Die Trojaner (Teil 2)

Der »Einnahme Trojas« (Akte 1 und 2) folgt der in die Zukunft verweisende zweite Teil der Doppeloper "Die Trojaner" von Hector Berlioz: »Die Trojaner in Karthago«. Wir bringen heute die Akte drei bis fünf in einer Aufzeichnung der Premiere vom 5. Dezember an der Deutschen Oper Berlin.
Die überlebenden männlichen Trojaner landen in Karthago. Dort leisten sie militärische Hilfe. Im Bund mit den Karthagern besiegen sie den angreifenden König Iarbas. Auch auf persönlicher Ebene findet diese Koalition eine Entsprechung: Dido und Aeneas entdecken ihre Liebe. Ihr Glück währt allerdings nur kurz. Die Geister der verstorbenen Trojaner mahnen zum Aufbruch. Aeneas soll seinem Auftrag nachkommen. Als Dido erkennt, dass sie den Geliebten nicht zum Bleiben bewegen kann, besteigt sie den Scheiterhaufen und tötet sich selbst. Bevor sie stirbt, verkündet sie ihre Vision von der Zukunft, die sie als ein ewiges Blutbad zwischen den Karthagern und den Nachkommen des Aeneas beschwört.
Vergil und Shakespeare standen Pate für dieses zwischen 1856 und 1858 entstandene Werk, das sich erratisch den künstlerischen Parametern seiner Zeit verweigert. Der retrospektive Blick will Altes nicht reproduzieren, sondern ihm neue Aspekte abgewinnen, die Erzählungen und Formen der Vergangenheit fruchtbar machen für die Gegenwart. Barock- und Belcanto-Oper haben ihre Spuren hinterlassen, eine Götterhandlung als Gegenwelt zum Kampf der Sterblichen hat Berlioz aber – als nicht zeitgemäß und der Domäne der Barockoper angehörend – aus seiner Behandlung ausgeschlossen.

Berlioz bekennt sich zu konservativen musikalischen Werten wie Konsonanz, Melodie und geschlossene Form, verstößt aber gleichzeitig durch ungewöhnliche Rhythmik und Tonalität gegen die Konvention. Obwohl manches an sie denken lässt, entziehen sich die "Trojaner" der Form der Grand Opéra. Die Musik schreitet kontinuierlich voran, Wiederholungen gibt es – anders als in der Grand Opéra – kaum, und auch damit nimmt Berlioz moderne Kompositionsprinzipien vorweg. "Die Trojaner" beharren auf einer Eigenständigkeit, die zwar vielerlei Anregungen aufnimmt, aber gerade in der Auseinandersetzung mit ihnen zu neuen Erkenntnissen und Formen gelangen möchte. Gerade diese Eigenschaften machen sie tauglich für die Gegenwart.
www.deutscheoperberlin.de



Deutsche Oper Berlin
Aufzeichnung vom 5.12.10

Hector Berlioz
"Les Troyens" (Die Trojaner)
Große Oper in 5 Akten (in 2 Teilen)
2. Teil: Akt 4 und 5

Enée - Ian Storey, Tenor
Didon - Kate Aldrich, Mezzosopran
Cassandre – Petra Lang, Mezzosopran
Chorèbe - Markus Brück, Bariton
Anna - Liane Keegan, Alt
Narbal - Reinhard Hagen, Bass
Penthée - Ben Wagner, Bass
Ascagne - Heidi Stober, Sopran
Hylas/Iopas - Gregory Warren, Tenor
Priam - Lenus Carlson, Bass
Griechischer Heerführer - Sergio Vitale, Bass
Der Schatten Hectors/Gott Mercure - Hyung-Wook Lee, Bass
Hélénus - Yosep Kang, Tenor
Zwei trojanische Soldaten - Jörg Schümann/Seth Carico, Bass
Hécube - Fionnuala McCarthy, Sopran
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Leitung: Donald Runnicles


nach dem 5. Akt ca. 21:55 Uhr Nachrichten