Die virtuelle Musikschule

Von Georg Gruber |
Musikunterricht an Schulen ist der Teil des Unterrichtsprogramms, der am häufigsten ausfällt. Kein Wunder also, dass nur noch wenige Kinder einen Zugang zur Musik jenseits von MP3 und MTV finden. Die Macher von <papaya:link href="http://www.notenmax.de" text="notenmax.de" title="Notenmax" target="_blank" /> wollen das ändern. In der virtuellen Musikschule werden Kinder an die Musik herangeführt.
Der Notenmax ist ein kleiner freundlicher Kerl, mit einem großen runden Kopf, der an eine Note erinnern soll. Er hat wenig Haare, genauer gesagt: drei. Er zwinkert einem zu, wenn man auf seine Seite kommt: www.notenmax.de. Das Zielpublikum: Kinder im Alter zwischen vier und elf Jahren.

Zoe: "Das ist so ähnlich wie eine Musikschule, man kann hier Musikinstrument, man kann damit Geräusche machen, man kann Lieder hören, und eine Märchenstunde und noch ganz schön vieles anderes."

Zoe ist acht. Im Musikunterricht an der Charlotte Salomon Grundschule hat sie die Seite kennen gelernt. Die Lehrerin Maria Hach testete über mehrere Schulstunden, wie das Angebot von den Kindern angenommen wird und ob es sich überhaupt für den Unterricht eignet.

Hach: "Sie fanden es ganz toll und das ist auch das Tolle, wo ich gleich Juhu geschrieen habe, es gibt so wenig für den Musikunterricht, was kindgerecht ist, für die kleinen Kinder gibt es so gut wie nichts, und das ist dann schon gut, weil das sehr motivierend ist."

Der Aufbau der virtuellen Musikschule ist klar gegliedert, am linken Rand kann man die einzelnen Kapitel anklicken. Im ersten geht es um Grundbegriffe, um die Noten, die Notenlinien und -schlüssel und um die verschiedenen Notenwerte. Da ist dann auch ein kleiner Trickfilm zu sehen: der freundliche Notenmax schaut aus dem Fenster und sieht Noten wie Regentropfen vom Himmel fallen: immer schneller, wenn die Notenwerte sich ändern.

Gilbert: "Mir gefällt ganz gut das mit den wo man so Lieder mitsingen kann und da finde ich am schönsten das Lied der Kuckuck und der Esel, weil ich kann das auch auf Gitarre spielen."
Dario: "Dann hat’s mir nicht gefallen, dass da so Babylieder sind und dann mach ich doch lieber mal die Klaviertastatur."
Gilbert: " Da kann man auch Klavier üben, wer das noch nicht so gut kann."

Notenmax ist seit Dezember 2005 online. Die Kinder können sich auf eigenen Faust durchklicken. Es gibt aber auch Arbeitsblätter, zum Ausdrucken.

Hach: "Wenn es darum geht, mit diesem Programm Musiktheorie und Noten zu lernen, dann muss ich als Lehrer wie in alten Zeiten hinterher powern und ganz gezielt Aufträge vergeben, guck euch das an, und dann schieb ich hinterher den Arbeitsbogen ran: und jetzt füllt den Arbeitsbogen aus."

Hinter dem Internetauftritt steht nur ein kleines Team: eine Grafikerin, eine Informatikerin – und verantwortlich Inhalt und Konzeption – Ruth Bersch-Gómez.

Bersch-Gómez: "Die Idee ist Kinder für die Musik zu begeistern, durch ein neues Medium."

Die ausgebildete Pianistin ist in Barcelona aufgewachsen und hat an der Hochschule für Musik in Berlin Kultur- und Medienmanagement studiert.

Bersch-Gómez: "Das Internet ist ein Medium, das sich sehr gut eignen kann durch das Bild und Ton und diese interaktive Element und ist ein Medium auch, dass die Kinder fasziniert und deswegen haben wir uns das so ausgesucht, damit es einen neuen Beitrag für die Musikerziehung ist, nicht nur ein Buch, ein Konzert, sondern etwas neues."

Mit Erfolg, im Durchschnitt klicken sich 300 Besucher am Tag durch die virtuelle Musikschule. Die allerdings weiter entwickelt werden müsste - das sagt auch die Lehrerin Maria Hach – obwohl ihr die Seite gefällt:

Hach: "Geeignet, motivierend, weil es grundsätzlich was ist, womit die Kinder eigenständig arbeiten können, aber es ist noch verbesserungsfähig."

Die erste Aufbauphase wurde von einer Stiftung gefördert, doch Ruth Bersch-Gómez geht es im Moment so wie vielen anderen unabhängigen Seitenbetreibern auch, die – ohne großen finanzielle Hintergrund - eine gute Idee ins Netz gestellt haben. Baustelle Internet.

Bersch-Gómez: "Es sind viele Bereiche noch leer, wie die Gehörbildung, und es muss wachsen und immer Neues anbieten, aber wir sind ein bisschen abhängig von unseren Sponsoren, erstmal müssen wir uns eine Geldquelle schaffen für jede Aufbauphase."

Für öffentliche Förderungen durch Ministerien etwa sei das Projekt zu klein und zu spezifisch. Dabei eigne sich Notenmax ideal für Freiarbeit im Computerraum oder als Nachmittagsangebot an Ganztagsschulen.

Mädchen: "Da sind auch Mozartquiz."
Junge: "Da gibt’s auch verschiedene Geschichten, wo man was über Musik lernt"
Mädchen: "Und auch über Tiergeräusche und ganz viele Sachen, man kann auch so einen Pferdechor anhören, dann kann man auch eines anklicken, dann singt es, wenn alle zusammen, dann witzig."

Die Pferde, die Lieblinge fast aller Kinder, singen auf einer anderen Seite, die man über einen Link erreichen kann. Notenmax ist durchdacht, liebevoll gestaltet und hat Potenzial, das sieht man auch an den Elementen, die noch nicht umgesetzt sind. Und: die Seite ist werbefrei – im Gegensatz zu vielen anderen Kinderseiten.
Obwohl Werbung eine Geldquelle für den weiteren Ausbau der Seite sein könnte. Denn eines ist auch Ruth Bersch-Gomez klar: eine Internetseite, die sich nicht entwickelt, wird in den Weiten des Netzes bald von keinem mehr besucht werden.