Die Welt des Wissens fürs Spielzimmer

Klappen, blättern, spielen: Diese beiden Sachbücher für Kinder überzeugen auf der ganzen Linie. Sie sind ideal, um junge Leser für komplexe kultur- oder naturwissenschaftliche Themen zu begeistern.
Wie war das jetzt noch einmal mit den Planeten? In welchen Abständen umkreisen sie die Sonne, und ist ihr dabei der Saturn näher als der Jupiter? Oder war das umgekehrt?

Wer den Kinder-Weltraumatlas aufschlägt, ist sofort im Bilde: Bereits auf den ersten beiden Seiten baut sich ein faszinierendes Pop-up-Sternensystem auf, das vom Merkur bis zum Neptun alle Planeten mit ihren jeweiligen Monden und Ringen maßstabsgerecht zueinander positioniert. Natürlich ist der Jupiter näher an der Sonne – das sieht hier jedes Kind. Und zwar auf den ersten Blick!

Angesichts solcher Beispiele verwundert es nicht, dass sich immer mehr Kindersachbücher solcher dreidimensionaler Pop-up-Elemente bedienen, um junge Leser für komplexe kultur- oder naturwissenschaftliche Themen zu begeistern. Mit dem "Kinder-Weltraumatlas" und dem Band "Große Kulturen" liegen aktuell zwei Titel vor, die das gesamte Spektrum spielerischer "Leseerlebnisse" ausschöpfen.

"Große Kulturen" bietet neben einem phänomenalen Pop-up des Turms zu Babel so viele Spieleffekte – etwa aufklappbare Seiten, Laschen, Klappen, Leporellos, Karten zum Herausnehmen –, dass das Buch, obwohl es nur 40 Seiten zählt, so dick ist wie ein kleiner Atlas. Jeweils eine Doppelseite zeigt die Hochkulturen Mesopotamiens, Babylons, Ägyptens, Griechenlands, Roms, Chinas, Arabiens, Indiens und Südamerikas. Und diese Doppelseiten haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich.

Besonders prachtvoll und mit vielen interessanten Extras gespickt etwa wird die Kultur der Ägypter dargestellt. So lässt sich die Cheops-Pyramide so aufklappen, dass sich ein Querschnitt ihres Inneren mit Kammern und Gängen offenbart. Und Tutanchamuns Sarkophag kann man immer weiter aufblättern. Vom äußeren Schrein über den Mittelsarg bis hin zur Mumie. In kleinen, farblich abgesetzten Textkästen, die die Abbildungen flankieren, stehen die jeweils dazu gehörenden Informationen. Dass es 150 Meter Binde brauchte, um eine Mumie zu umwickeln, erfährt man ebenso wie Namen und Bedeutung der ägyptischen Gottheiten oder die Geheimnisse der Hieroglyphen. Dass sich wichtige Persönlichkeiten aller Kulturen in kleinen Couverts als Quartett-Spielkarten finden, ist eine originelle Idee, die Spielen und Lernen perfekt miteinander verbindet.

Der Kinder-Weltraumatlas hat im Vergleich weniger spielerische Elemente, überzeugt aber durch seine klare Strukturierung und seine hochwertige Aufmachung. Ein schönes Extra zu den mit vielen Zeichnungen und einigen mit Fotos gestalteten Seiten ist eine ausziehbare, fast DinA4 große Karte zu jedem einzelnen Planeten. Hier werden wichtige Charakteristika, Fakten und Zahlen, die zum Teil bereits im Text erwähnt wurden, noch einmal tabellarisch dargestellt. Verschiedene, originelle Quizfragen helfen das Erlernte zu vertiefen. Etwa wenn man ausrechnen muss, wie viel man auf dem Jupiter wiegen würde.

Beide Sachbücher überzeugen auf der ganzen Linie und zeigen, wie originell und didaktisch sinnvoll sich mit Pop-ups & Co lesen, lernen und spielen lässt.

Besprochen von Eva Hepper

Jean-Michel Billioud: Große Kulturen
Mit Illustrationen von Stéphane Humbert-Basset, übersetzt von Myriam Alfano
Arena Verlag, Würzburg 2011
40 Seiten, 14,95 Euro

Marie Greenwood: Kinder-Weltraumatlas mit Pop-up-Planeten
Illustrationen Peter Bull Art Studio, übersetzt von Birgit Reit
Dorling Kindersley, München 2011
32 Seiten, 14,95 Euro