Die Winkel und Ecken des Islam
Die faszinierende, aber auch unendlich chaotische Welt der islamischen Pilgerfahrt ist Thema in Abdellah Hammoudis Werk. Er nimmt den Leser mit auf die teilweise komplizierten Spuren des Millionenspektakels. Außerdem beschreibt er immer wieder die bunten und exotischen Gassen der heiligen Städte Mekka und Medina, die profane Welt, weitab von der sakralen, in der die Pilger auch immer wieder hineintauchen.
Die Pilgerfahrt als religiöse Reise, aber auch als soziologisches Experiment: Das ist die Erfahrung, die der marokkanische Wissenschaftler Abdellah Hammoudi in seinem nun auch auf Deutsch erschienenen Buch "Saison in Mekka" macht. Der in den USA lebende und an der renommierten Princeton-Universität lehrende Anthropologe möchte die jahrhundertealten traditionellen Rituale einer ethnologischen Prüfung unterziehen.
Der Autor outet sich dabei schon zum Anfang seines Buches als nicht-strenggläubiger Muslim, dem die Erfüllung der religiösen Riten und Vorschriften nicht besonders am Herzen liegt. Ihm geht es auf seiner Fahrt daher nicht so sehr um das religiöse Erleben, sondern er möchte vielmehr die Winkel und Ecken seiner Religion erforschen, wobei er jedoch auch keine Gelegenheit auslässt, die Stärke seines eigenen Glaubens in Frage zu stellen.
Und dieser wird fortwährend auf eine harte Probe gestellt: Zunächst muss er einen Beamten in seiner marokkanischen Heimat bestechen, um in die Liste der Pilger aufgenommen zu werden, deren Zahl für jedes Land beschränkt ist. In Saudi-Arabien angekommen, führt der Weg der Pilgergruppe, der Hammoudi angehört, zunächst nach Medina, die Stadt, in der sich das Grab des Propheten Muhammad befindet. Die Heiligkeit des Ortes und seiner Atmosphäre kann auch er sich nicht entziehen:
Hammoudi führt den Leser ein in die faszinierende, aber auch unendlich chaotische Welt der islamischen Pilgerfahrt. Er nimmt den Leser mit auf die teilweise komplizierten Spuren des Millionenspektakels. Doch ist seine Schilderung keine religiöse Abhandlung für gläubige Muslime. Dafür sind seine Erläuterungen und Gedanken zu distanziert.
Diese Haltung trifft auch oft auf die Ablehnung seiner Mitreisenden, doch er lässt sich nicht beirren. Er analysiert die Rituale und beschreibt die Abläufe, wobei er den Leser auch oft seine Abneigung spüren lässt. Höhepunkt sind dabei seine Bemerkungen zum Opferfest innerhalb der Pilgerfahrt, an dem jeder gläubige Muslim ein Schaf opfern muss. Die Szenerie vergleicht Hammoudi mit einem riesigen Tierkonzentrationslager.
Neben seinen oft sehr ausschweifenden und teilweise recht rational gehaltenen Erkenntnissen über die Rituale der Pilgerfahrt nimmt Hammoudi den Leser aber auch immer wieder mit in die bunten und exotischen Gassen der heiligen Städte Mekka und Medina, in die profane Welt, weitab von der sakralen, in der die Pilger auch immer wieder hineintauchen, sei es, um Geschenke für die Daheimgebliebenen zu erwerben oder aber, um ihrer beruflichen Tätigkeit als Händler nachzugehen:
Der Autor entdeckt dabei, dass seine mitreisenden Pilgerbrüder- und schwestern die Fahrt nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch aus sehr weltlichen Motiven unternommen haben, nicht zuletzt wegen der Anhäufung von Reichtum und Ansehen, die sich daraus ergibt. Doch immer wieder prüft Abdellah Hammoudi in seinem Buch "Saison in Mekka" auch seinen eigenen Glauben, in der Hoffnung, dass dieser durch die Pilgerfahrt gestärkt wird.
Während er mit den weißgekleideten Massen mitwandelt, spürt der Leser die Sympathie, die er für seine Glaubensbrüder- und schwestern empfindet. Und auch wenn er bis zum Schluss seine skeptische Haltung seiner Religion und ihren Ritualen gegenüber aufrecht hält, so ist die Reise nach Mekka doch nicht spurlos an ihm vorbei gegangen.
Rezensiert von Abdul-Ahmad Rashid
Abdellah Hammoudi: Saison in Mekka. Geschichte einer Pilgerfahrt
Übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller
C.H. Beck, München 2007
313 Seiten. 24,90 Euro
Der Autor outet sich dabei schon zum Anfang seines Buches als nicht-strenggläubiger Muslim, dem die Erfüllung der religiösen Riten und Vorschriften nicht besonders am Herzen liegt. Ihm geht es auf seiner Fahrt daher nicht so sehr um das religiöse Erleben, sondern er möchte vielmehr die Winkel und Ecken seiner Religion erforschen, wobei er jedoch auch keine Gelegenheit auslässt, die Stärke seines eigenen Glaubens in Frage zu stellen.
Und dieser wird fortwährend auf eine harte Probe gestellt: Zunächst muss er einen Beamten in seiner marokkanischen Heimat bestechen, um in die Liste der Pilger aufgenommen zu werden, deren Zahl für jedes Land beschränkt ist. In Saudi-Arabien angekommen, führt der Weg der Pilgergruppe, der Hammoudi angehört, zunächst nach Medina, die Stadt, in der sich das Grab des Propheten Muhammad befindet. Die Heiligkeit des Ortes und seiner Atmosphäre kann auch er sich nicht entziehen:
Hammoudi führt den Leser ein in die faszinierende, aber auch unendlich chaotische Welt der islamischen Pilgerfahrt. Er nimmt den Leser mit auf die teilweise komplizierten Spuren des Millionenspektakels. Doch ist seine Schilderung keine religiöse Abhandlung für gläubige Muslime. Dafür sind seine Erläuterungen und Gedanken zu distanziert.
Diese Haltung trifft auch oft auf die Ablehnung seiner Mitreisenden, doch er lässt sich nicht beirren. Er analysiert die Rituale und beschreibt die Abläufe, wobei er den Leser auch oft seine Abneigung spüren lässt. Höhepunkt sind dabei seine Bemerkungen zum Opferfest innerhalb der Pilgerfahrt, an dem jeder gläubige Muslim ein Schaf opfern muss. Die Szenerie vergleicht Hammoudi mit einem riesigen Tierkonzentrationslager.
Neben seinen oft sehr ausschweifenden und teilweise recht rational gehaltenen Erkenntnissen über die Rituale der Pilgerfahrt nimmt Hammoudi den Leser aber auch immer wieder mit in die bunten und exotischen Gassen der heiligen Städte Mekka und Medina, in die profane Welt, weitab von der sakralen, in der die Pilger auch immer wieder hineintauchen, sei es, um Geschenke für die Daheimgebliebenen zu erwerben oder aber, um ihrer beruflichen Tätigkeit als Händler nachzugehen:
Der Autor entdeckt dabei, dass seine mitreisenden Pilgerbrüder- und schwestern die Fahrt nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch aus sehr weltlichen Motiven unternommen haben, nicht zuletzt wegen der Anhäufung von Reichtum und Ansehen, die sich daraus ergibt. Doch immer wieder prüft Abdellah Hammoudi in seinem Buch "Saison in Mekka" auch seinen eigenen Glauben, in der Hoffnung, dass dieser durch die Pilgerfahrt gestärkt wird.
Während er mit den weißgekleideten Massen mitwandelt, spürt der Leser die Sympathie, die er für seine Glaubensbrüder- und schwestern empfindet. Und auch wenn er bis zum Schluss seine skeptische Haltung seiner Religion und ihren Ritualen gegenüber aufrecht hält, so ist die Reise nach Mekka doch nicht spurlos an ihm vorbei gegangen.
Rezensiert von Abdul-Ahmad Rashid
Abdellah Hammoudi: Saison in Mekka. Geschichte einer Pilgerfahrt
Übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller
C.H. Beck, München 2007
313 Seiten. 24,90 Euro