Die Verschwundenen von Mexiko

43 und noch Tausende mehr

Eine Angehörige sucht nach ihrem Bruder, der vor drei Jahren verschwunden ist. "Bis ich Dich finde", steht auf ihrem T-Shirt.
Eine Angehörige sucht nach ihrem Bruder, der vor drei Jahren verschwunden ist. "Bis ich Dich finde", steht auf ihrem T-Shirt. © Foto: Anne Demmer
Von Anne Demmer  · 17.06.2015
Im Süden Mexikos verschwinden regelmäßig Menschen. Weltweit Aufmerksamkeit erregt hat der Fall der 43 Studenten aus Ayotzinapa. Doch das ist nur einer von vielen. Alle zwei Stunden verschwindet ein Mensch in Mexiko. Angehörige in Iguala im Bundesstaat Guerrero haben sich zu Suchtrupps zusammengeschlossen. Einige von ihnen haben sich ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift: Hasta encontrarte übergestreift. Bis ich Dich finde. Das ist das Motto der Gruppe.
Magdalena Hernández kämpft sich mit einem Holzstock durch dorniges Gebüsch. Die 38-jährige Lehrerin trägt einen Strohhut gegen die brennende Mittagssonne. Sie läuft in einer Reihe mit rund 15 Männern und Frauen, darunter auch ein paar Kinder.
Einige von ihnen haben sich - so wie Magdalena Hernández - ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift: Hasta encontrarte - übergestreift. Bis ich dich finde. Das ist das Motto der Gruppe. Meter für Meter arbeiten sie sich voran, wie professionelle Ermittler. Sie suchen nach geheimen Gräbern, ihren verschwundenen Angehörigen in der Umgebung von Iguala, dort wo auch die 43 Studenten von Ayotzinapa verschwunden sind. Magdalena Hernández hofft, dass sie hier ihren Bruder finden wird. Er war Taxifahrer. Vor drei Jahren hat die 38-Jährige ihn zum letzten Mal gesehen.
Magdalena Hernández: Der Tag, an dem sie ihn mitgenommen haben, war mein Geburtstag. Ich habe auf ihn gewartet. Er war zum Essen eingeladen, ist aber nie aufgetaucht. Um 10 Uhr abends haben dann die Entführer bei uns angerufen.
Tränen laufen ihr über das Gesicht. Die Entführer forderten Lösegeld, das konnte die Familie nicht bezahlen. Magdalena Hernández hat nie wieder etwas von ihrem Bruder gehört. Sie war sogar bei der Polizei, obwohl sie der eigentlich misstraut. Die Beamten hätten ihr eindringlich geraten, es auf sich beruhen zu lassen, erzählt sie. Magdalena und ihre Geschwister haben tagelang das Haus nicht verlassen, aus Angst, dass ihnen das gleiche widerfährt. Die große Öffentlichkeit für die 43 Studenten hat sie ermutigt. Zunächst waren sie nur eine kleine Gruppe, mittlerweile sind es rund 300 Menschen, die sich gemeldet haben, die den Bruder, die Tochter, den Partner vermissen. Magdalena Hernández fährt mittlerweile jeden Sonntag in die Berge. Iguala ist ein einziges Massengrab, sagt sie. Immer werden sie fündig.
"Es riecht nach Toten"
Neben Magdalena Hernández bohrt ein kleiner Junge mit einem Ast im Boden herum, um seinen Hals baumelt ein Foto. Es ist sein Bruder, der vor zwei Jahren verschwunden ist. Einer der Männer rammt mit Hilfe eines Steines immer wieder einen Metallstab in den Boden, stochert damit nach Gräbern. Seine Mitstreiter feuern ihn an. Er zieht den Metallstab wieder aus der Erde.
Mann: "Der Stab ließ sich einfach in den Boden rammen. Und wenn man jetzt daran riecht. .. Es stinkt ..."
Der Mann verzieht das Gesicht.
Frau: "Es riecht nach Toten. Und diese Steine hier stammen eigentlich aus tieferen Schichten in der Erde und die liegen jetzt oben",
sagt die Mutter des kleinen Jungen. Hier ist ein Grab, da sind sich alle einig.
In Iguala im Bundesstaat Guerrero, im Süden Mexikos verschwinden regelmäßig Menschen. Weltweit Aufmerksamkeit erregt hat der Fall der 43 Studenten aus Ayotzinapa. Doch das ist nur ein Fall von vielen. Laut der Recherche der mexikanischen Tageszeitung Universal gibt es allein in Iguala 79 Orte in der Wildnis, an denen Leichen vergraben sind, die meisten davon sind Massengräber. Die sterblichen Überreste konnten nur in den seltensten Fällen identifiziert werden. Nie verschwanden in Mexiko mehr Menschen als heute - unter der amtierenden Regierung Enrique Peña Nieto. Alle zwei Stunden verschwindet ein Mensch, ist plötzlich weg, kommt nicht mehr von der Arbeit nach Hause, von einem Treffen mit Freunden, vom Einkaufen. 12 Menschen sind es am Tag. Knapp die Hälfte davon sind laut Statistik junge Männer zwischen 15 und 29 Jahren. Allein 2014 verschwanden knapp 5000 Menschen.
Im Jahr 2013 veröffentlichte die Regierung Peña Nieto ein Register mit den Namen der Verschwundenen, demnach sind unter der sechsjährigen Regierung seines Vorgängers Calderón rund 26.000 Menschen verschwunden. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher vermuten Wissenschaftler. Viele Angehörige erstatten gar nicht erst Anzeige, weil sie den Behörden nicht vertrauen. Oder weil sie Angst haben, dass sich die Täter rächen. Mittlerweile erregt das Thema national und international mehr Aufmerksamkeit. Trotzdem gibt es noch immer kein funktionierendes nationales Register, kritisiert die Wissenschaftlerin Christiane Schulz, die im Auftrag der Organisation Brot für die Welt eine Studie über Mexikos Verschwundene geschrieben hat.
Christiane Schulz: "Eine Dramatik hier in Mexiko ist ja, dass es keine seriöse Dokumentation über die vielen Fälle von Verschwindenlassen gibt. Das staatliche Register, was es zu Fällen von Verschwindenlassen gibt, ist absolut intransparent und offensichtlich auch mit falschen Informationen zum Teil bestückt."
Studenten offiziell für tot erklärt
Noch immer ist ungeklärt, was mit den 43 Studenten aus Ayotzinapa passiert ist. Offiziell wurden sie für tot erklärt, doch die Eltern suchen nach Lebenden. Glaubt man den ermittelnden Behörden, dann wurden die Studenten am 26. September letzten Jahres von Polizisten festgenommen und an Mitglieder der kriminellen Organisation Guerreros Unidos übergeben. Bandenmitglieder brachten die jungen Leute um, verbrannten die Leichen und warfen die Überreste in einen Fluss. Den Auftrag soll der Bürgermeister von Iguala gegeben haben, um zu verhindern, dass sie eine Rede seiner Frau stören. Der Bürgermeister und seine Frau wurden inzwischen verhaftet, mit ihnen viele Polizisten, insgesamt rund 100 Beteiligte. Doch die Leichen der Studenten bleiben verschwunden. In Innsbruck analysieren derzeit Spezialisten die verkohlten Überreste verschiedener Fundstellen. Bislang konnte nur einer der Studenten identifiziert werden.
Die Eltern fordern restlose Aufklärung. Auch rund acht Monate nach dem ihre Söhne verschleppt wurden, kampieren viele Väter und Mütter auf dem Sportplatz oder in den Zimmern ihrer Söhne in der ländlichen Lehrer-Hochschule Ayotzinapa. Statt Vorlesungen finden in den Hörsälen Versammlungen der Eltern statt. Melitón Ortega, einer der Väter, hat an diesem Tag den Vorsitz übernommen, er sitzt vorne an der Tafel, wartet darauf, dass sich die restlichen Eltern einfinden.
Melitón Ortega: "Mein Leben hat sich total verändert. Ich kümmere mich nicht mehr um unsere Felder, die Ernte, ich mach den Stall nicht mehr sauber. Das habe ich meiner Frau überlassen. Ich widme mich zu 100 Prozent der Suche nach meinem Sohn, den 43 Studenten. Meine anderen vier Söhne musste ich zu Hause zurückgelassen."
Erst vor kurzem haben Zwischenwahlen in Mexiko stattgefunden. Es wurden Abgeor-dnete auf Bundesebene, Gouverneure und Bürgermeister gewählt, auch in Guerrero. Während der Kampagne kam es immer wieder zu Unruhen, mehrere Kandidaten wurden erschossen. Bis zum Schluss ist Melitón Ortega mit anderen Eltern in Bussen durch die Gemeinden getourt, um die Bewohner zu mobilisieren, nicht wählen zu gehen. Am Tag selbst haben sie die Wahlurnen verbrannt. Die Wahl sei eine einzige Farce, bei der weit verbreiteten Korruption. "Es lebe Ayotzinapa, der Kampf geht weiter", skandierten sie. Am Ende hat die Wahl stattgefunden, mit einer sehr niedrigen Beteiligung. Auf nationaler Ebene bleibt die Regierungspartei PRI stärkste politische Kraft. In Iguala wird sich nichts ändern, Frustration macht sich bei den Eltern breit. Die Suche nach den 43 Studenten stagniere, kritisiert Vidulfo Rosales, der Anwalt der Angehörigen, er arbeitet für die mexikanische Menschenrechtsorganisation Tlachinollan.
Vidulfo Rosales: "Die Generalstaatsanwaltschaft rührt hier keinen Finger mehr. Es gibt keine neuen Spuren, die verfolgt werden. Das ist wirklich besorgniserregend. Daher ist die Arbeit der Experten der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte so wichtig, sie ergänzen die Untersuchungen."
Behörden zeigen Experten Grenzen auf
Doch auch den ausländischen Experten werden von den mexikanischen Behörden Grenzen aufgezeigt. Sie haben den Mitarbeitern der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte untersagt, das Militär zu befragen, obwohl es Hinweise gibt, dass auch sie in den Fall verwickelt sind. Für den Anwalt ist das symptomatisch.
Vidulfo Rosales: "Der Fall der 43 Studenten ist nur die Spitze des Eisberges, hier wird eine Kloake geöffnet, die seit Jahren vor sich hin gärt. Und das Schlimmste ist, dass die Regierung unter Peña Nieto das Ausland glauben machen will, dass hier nichts passiert, dass Mexiko diese ganzen Probleme hinter sich gelassen hat, die Korruption der Vergangenheit angehört, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist."
Der Norden Mexikos hat sein eigenes Ayotzinapa, sagt Reynaldo Tapia. Er lenkt seinen schweren, weißen mit Panzerglas ausgestatten Geländewagen, durch Allende, eine Stadt mitten in der Wüste an der Grenze zu Texas. Rund 1000 Kilometer von Ayotzinapa entfernt. Der Bürgermeister wird von zwei Fahrzeugen eskortiert, seinen Leibwächtern. Er folgt über die staubigen Straßen der Route, die am 18. März 2011 eine Wagenkolonne des Drogenkartells der Zetas eingeschlagen haben muss. Im Schritttempo fährt er vorbei an völlig zerstörten Häusern, darunter Prachtvillen im Stil der typischen Narco-Architektur der Drogenkartelle. Pastellfarbene Fassaden, weiße Marmorböden, was davon noch übrig geblieben ist.
Bürgermeister: "Das hier ist ein Haus, dort drüben ist auch eins. Dort sind zwei und noch ein weiteres."
Insgesamt 43 Häuser haben die kriminellen Banden am hellichten Tag mit Bulldozern eingerissen, platt gewalzt. Niemand hat sie aufgehalten. Damals war Reynaldo Tapia noch nicht im Amt, doch er hat all das miterlebt.
Bürgermeister: "Es war ein Freitag, nachmittags gegen fünf Uhr. Sie kamen und haben die Leute verschleppt und getötet. Es war eine ganze Wagenkolonne, 42 Pickups mit bewaffneten Männern auf der Ladefläche. Wir haben versucht Hilfe zu holen. Aber weder das Militär, das in der Nähe war noch die Polizei hat sich drum gekümmert, weil sie selbst mit dem Drogenkartell verbandelt waren. Die Zetas haben den gan-zen Ort abgesperrt, so dass niemand mehr raus kam.
Der Bürgermeister läuft über die Glasscherben der zerbrochenen Fenster, steigt über ein Babylätzchen, in einer Ecke liegt ein Scheckheft. Reynaldo Tapia bleibt breitbeinig in einem Türrahmen stehen."
Bürgermeister: "Das ist das Haus einer der Familien, gegen die sich der Racheakt richtete. Alle wurden wahrscheinlich verbrannt. Eine klassische Machtdemonstration des organisierten Verbrechens."
Geschickt wurde das Kommando von Miguel Ángel Treviño Morales, dem damaligen Drogenboss der Zetas, einem Drogenkartell, das für sein besonders brutales Vorgehen bekannt ist. 2004 hat sich das organisierte Verbrechen in der Stadt ausgebreitet, und mehr und mehr Einfluss gewonnen, berichtet der Bürgermeister von Allende. Einige lokale Unternehmer, die mit den Zetas Geschäfte machten, hatten Geld unterschlagen, dafür sollten sie büßen. Achtköpfige Familien wurden verschleppt, unter den Opfern auch über 80jährige Männer und Frauen, Kindermädchen, Hausangestellte, Arbeiter, Passanten, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren. So wie Lauras Mann, abends kam er nicht von der Arbeit zurück. Ein Bekannter sagte ihr, wo er sein könnte. Sie fuhr hin und beobachtete das Geschehen aus der Ferne.
Laura: "Von weitem sah ich Feuer, es brannte etwas. Vor den Toren einer Ranch standen schwer bewaffnet und vermummte Männer. Die örtliche Polizei war auch dabei. Zwei Monate habe ich gewartet und gehofft, dass mein Mann wiederkommt. Aber er kam nicht."
Viele Opfer wurden auf einer Ranch ein wenig außerhalb von Allende in Benzinfässern verbrannt. Drei Tage lang hat das Drogenkartell Angst und Schrecken verbreitet. So nachhaltig, dass die Überlebenden den Terror dieser Tage über zwei Jahre lieber für sich behalten haben. 300 Menschen sollen verschwunden sein. Einer, der nun für Aufklärung sorgen soll ist Juan José Yañez Er trägt ein weißes gebügeltes kurzärmliges Hemd mit dünnen Streifen, dazu eine beigefarbene Hose, eine rahmenlose Brille. Er leitet eine spezielle Einheit der Staatsanwaltschaft für Verschwundene und Menschenrechte in Coahuila. Sie wurde vor ein paar Jahren mit dem Antritt des neuen Gouverneurs des Bundesstaates ins Leben gerufen. Juan Jóse Yañez redet viel und ohne Pause, vor allen Dingen von den Erfolgen seiner jungen Behörde. Rund 35 Mitarbeiter gehören zu seinem Kernteam. Er macht eine kleine Führung durch sein Haus, vorbei an Rechercheuren, die mit ihren Aktenbergen in der Küche neben der Mikrowelle Platz gefunden haben. Besonders stolz ist der Leiter der Spezialeinheit für Verschwundene auf seine Datenbank, die auf dem Computer einer Mitarbeiterin geöffnet ist. Mehr als 1400 Fälle von Vermissten sind dort gespeichert.
Ein Fall leuchtet rot, wenn die Person gefunden wurde, aber bereits tot ist und gelb, wenn ein Verschwundener wiedergefunden wurde. Bei der Frage nach den Verschollenen von Allende, zeigt die Mitarbeiterin lieber ein anderes Beispiel.
Mitarbeiterin: "Am 15. Mai 2007 ist ein 39jähriger Mann verschwunden. Er ging zur Apotheke, kam nicht zurück und wurde dann von seiner Familie als vermisst gemeldet. Am 30. Mai 2007 wurde er wiedergefunden. Er hat wohl in San Antonio in Texas gearbeitet."
Ein Mann, der gerade mal zwei Wochen vermisst wurde, einer der nie wirklich verschwunden war... Ihn wiedergefunden zu haben, das feiert die Spezialeinheit der regionalen Regierung als Erfolg. Über die 300 Verschwunden in Allende wollen die Ermittler lieber nicht sprechen. Auf die Nachfrage, warum die Regierung nicht einge-griffen hat, zuckt Juan José Yañez mit den Achseln.
Juan José Yañez: "Ich weiß nicht, ob die Generalstaatsanwaltschaft in Mexiko-Stadt damals Untersuchungen eingeleitet hat."
Das sei vor seiner Zeit gewesen, sagt er. Für ihn selbst ist der Fall so gut wie abgeschlossen.
Juan Jóse Yañez: "12 Beteiligte sitzen bereits im Gefängnis, andere werden noch verhört. Wir haben Befragungen durchgeführt, sind von Haus zu Haus gegangen, um herauszufinden wer vermisst wird. Diese Informationen haben wir mit den Aussagen derer abgeglichen, die wir festgenommen haben. Sie haben uns genau gesagt: In dieser Straße haben wir soundsoviel Leute mitgenommen. Hier waren es drei, hier zwei. Hier waren es zwei Erwachsene, darunter eine Frau. Die Aussagen der Zeugen, und der Angehörigen stimmen überein."
Da ist er sich sicher. Seine Untersuchungen haben ergeben: Es gibt nur 28 Tote. Nicht 300 Verschwundene. Jorge Verastégui von der Menschenrechtsorganisation Asociación Fray Juan de Larios in Coahuila hat erhebliche Zweifel an den Ergebnissen der Behörde, er hat die Untersuchungen verfolgt.
Jorge Verastégui: "Sie haben 20 Metalltonnen, die 200 Liter fassen, gefüllt mit Asche gefunden. Wenn man überlegt, wieviel von einem Menschen übrig bleibt, wenn er verbrannt wird, wenn man sich so eine Urne anschaut, ist das sehr wenig, nicht einmal ein Liter. In 20 Metalltonnen wie viele passen da wohl rein?!"
Eine Mitarbeiterin der Kirche, die ihren Namen nicht nennen möchte, erzählt später, dass sie Informationen darüber habe, dass die Geständnisse unter Folter gemacht wurden. Belege gibt es dafür nicht.
Zurück in den Bergen von Iguala im Süden Mexikos, zu den Suchenden: Einige Stunden stochern Magdalena Hernández und ihre Mitstreiter in der Mittagshitze weiter nach geheimen Gräbern. Sie finden zerrissene Shorts, einen rosafarbenen Badeschlappen. Asche. Vielleicht sind all das Indizien dafür, dass hier Menschen hingerichtet wurden, vielleicht ist es aber auch nur Müll, ein Hinweis auf ein Gelage von Bauern. Die Bilanz an diesem Tag. Vier mögliche Gräber. Ein Erfolg. Noch vor Wochen hätten sie sofort angefangen zu graben. Das hat ihnen der Staat nun verboten, weil sie Spuren verwischen könnten. Also markieren sie den Ort mit Steinen, damit die Forensiker dort weitermachen können. Wann das sein wird, weiß niemand. Für Magdalena Hernández bleiben am Ende des Tages die ewig gleichen zermürbenden Fragen:
Magdalena Hernández: "Wo ist mein Bruder? Lebt er oder lebt er nicht? Ich brauche Klarheit, ich will, dass dieses Leid endlich ein Ende hat. Und wenn mir am Ende etwas zustoßen sollte, so ist halt das Leben."
Die Suche ist noch lange nicht beendet. Die junge Frau blickt sich um. Viele Berge hat sie noch vor sich, überall könnte ihr Bruder vergraben sein. Währenddessen verschwinden weiter Menschen. Erst vor Kurzem vier junge Männer aus einem Dorf. Alle zwei Stunden verschwinden Menschen in Mexiko. 12 sind es am Tag.
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