine lange Zeit hinweg bei ein und demselbem Bürger zu belassen. Das Volk gewöhnt sich daran, ihm zu gehorchen, und dieser gewöhnt sich daran es zu befehligen, woraus Usurpation und Tyrannei entspringen. Berechtigter Argwohn ist die Garantie republikanischer Freiheit; und unsere Bürger sollen mit vollem Recht die Sorge hegen, daß dieselbe Obrigkeit welche sie lange Zeit regiert hat, sie ewig regiert. [...]
Seien wir nicht vermessen, meine Herren, seien wir in unseren Ansprüchen bescheiden. Wir können nicht erhoffen, was dem Menschengeschlecht noch niemals gelungen ist, was auch die größten und weisesten Nationen nicht geschafft haben. Die unbegrenzte Freiheit, die absolute Demokratie sind Klippen, an denen bislang alle republikanischen Hoffnungen zerschellt sind. Werfen Sie einen Blick auf die Republiken des Altertums, auf die Republiken der Neuzeit, auf die im Entstehen begriffenen Republiken; fast alle sind sie mir dem Anspruch angetreten, sich absolut demokratisch zu konstituieren, und fast alle haben ihr berechtigtes Bemühen vereitelt gesehen."

"Die revolutionäre Explosion ist eine wunderträchtige Fiesta, in der der Mexikaner, trunken von sich selbst, schließlich, in tödlicher Umarmung, seinen mexikanischen Bruder erkennt."
(Octavio Paz, Mexiko)

Von den nationalen Identitäten zur lateinamerikanischen Vielfalt zu gelangen, die den Menschen des Kontinents eine gemeinsame Identität stiften soll wird eine schwere Aufgabe. Nach mehr als 500 Jahren sind sich zumindest die meisten Intellektuellen Lateinamerikas einer eigenen Identität bewußt, und setzen sich kritisch mit der geistigen Hegemonie Europas und der USA auseinander.
Stellvertretend für viele schreibt der Kolumbianer William Ospina:
"Jorge Luis Borges behauptete einmal, mit seinem klassischen Humor, daß wir Lateinamerikaner die einzigen wirklichen Europäer wären. Wir, die Europa als eine Einheit ansehen und uns als deren Erben fühlen, während sich in Europa niemand europäisch fühlt, höchstens spanisch oder französisch, schwedisch oder deutsch. Wir könnten noch hinzufugen, daß sich fast niemand spanisch fühlt, sondern katalanisch, baskisch oder gallizisch. Die Serben glauben nicht nur, daß sie einer anderen Rasse angehörten als die Kroaten, sondern sind sogar überzeugt, von einem anderen Planeten zu stammen. In Italien, einem Land, das einst aus zahlreichen Republiken zusammengesetzt wurde, wimmelt es nur so von Dialekten; und Ire zu sein bedeutet, selbstverständlich, kein Engländer zu sein.

Unser Amerika hat daran festgehalten, die kastellanische Sprache zu gebrauchen, so daß jemand aus Cuernavaca oder Tegucigalpa sich im Cafe mit einem anderen aus Colón, Caracas, Cali oder Valparaiso verständigen könnte. Die Wahrheit ist, daß wir Europäer sind, aber zum Glück sind wir auch viel mehr als Europäer. Wenn man die Ordnung betrachtet, die Europa konstruierte und auf diesem Planeten verbreitete, diese Ordnung, die von der nordamerikanischen Gesellschaft noch auf die Spitze getrieben wurde, erscheinen mir all die legendären Tugenden Europas fragwürdig. Aus der europäischen Intelligenz ist der Rationalismus erwachsen, aus der Disziplin der Totalitarismus. Aus dem Patriotismus, vorgestern die römische Vorherrschaft, gestern die Barbarei der Nazis und heute die serbokroatische Barbarei. Aus dem Fleiß, die verschwenderischen Warenlager der Industrie, aus dem Wissen die nuklearen Arsenale. Aus dem Glauben der Prager Fenstersturz, der Dreißigjährige Krieg und die Heilige Inquisition. Aus der Fähigkeit zur Vorsicht, die bedrohliche Ansammlung von Polizeistaaten, manipulativen Korporationen, genetischen Datenbanken, nicht handhabbaren todbringenden Mülls und hilflosen Menschen, die heute die Erde bedrohen.

Was für eine Ungerechtigkeit für die europäischen Künste, die europäische Philosophie, die reiche europäische Phantasie, was für eine Blasphemie gegen den göttlichen Plato, gegen den universalen Leonardo, gegen das sublime Genie Mozarts, gegen Kant, gegen Nietzsche, zu behaupten, daß die hervorragendste und ruhmreichste kulturelle Tradition der Erde fragwürdig wäre. Was wäre aus dieser Welt geworden, werden sie uns sagen, ohne die griechische Philosophie, ohne das Christentum, ohne den Klang des Minnesangs, ohne die Göttliche Komödie, ohne die Seufzer Romeos, ohne die vorletzte Sonate für Cello und Klavier von Ludwig van Beethoven, ohne den Philosophen in Gedanken von Rembrandt, ohne die Geigen von Brahms, ohne den Kölner Dom, ohne Louis Pasteur, ohne die übermenschlichen Labyrinthe der Musik von James Joyce? Ich habe diese Liste, einiger der unzählbaren Dinge Europas, die wie Borges sagen würde, "meine Brust mit Verehrung erfüllen", erstellt und es drängt mich festzustellen, daß ich ehrlich glaube, daß die Welt ohne sie ärmer wäre, hoffnungsloser und trauriger. Aber es drängt mich auch, zu erklären, daß diese kulturelle Vortrefflichkeit nicht ausschließlich europäisch ist. Der Eurozentrismus der westlichen Zivilisation, hat dazu geführt, daß wir die Kreationen dieser Region der Welt immer ausschließlich aber nie ausreichend würdigen und uns einer erstaunlichen Knechtschaft unterwerfen. Europa ist groß und schön und talentiert, aber nicht in höherem Maße als der Rest der Welt, und wenn es das scheinbar einmal war, dann nicht aufgrund einer kreativen Hypertrophie Europas, begleitet von einer umfassenden Unfruchtbarkeit der restlichen Welt.

Unser Dasein als Kolonien führte dazu, daß für uns lange Zeit die europäische Kultur die einzige war, die diesen Namen verdiente, die europäischen Künste die einzigen Künste und die Proportionen des Apollo von Olympia und die marmornen Abbilder der Aspasia und der Friné der einzige Kanon der Schönheit. Aber es führte auch dazu, daß die französischen Gärten, die europäische Vegetation, seine Flüsse, Seen und seine besondere Idee von Wäldern, zum höchsten Modell der Natur wurden.

Das aktive Europa hat sich nach allen Seiten ausgedehnt, aber wir vermuten, daß es nicht viel sehen konnte, da es exquisite Kunstwerke zu Barren einschmolz oder heilige Gräber plünderte, um seine Museen zu dekorieren, oder Tempel zerstörte, um von ihren göttlichen Reliquien Besitz zu ergreifen, oder steinerne Bäume voller Inschriften und alter Weisheiten, entwurzelte, um sie ins Zentrum von seelenlosen Plätzen zu bringen und damit die Träume und Traditionen, die keine zufälligen Formen menschlicher Erfindung, sondern unerläßliche Geheimnisse des menschlichen Überlebens sind, zum Schweigen brachte. Es ist immer noch wichtig, aufzuzählen was dieser Welt alles genommen wurde, was zum Schweigen gebracht wurde durch, gierige Plünderungen. Die Völker, die sich bis zu ihrem Tod verteidigten, haben einen Schrei hinterlassen, der in den Kehlen der Lebenden wartet.

Mit den Reichtümern Amerikas wurde die Hegemonie Europas gefestigt und die Maschinen und Laboratorien zum Funktionieren gebracht. Dank dieser Reichtümer siegte im Westen die Vernunft. Aber all die Tugenden Europas kamen ihrer freundlichen Maske entledigt zu uns. Die katholische Religion, Herz des doppelgesichtigen europäischen Humanismus, zerstörte die einheimischen Götter, entzog unserer grandiosen Natur den Schutz der amerikanischen Mythen und hat vergebens versucht, die Weiten und Abgründe der Illusion einer Gewalt mit menschlichem Antlitz zu unterwerfen. Die Sprache, die erst der Modernismus amerikanisch gemacht hat, hat uns jahrhundertelang über der Realität treiben lassen, ohne in ihr Wurzeln schlagen zu können. Selbst die Künste und Philosophien Europas wurden uns nicht als hohe Beispiele des menschlichen Geistes vorgeführt, sonder als einzige Flußbetten der Kultur. Europa war unser Lehrmeister und unser Führer, aber gleichzeitig auch unser Richter und unser Gewissen. Man mußte in Europa ausstellen, in Europa triumphieren, in Europa berühmt sein, die Gefälligkeit seiner Weisen verdienen, den Nobelpreis gewinnen. Man mußte die Universelle Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte annehmen, die Gewaltenteilung einsetzen, das allgemeine Wahlrecht einführen, europäisch denken, europäisch fühlen, nichts erfinden.

Ich glaube die Stunde ist gekommen, da wir Lateinamerikaner von unserer Welt Besitz ergreifen sollten. Kennen wir die Namen der Bäume, die uns auf diesem mysteriösen Abenteuer begleiten? Es reicht nicht, glaube ich, sie vor den Plünderungen durch die unersättlichen Industrie zu schützen, es ist notwendig, sie zu kennen und zu lieben."

MUSIKTITEL 1. Stunde:
Panamericana
Paquito D'Rivera
Calle 54
EMI Spain 2000
Simón Bolívar
Inti Illimani
Inti Illimani
Dbn
Canción del Mariachi
Los Lobos/ Antonio Banderas
Soundtrack: Desperado
Sony 1995
Madrecita
José Ángel Gutiérrez
The Roses
Winter & Winter 2006
La vaquilla (Corrido de Pancho Villa)
A. Lorca/ S. Quiroz
Mexican corridos
Folkways 1966
Carabina M1
Luis Enrique Mejía Godoy
Guitarra armada
Sony 1999
América un nido
Grupo Jatari
El grito de la libertad
Paredon 1976
Uchpa
Frechi
Lo mejor de...
Dolly Produciones 2000
Aqui ta naqui
Florilegium
Bolivian baroque
Channel Classics 2004
Hanacpachap cussicuinin
Ex Cathedra
Moon, sun & all things
Hyperion 2004

"Die Zeit hängt zum Trocknen auf den Dächern"
(Octavio Paz, Mexiko)

"Wo die Ereigniszeit herrscht ist das Wirtschaftsmodell der Uhrzeitstaaten eigentlich sinnlos" schreibt der US-amerikanische Psychologieprofessor Robert Levine, der lange in Brasilien und Mexiko gelehrt hat. Er mußte es am eigenen Leib erfahren:
"Als ich an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal unterrichten sollte, aus dem Haus ging, fragte ich jemanden nach der Uhrzeit. Es war 9.05 Uhr, so daß ich reichlich Zeit hatte, rechtzeitig zu meinem Seminar um 10 Uhr anzukommen. Nach schätzungsweise einer halben Stunde schaute ich auf eine Uhr, an der ich gerade vorbeikam. Sie zeigte 10.20 Uhr an. Von Panik ergriffen, setzte ich mich in Trab und stürzte in Richtung Seminarraum, wobei mir freundliche Zurufe wie 'Hallo Professor' und ''Alles klar, Professor' von gemächlich gehenden Studenten nachklangen, die sich später überwiegend als meine eigenen entpuppten. Atemlos kam ich an und fand einen leeren Raum vor.

Verstört rannte ich wieder hinaus und fragte einen der Vorübergehenden nach der Zeit. ''9.45 Uhr", lautete die Antwort. Das konnte nicht sein. Ich fragte jemand anderen. '9.55 Uhr'. Wieder ein anderer äugte auf seine Armbanduhr hinunter und rief stolz: 'Genau 9.43 Uhr'. Die Uhr eines nahegelegenen Büros zeigte 15.15 Uhr an. Ich hatte meine ersten beiden Lektionen erhalten: Brasilianische Uhren gehen prinzipiell falsch, und - außer mir schien das niemanden zu stören. Mein Seminar sollte von 10 Uhr bis 12 Uhr dauern. Viele Studenten kamen zu spät. Einige kamen erst nach 10.30 Uhr. Vereinzelt tröpfelten sie noch kurz vor 11 Uhr herein. Und zwei sogar danach. Alle Nachzügler hatten ein entspanntes Lächeln auf den Lippen, an dem ich mich später freuen lernte. Alle begrüßten mich, und obwohl sich einige knapp entschuldigten, schien keiner ein übermäßig schlechtes Gewissen zu haben, weil er zu spät kam. Sie gingen davon aus, daß ich Verständnis dafür hatte. Daß Brasilianer zu spät kamen, war keine Überraschung, allerdings war es für mich persönlich eine neue Erfahrung, Studenten unbekümmert mit mehr als einer Stunde Verspätung zu einem zweistündigen Seminar erscheinen zu sehen.

Die eigentliche Überraschung jenes ersten Tages kam aber erst um 12 Uhr, als der Unterricht zu Ende war. Zu Hause in Kalifornien brauchte ich nie auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, wann die Unterrichtszeit dem Ende entgegenging. Die Bücher wurden dann unruhig herumgeschoben. Aber als es in Brasilien 12 Uhr war, gingen nur ein paar Studenten pünktlich weg. Andere schlenderten im Laufe der nächsten Viertelstunde gemütlich hinaus, und manche blieben noch deutlich länger, um mir Fragen zu stellen. Als einige der noch verbliebenen Studenten um 12.30 Uhr ihre Schuhe auszogen, wurde ich meinerseits ungeduldig."
Brasilianer halten unpünktliche Menschen für besonders erfolgreich, weil das den Tatsachen entspricht. Wichtige Leute lassen ihre Untergebenen warten. Die Unpünktlichkeit ist nicht der Grund für den Erfolg, sondern ein Ergebnis.
"Der Fußball wurde in den 1880er Jahren von Beschäftigten englischer Firmen und von jungen Brasilianern, die in England studiert hatten, nach Brasilien gebracht. Als 1923 der Verein Vasco da Gama mit einer aus Arbeitern und Schwarzen bestehenden Mannschaft die Stadtmeisterschaft in Rio de Janeiro gewann, hatte sich der "futebol" endgültig zu einem Massenphänomen entwickelt."
"Wenn ich den Armen zu essen gebe, behandelt man mich wie einen Heiligen. Wenn ich frage, warum die Armen nichts zu essen haben, behandelt man mich wie einen Kommunisten."(Bischof Dom Hélder Camara, Brasilien)

MUSIKTITEL 2. Stunde:

Carnaval
Trío Llanero
Venezuela
World Network 1997
El llorar
Los Camperos de Valles
Dancing with the Dead
ellipsis arts 1998
La vida es un carnaval
Celia Cruz
Latina Café Vol. I
Wagram 2000
The floating bed
Elliot Goldenthal
Soundtrack "FRIDA"
UMG/ Deutsche Grammophon 2002
The journey
Elliot Goldenthal
Soundtrack "FRIDA"
UMG/ Deutsche Grammophon 2002
Futebol e samba
Sensação
Go! Brasil
BM&A 2006
Cielo
Gabriel Brncic
Gabriel Brncic
Ars Harmonica , Phonos 2005
Sin tierra
Tijuana No!
Contra-Revolucion Avenue
BMG USA 1998
Son de la liberación
Los de Abajo
Los de Abajo
Luaka Bop 1998
Padre nuestro
Coro de Cámara de la Universidad de Chile
Komponist: Pablo Délano
Antología Coral Chilena
ANC 2002
Dónde estaras?
Yuri Buenaventura/ Orishas
Best of
Wrasse 2004
Así es mi vida
Mecate
Latin Hop! Vol. I
DRO East West 2003
Catedral
Manuel Obregón
Manuel Obregón y la Orquesta de la Papaya
Sony 2002
Casas de carton
Expresión Joven
La hora esta llegando
Paredon 1974
La gota fria
Carlos Vives
Clasicos de la provincia
Polygram 1993

Ungerechtigkeit herrscht in Lateinamerika nicht nur bei der Einkommensverteilung. Auch in der Justiz ist sie eher die Regel als die Ausnahme:
" "Im Jahr 1986 besuchte ein mexikanischer Abgeordneter das Gefängnis von Cerro Hueco in Chiapas. Dort traf er einen Tzotzil-Indio, der seinem eigenen Vater die Kehle durchgeschnitten hatte und zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war. Der Abgeordnete fand heraus, dass der ermordete Vater seinem Sohn jeden Tag zum Mittagessen Tortillas und Bohnen brachte. Jener Indio war auf Spanisch verhört und verurteilt worden, eine Sprache, die er kaum oder gar nicht verstand, und mit einer ordentlichen Tracht Prügel hatte er den Vatermord gestanden."

Die Habanera, der argentinische Tango, die Rumba, die Guaracha, der Bolero, die brasilianische Samba eroberten sich die Welt mit ihren Rhythmen, ihren typischen Instrumenten, ihrem reichen Arsenal an Perkussionsinstrumenten, die sich heute derart durchgesetzt haben, daß sie in die Schlagzeug-Batterien der Sinfonieorchester übernommen wurden.

Eines ist sicher: man muß die lateinamerikanische Musik im ganzen akzeptieren, so, wie sie ist, und zugeben, daß das Originellste in ihrem Ausdruck ebenso gut von der Straße kommen kann wie von der Akademie. In der Vergangenheit waren es musizierende Bauern, Vorstadtmusiker, obskure Gitarristen, Kinopianisten, die unserer Musik die persönliche Note, die Durchschlagskraft, den Stil gaben, und hier liegt unserer Meinung nach der wesentliche Unterschied zwischen der europäischen Musikgeschichte und der Musikgeschichte Lateinamerikas, wo bis vor kurzem noch ein gutes ortsgebundenes Lied uns ästhetisch mehr geben konnte als eine mittelmäßige Sinfonie, die dem Weltbestand an Sinfonien nichts hinzufügte. " (Alejo Carpentier, Kuba)

MUSIKTITEL 3. Stunde:
Matador
Los Fabulosos Cadillacs
Vasos vacios
Sony Latin 1994
Terroristas
Desorden Público
¿Dónde está el futuro?
Sony 1999
El Trenecito
Festival Orchestra of Mexico
Komponist: Heitor Villa-Lobos
Latin American Classics Vol. I
Naxos 1994
La Cumparsita
Armenonville
Flor de Tango
Minor Music 2002
Tu recuerdo y yo
Lila Downs
El alma de Lila Downs (Best of)
EMI 2009
Logkonao
Beatriz Pichi Malen
Plata. Canciones de origen Mapuche
Acqua
Justicia
La Corte
Latin Hop! Vol. I
DRO East West 2003
Ellas danzan solas
Sting
Nada como el sol
A&M 1988
El viento en la isla
Fher
Marinero en Tierra. Tributo a Neruda
Warner Chile 1999
Suite del Plata, No. 1: Candombe
Máximo Diego Pujol
Guitar Music of Argentina
Naxos 2000
Amor América (1400)
Pablo Neruda
Canto General
Barbarossa 1994
¿Dónde está el futuro?
Desorden Público
¿Dónde está el futuro?
Sony 1999
Ballett Suite La Estancia
Nationales Kinderorchester Venezuela
Komponist: Alberto Ginastera
Nationales Kinderorchester Venezuela
Home 2000

LITERATURAUSWAHL:
Adveniat (Hrsg.):
Kontinent der Hoffnung.
Großstädte - Leben zwischen Wellblech und Beton
Essen 2008
Beck, Barbara/ Horst Kurnitzky
Zapata
Bilder aus der Mexikanischen Revolution
Wagenbach, Berlin 1975
Bolívar, Simón.
Rede von Angostura: 15. Februar 1819
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1995
Borsdorf, Axel/ Walter Hödl (Hrsg.)
Naturraum Lateinamerika. Geographische und biologische Grundlagen
LIT, 2006
Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.)
Lateinamerika
Bonn 2008
Carpentier, Alejo.
Stegreif und Kunstgriffe
Essays zur Literatur, Musik und Architektur in Lateinamerika
Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1980
Dill, Hans-Otto
Geschichte der lateinamerikanischen Literatur im Überblick
Reclam, Stuttgart 1999
Eßer, Klaus
Modernisierungshemmnisse der lateinamerikanischen Regionalkultur
DIE, Berlin 1998
Eßer, Torsten/ Patrick Frölicher (Hrsg.)
Alles in meinem Dasein ist Musik...
Kubanische Musik von Rumba bis Techno
Vervuert, Frankfurt am Main 2004
Föllmi, Danielle und Olivier
Die Weisheit Lateinamerikas
Tag für Tag
Knesebeck, München 2006
Galeano, Eduardo
Die Füße nach oben. Zustand und Zukunft einer verkehrten Welt
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2000
Goerdeler, Carl D.
Kulturschock Brasilien
(Hörbuch)
Reise Know-How, Bielefeld 2009.
Guarani für Paraguay - Wort für Wort
Kauderwelsch AusspracheTrainer (Audio CD),
Reise Know-How, Bielefeld 2006.
Levine, Robert
Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen mit Zeit umgehen
Piper, München 1998
Meier, Johannes/ Annegret Langenhorst
Bartolomé de Las Casas
Der Mann - das Werk - die Wirkung
Knecht, Frankfurt am Main 1992
Meyer-Clason, Curt
Die Menschen sterben nicht, sie werden verzauber
Piper, München 1990
Museum für Völkerkunde Hamburg (Hrsg.)
Fiesta Latina.
Lateinamerikanische Feste und Festbräuche
Hamburg 2002
Paz, Octavio
Das Labyrinth der Einsamkeit
Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1972
Rinke, Stefan/ Georg Fischer/ Frederik Schulze (Hg.)
Geschichte Lateinamerikas vom 19. bis zum 20. Jahrhundert
Quellenband, Metzler, Stuttgart 2009
Rinke, Stefan
Revolutionen in Lateinamerika.
Wege in die Unabhängigkeit 1760-1830.
Verlag C. H. Beck, München 2010.
Rivera, Guadalupe/ Marie-Pierre Colle
Mexikanische Feste.
Die Fiestas der Frida Kahlo
Kaleidoskop, München 2009
Spanisch für Mexiko - Wort für Wort
Kauderwelsch AusspracheTrainer (Audio CD)
Reise Know-How, Bielefeld 2004
Vargas Llosa, Mario
Gegen Wind und Wette
Literatur und Politik
Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1988
Werz, Nikolaus
Lateinamerika
Eine Einführung
Nomos, Baden-Baden 2008
Zeuske, Michael
Kleine Geschichte Venezuelas
Beck, München 2007