Die Töchter der Königin von Saba
Religiosität als gesellschaftlicher Kitt und nicht als sozialer Sprengstoff - darauf hofft man in Äthiopien, am Horn von Afrika, besonders inständig. Begründete Hoffnung auf eine stabile und friedlichere Gesellschaft gibt es, wenn man die nach Bildung und sozialem Aufstieg strebenden Frauen Äthiopiens vor Augen hat.
Sie singen, nein, sie schmettern aus voller Kehle ihre Gesangsharmonien zum Klang des billigen Keyboards. Ein Rhythmus im Fünf-Viertel-Takt und die Gemeinde klatscht sofort an der richtigen Stelle mit. Ich staune.
Adis Abeba, Äthiopien, Sonntag morgens. 16 Mädchen im Teenager-Alter - dezentes Makeup, glitzernder Schmuck, sorgfältig geflochtene Frisuren - wiegen sich in ihren leuchtend roten Roben hin und her, beugen sich vor, tänzeln zurück und stecken die Gottesdienstbesucher mit ihrem Lächeln an. Aus dem Foyer des Gemeindehauses weht der Duft grüner Kaffeebohnen herein, die auf offenem Holzkohlefeuer frisch geröstet werden.
Als der Kaffee fertig und der evangelische Gottesdienst zu Ende ist, streuen die Frauen Weihrauchkörner in die Restglut ihrer Röstpfannen. Bei uns in Deutschland wäre das ein eher katholisches Odium.
"Bei uns greifen die Etiketten, die Konfessions-Kategorien nicht. Wenn sich hier zum Beispiel eine protestantische Kirche evangelikal nennt, dann ist damit lediglich ausgesagt, dass sie nicht orthodox und nicht katholisch ist. Es gibt zwei große evangelische Kirchenbünde in Äthiopien, der eine mehr lutherisch, der andere mehr reformiert-pietistisch, und beide sind im Laufe ihrer kurzen Geschichte massiv verfolgt worden. Erst marschierten die Italiener in Äthiopien ein und alle nichtkatholischen Missionare mussten gehen, dann kehrte der Kaiser an die Macht zurück und das war ja keine säkulare Monarchie, sondern ein orthodoxes Staatskirchentum. So dass die junge Kirche große Unterdrückung erdulden musste.”"
Dr. Michael Shifaraw, ein graumelierter Jurist, sitzt ehrenamtlich im leitenden Gremium, wir würden sagen in der Synode, der Kale Hiwot-Kirche, die fünf Millionen evangelische Äthiopier und damit rund 7, 5 Prozent der Gesamtbevölkerung repräsentiert. Seine Kirche und die im Ausland etwas bekanntere Mekane Yesu-Kirche bezeichnen sich selbst bisweilen als evangelikal. Dass sie deshalb mit US-amerikanischen Fundamentalisten assoziiert werden, das erinnert den Vorsitzenden an die 16 Jahre Repression unter der sozialistischen Diktatur Haile Mengistus von 1975 bis 1991:
""Auf die Frage, warum wir verfolgt wurden, hieß es: Weil ihr Agenten des Westens seid, wahrscheinlich sogar Spione der CIA."
Auch die Knirpse im Kindergarten- und Grundschulalter singen, als ginge es um ihr Leben. Die Kale Hiwot- und die Mekane Yesu-Gemeinden in Äthiopien, sowie einige evangelische Freikirchen betreiben zusammen mehr als 300 Tageseinrichtungen für Kinder. Ausgewogene Ernährung, altersgerechte Förderung, Grundschulbildung und professionelle Betreuung zu ihrer "körperlichen, geistigen, sozialen und spirituellen Entwicklung" werden hier geboten. So wiederholen es die Erzieherinnen und Projektmanager fast gebetsmühlenhaft, ihre Lieblingsvokabeln sind "nachhaltig" und "ganzheitlich". Aber mein kleines Schmunzeln darüber wird zum dicken Kloß im Hals, als ich erfahre, dass 60 Prozent der Kinder, die mich hier singend begrüßen, Aids-Halbwaisen, Aids-Waisen oder selbst HIV-Infizierte sind.
Kinderärztin Frau Dr. Yeneleam Tadesse findet, Aidsbekämpfung und Frauenemanzipation hängen zusammen :
"An der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen müssen wir arbeiten, das ist Teil unseres Programms. Diese Kinder werden in Zukunft unser Land führen und deshalb lehren wir sie Geschlechter-Gerechtigkeit. Soziale Armutsbekämpfung und medizinische Aidsbekämpfung muss einher gehen mit voranschreitender Geschlechter-Gerechtigkeit. Deshalb fördern wir weibliche Führungskräfte. Wir haben Mädchen-Teams, Mädchen-Clubs und sogar eine evangelische Mädchen-Fußballmannschaft, um Begabungen hervorzubringen."
Aber knapp die Hälfte aller Äthiopier sind Muslime und die Kale Hiwot-Protestanten nehmen doch auch deren Kinder in die Day Care Center auf. Machen muslimische Eltern denn da mit?
"Für die ist es ein Paradigmenwechsel, klar, und der ist schwierig. Gerade in ländlichen Regionen - übrigens auch bei manchen Christen - haben Frauen viel zu tun und nichts zu sagen. Da sind wir eine Herausforderung, ja, eine Zumutung. Aber wir bieten ihnen in Elternabenden und Elternkursen an, dass sie ein verändertes Familienbild lernen und was sie meistens überzeugt, sind die Fortschritte, die sie an ihren Töchtern beobachten. Das verändert oft ihre Haltung.”"
Die Kinderärztin und Projektmanagerin vieler evangelischer Tageseinrichtungen lächelt nachsichtig, als ich den berühmten Standard-Einwand europäischer Kritiker bringe: Aber zerstören Sie damit nicht die Kultur der Herkunfts-familien dieser Kinder ?
""Was wir machen, ist Kontext bezogen und kulturell sensibel, aber nicht alles, was kulturell geprägt ist, ist deshalb schon gut! Es gibt vieles, was den Kindern schadet, was die Armut weiter anheizt und das wollen wir ändern. Die Kinder sollen stolz sein auf ihr Erbe, ja, aber sie sollen auch lernen, alles zu prüfen und nur das Gute zu behalten. Dazu befähigen wir die Eltern und das kann Dinge verändern."
Konkreter will die höfliche Frau Doktor nicht werden, meint aber: Genitalverstümmelung bei den Animisten, Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen bei den Muslimen und die weitgehende Tabuisierung der Sexualität bei den Orthodoxen sind kulturelle Traditionen, mit denen schleunigst gebrochen werden sollte. Ihr pädagogischer Dreisprung besteht darin, die Kinder ihren Herkunftsfamlien nicht zu entfremden - in die sie schließlich jeden Abend zurückkehren -, sie zur Überwindung repressiver Traditionen zu ermuntern und sie ohne Anpassungsdruck oder gar Bekehrungszwang in die evangelische "Freiheit eines Christenmenschen" einzuladen.
Eine heikle Mission, zweifellos. Die 76,8 Millionen Äthiopier sind demografisch ein Volk von Jugendlichen: Das statistische Durchschnittsalter beträgt 17,8 Jahre. Gesellschaftlicher Fortschritt beginnt mit veränderter Kindererziehung und die beginnt mit veränderten Müttern. Davon ist jene attraktive junge Frau überzeugt, die gerade in der kleinen Baptistenkirche in einem der Elendsviertel von Adis Abeba sehr humorvoll in fließendem Englisch gepredigt hat:
"”Ich war so ein Kind: Meinen Vater kenne ich nicht, meine Mutter war nicht in der Lage, mich zu versorgen oder zu erziehen, ich war einsam und lebte auf der Straße. Und immer fragte ich mich: Warum haben andere Kinder richtige Eltern? Ich wünschte mir sogar, zu sterben. Aber dann wurde ich in ein kirchliches Jugendprojekt aufgenommen. Ich war 21 und die Leidenschaft und die Liebe wuchs in meinem Herzen. Jetzt studiere ich Theologie und Sozialwissenschaften auf einen Major-Abschluss, weil ich wissen will, welchen Einfluss die Kirche auf eine Gesellschaft nehmen kann, wie man der Gemeinschaft am sinnvollsten dient und wie man die Lebensläufe der Menschen in Armut verändern kann.”"
Elisabeth Hassen, 27, hätte noch vor zehn Jahren in Anwesenheit eines Erwachsenen - und dann auch noch eines weißen ausländischen Mannes - kein Wort herausgekriegt. In der evangelischen KiTa aber, in der sie aufwuchs, gab es einmal wöchentlich betreute Gruppen- und Konfliktgespräche, waren Lehrer und Erzieher immer zu sprechen und sogar interessiert an ihren Sorgen.
"In unserer Kultur haben Kinder in der Gegenwart von Erwachsenen den Mund zu halten und sind demzufolge sehr schüchtern. In kirchlichen Kindergärten und Grundschulen aber bekommen sie die Chance, sich auszudrücken, an Aktivitäten mit ihren Eltern teilzunehmen, wir fahren auf Freizeiten, wir versuchen, ihr Selbstvertrauen, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein zu stärken, so dass sie sozial integrierbar werden und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können."
Ein Trupp Kinder kommt vom Fußballplatz und geht, fromme Lieder auf den Lippen, in den Werk- und Bastelraum. Das Durchschnittseinkommen ihrer Eltern, so sie denn welche haben, liegt bei 25 Euro monatlich. Die Kosten dieser Projekte werden von internationalen Kinder hilfswerken, von Paten und Sponsoren in den reichen Ländern übernommen. Wobei Unterstützer wie zum Beispiel die hier tätige britische Compassion International Wert darauf legen, dass alles im Besitz, in der Eigenverantwortung und Verfügungsgewalt der äthiopischen lokalen Kirchen bleibt.
Am Abend dieses Sonntags in Adis Abeba soll es ein Festessen für die ersten Universitätsabsolventinnen des Kirchenbezirks geben. Die Straße, auf der ich dorthin fahre, heißt "King Menelik Avenue". Menelik, so die Legende, war jenes Kind, das die kluge und schöne Königin von Saba bekam, nachdem König Salomo, "ihr alles gab, was sie wollte", wie es im biblischen Buch der Könige, Kapitel 10, Vers 11 heißt. "Ihr seid die Töchter der Königin von Saba!" hatte Elisabeth Hassen in ihrer Predigt den Zuhörerinnen gesagt. Ich finde, da ist was dran.
Adis Abeba, Äthiopien, Sonntag morgens. 16 Mädchen im Teenager-Alter - dezentes Makeup, glitzernder Schmuck, sorgfältig geflochtene Frisuren - wiegen sich in ihren leuchtend roten Roben hin und her, beugen sich vor, tänzeln zurück und stecken die Gottesdienstbesucher mit ihrem Lächeln an. Aus dem Foyer des Gemeindehauses weht der Duft grüner Kaffeebohnen herein, die auf offenem Holzkohlefeuer frisch geröstet werden.
Als der Kaffee fertig und der evangelische Gottesdienst zu Ende ist, streuen die Frauen Weihrauchkörner in die Restglut ihrer Röstpfannen. Bei uns in Deutschland wäre das ein eher katholisches Odium.
"Bei uns greifen die Etiketten, die Konfessions-Kategorien nicht. Wenn sich hier zum Beispiel eine protestantische Kirche evangelikal nennt, dann ist damit lediglich ausgesagt, dass sie nicht orthodox und nicht katholisch ist. Es gibt zwei große evangelische Kirchenbünde in Äthiopien, der eine mehr lutherisch, der andere mehr reformiert-pietistisch, und beide sind im Laufe ihrer kurzen Geschichte massiv verfolgt worden. Erst marschierten die Italiener in Äthiopien ein und alle nichtkatholischen Missionare mussten gehen, dann kehrte der Kaiser an die Macht zurück und das war ja keine säkulare Monarchie, sondern ein orthodoxes Staatskirchentum. So dass die junge Kirche große Unterdrückung erdulden musste.”"
Dr. Michael Shifaraw, ein graumelierter Jurist, sitzt ehrenamtlich im leitenden Gremium, wir würden sagen in der Synode, der Kale Hiwot-Kirche, die fünf Millionen evangelische Äthiopier und damit rund 7, 5 Prozent der Gesamtbevölkerung repräsentiert. Seine Kirche und die im Ausland etwas bekanntere Mekane Yesu-Kirche bezeichnen sich selbst bisweilen als evangelikal. Dass sie deshalb mit US-amerikanischen Fundamentalisten assoziiert werden, das erinnert den Vorsitzenden an die 16 Jahre Repression unter der sozialistischen Diktatur Haile Mengistus von 1975 bis 1991:
""Auf die Frage, warum wir verfolgt wurden, hieß es: Weil ihr Agenten des Westens seid, wahrscheinlich sogar Spione der CIA."
Auch die Knirpse im Kindergarten- und Grundschulalter singen, als ginge es um ihr Leben. Die Kale Hiwot- und die Mekane Yesu-Gemeinden in Äthiopien, sowie einige evangelische Freikirchen betreiben zusammen mehr als 300 Tageseinrichtungen für Kinder. Ausgewogene Ernährung, altersgerechte Förderung, Grundschulbildung und professionelle Betreuung zu ihrer "körperlichen, geistigen, sozialen und spirituellen Entwicklung" werden hier geboten. So wiederholen es die Erzieherinnen und Projektmanager fast gebetsmühlenhaft, ihre Lieblingsvokabeln sind "nachhaltig" und "ganzheitlich". Aber mein kleines Schmunzeln darüber wird zum dicken Kloß im Hals, als ich erfahre, dass 60 Prozent der Kinder, die mich hier singend begrüßen, Aids-Halbwaisen, Aids-Waisen oder selbst HIV-Infizierte sind.
Kinderärztin Frau Dr. Yeneleam Tadesse findet, Aidsbekämpfung und Frauenemanzipation hängen zusammen :
"An der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen müssen wir arbeiten, das ist Teil unseres Programms. Diese Kinder werden in Zukunft unser Land führen und deshalb lehren wir sie Geschlechter-Gerechtigkeit. Soziale Armutsbekämpfung und medizinische Aidsbekämpfung muss einher gehen mit voranschreitender Geschlechter-Gerechtigkeit. Deshalb fördern wir weibliche Führungskräfte. Wir haben Mädchen-Teams, Mädchen-Clubs und sogar eine evangelische Mädchen-Fußballmannschaft, um Begabungen hervorzubringen."
Aber knapp die Hälfte aller Äthiopier sind Muslime und die Kale Hiwot-Protestanten nehmen doch auch deren Kinder in die Day Care Center auf. Machen muslimische Eltern denn da mit?
"Für die ist es ein Paradigmenwechsel, klar, und der ist schwierig. Gerade in ländlichen Regionen - übrigens auch bei manchen Christen - haben Frauen viel zu tun und nichts zu sagen. Da sind wir eine Herausforderung, ja, eine Zumutung. Aber wir bieten ihnen in Elternabenden und Elternkursen an, dass sie ein verändertes Familienbild lernen und was sie meistens überzeugt, sind die Fortschritte, die sie an ihren Töchtern beobachten. Das verändert oft ihre Haltung.”"
Die Kinderärztin und Projektmanagerin vieler evangelischer Tageseinrichtungen lächelt nachsichtig, als ich den berühmten Standard-Einwand europäischer Kritiker bringe: Aber zerstören Sie damit nicht die Kultur der Herkunfts-familien dieser Kinder ?
""Was wir machen, ist Kontext bezogen und kulturell sensibel, aber nicht alles, was kulturell geprägt ist, ist deshalb schon gut! Es gibt vieles, was den Kindern schadet, was die Armut weiter anheizt und das wollen wir ändern. Die Kinder sollen stolz sein auf ihr Erbe, ja, aber sie sollen auch lernen, alles zu prüfen und nur das Gute zu behalten. Dazu befähigen wir die Eltern und das kann Dinge verändern."
Konkreter will die höfliche Frau Doktor nicht werden, meint aber: Genitalverstümmelung bei den Animisten, Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen bei den Muslimen und die weitgehende Tabuisierung der Sexualität bei den Orthodoxen sind kulturelle Traditionen, mit denen schleunigst gebrochen werden sollte. Ihr pädagogischer Dreisprung besteht darin, die Kinder ihren Herkunftsfamlien nicht zu entfremden - in die sie schließlich jeden Abend zurückkehren -, sie zur Überwindung repressiver Traditionen zu ermuntern und sie ohne Anpassungsdruck oder gar Bekehrungszwang in die evangelische "Freiheit eines Christenmenschen" einzuladen.
Eine heikle Mission, zweifellos. Die 76,8 Millionen Äthiopier sind demografisch ein Volk von Jugendlichen: Das statistische Durchschnittsalter beträgt 17,8 Jahre. Gesellschaftlicher Fortschritt beginnt mit veränderter Kindererziehung und die beginnt mit veränderten Müttern. Davon ist jene attraktive junge Frau überzeugt, die gerade in der kleinen Baptistenkirche in einem der Elendsviertel von Adis Abeba sehr humorvoll in fließendem Englisch gepredigt hat:
"”Ich war so ein Kind: Meinen Vater kenne ich nicht, meine Mutter war nicht in der Lage, mich zu versorgen oder zu erziehen, ich war einsam und lebte auf der Straße. Und immer fragte ich mich: Warum haben andere Kinder richtige Eltern? Ich wünschte mir sogar, zu sterben. Aber dann wurde ich in ein kirchliches Jugendprojekt aufgenommen. Ich war 21 und die Leidenschaft und die Liebe wuchs in meinem Herzen. Jetzt studiere ich Theologie und Sozialwissenschaften auf einen Major-Abschluss, weil ich wissen will, welchen Einfluss die Kirche auf eine Gesellschaft nehmen kann, wie man der Gemeinschaft am sinnvollsten dient und wie man die Lebensläufe der Menschen in Armut verändern kann.”"
Elisabeth Hassen, 27, hätte noch vor zehn Jahren in Anwesenheit eines Erwachsenen - und dann auch noch eines weißen ausländischen Mannes - kein Wort herausgekriegt. In der evangelischen KiTa aber, in der sie aufwuchs, gab es einmal wöchentlich betreute Gruppen- und Konfliktgespräche, waren Lehrer und Erzieher immer zu sprechen und sogar interessiert an ihren Sorgen.
"In unserer Kultur haben Kinder in der Gegenwart von Erwachsenen den Mund zu halten und sind demzufolge sehr schüchtern. In kirchlichen Kindergärten und Grundschulen aber bekommen sie die Chance, sich auszudrücken, an Aktivitäten mit ihren Eltern teilzunehmen, wir fahren auf Freizeiten, wir versuchen, ihr Selbstvertrauen, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein zu stärken, so dass sie sozial integrierbar werden und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können."
Ein Trupp Kinder kommt vom Fußballplatz und geht, fromme Lieder auf den Lippen, in den Werk- und Bastelraum. Das Durchschnittseinkommen ihrer Eltern, so sie denn welche haben, liegt bei 25 Euro monatlich. Die Kosten dieser Projekte werden von internationalen Kinder hilfswerken, von Paten und Sponsoren in den reichen Ländern übernommen. Wobei Unterstützer wie zum Beispiel die hier tätige britische Compassion International Wert darauf legen, dass alles im Besitz, in der Eigenverantwortung und Verfügungsgewalt der äthiopischen lokalen Kirchen bleibt.
Am Abend dieses Sonntags in Adis Abeba soll es ein Festessen für die ersten Universitätsabsolventinnen des Kirchenbezirks geben. Die Straße, auf der ich dorthin fahre, heißt "King Menelik Avenue". Menelik, so die Legende, war jenes Kind, das die kluge und schöne Königin von Saba bekam, nachdem König Salomo, "ihr alles gab, was sie wollte", wie es im biblischen Buch der Könige, Kapitel 10, Vers 11 heißt. "Ihr seid die Töchter der Königin von Saba!" hatte Elisabeth Hassen in ihrer Predigt den Zuhörerinnen gesagt. Ich finde, da ist was dran.