„Die Unausgewogenheit steigt“

Moderation: Gabi Wuttke |
Viele Übersetzer wenden sich in einem offenen Brief gegen eine Honorarvereinbarung, die kürzlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Verband der deutschsprachigen Literaturübersetzer bekannt gegeben wurde. Der Übersetzer Christian Hansen kritisiert, dass darin aus einem bislang unangemessenen Honorar eine angemessene Vergütung geworden sei.
In einer Erklärung lehnen die Übersetzer die Einigung ab. Sie bemängeln, dass sich die Situation dadurch für anspruchsvolle Übertragungen sowie für solche in wenig gesprochenen Sprachen noch weiter verschlechtert. Somit bedeute der Vergütungsvorschlag eine finanzielle Verschlechterung. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Übersetzer eine Umsatzbeteiligung ab einer verkauften Auflage von 5000 Exemplaren erhalten, zudem sollen sie auch an anderen Erlösen beteiligt werden.

Deutschlandradio Kultur sprach darüber mit dem Übersetzer Christian Hansen. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Gabi Wuttke: Warum lehnen Sie die Vereinbarung ab?

Christian Hansen: Ich lehne sie ab, weil man sich zwar freuen darf, dass endlich mal Tacheles geredet wird, aber dieser Vergütungsvorschlag, der dort abgeschlossen worden ist, bietet nicht nur keine Verbesserung des bislang schon unangemessen niedrigen Übersetzerhonorars – im Gegenteil, in vielen Fällen bedeutet er eine weitere Verschlechterung. Ein Beispiel: Wenn ich bisher für anspruchsvolle Übersetzungen 20 Euro Honorar für eine Seite übersetzte Literatur bekam, und das unangemessen war – und mein Lektor weiß es, der Verleger weiß es, ich weiß es, dass man für dieses Geld nicht vernünftig und professionell arbeiten kann, dann sind in Zukunft nach dem neuen Vergütungsmodell 17 Euro angemessen. Und wenn 20 Euro ausgehandelt werden, dann ist das mehr als angemessen. Das, was in der Vergangenheit unangemessen war, wird sozusagen als Großzügigkeit des Verlegers dargestellt.


Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 24.11.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.