"Die Syrische Braut"
Monas Hochzeitstag ist der traurigste Tag ihres Lebens. Die Hauptfigur des neuen israelischen Spielfilms "Die Syrische Braut" ist israelische Drusin und lebt auf den Golanhöhen. Der Film, der auf den Filmfestivals von Locarno und Montreal mehrere Preise erhielt, läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
Syrien und Israel befinden sich offiziell im Kriegszustand, obwohl die gemeinsame Grenze seit Jahrzehnten ruhig ist. Unter der großen Politik leiden vor allem die 110.000 israelischen Drusen, die zwischen ihrer syrischen Identität und dem Leben in Israel stecken.
Viele von ihnen haben Verwandte in Syrien und fühlen sich von Israel besetzt und als Bürger zweiter Klasse behandelt, obwohl fast alle Männer in der israelischen Armee dienen. Monas Hochzeitstag im neuen israelischen Spielfilm "Die Syrische Braut" beschleunigt nicht nur physische und politische Grenzen. Vielmehr geht es den Angehörigen ihrer zerrissenen Familie um religiöse und emotionale Grenzen, die sie zu überschreiten wagen. So wird aus dem Mikrokosmos eines Bergdorfes auf den Golanhöhen ein universeller Film, der auf den Filmfestivals von Locarno und Montreal mehrere Preise erhielt und ab dem 17. März bundesweit in die Kinos kommt. Die Deutschland-Premiere wurde in Anwesenheit von Regisseur Eran Riklis und den Darstellern Hiam Abbass, Clara Khoury und Makram J. Khoury am 16. März im Kölner Cinenova gefeiert. Igal Avidan berichtet.
Eine Hochzeit ist in der Regel eine freudige Angelegenheit. Vor einer Trauung lernen sich die Braut und der Bräutigam in der Regel kennen, oder haben sich zumindest einmal getroffen. Aber im Nahen Osten sind die Spielregeln manchmal anders - aufgrund der Politik. Darunter leiden vor allem die Drusen auf den Golanhöhen zwischen Israel und Syrien und besonders Mona, die Hauptfigur des neuen israelischen Spielfilms "Die Syrische Braut".
Allein der Filmtitel zeigt, dass Regisseur und Drehbuchautor Eran Riklis durch die zahlreichen Begegnungen mit Drusen auf den von Israel 1967 besetzten Golanhöhen einiges gelernt hat. Für die meisten Israelis gelten die Drusen als eine Art "Araber light": Sie dienen in der israelischen Armee, gelten als israelische Patrioten und halfen sogar dabei, die palästinensische Intifada niederzuschlagen. Aber die Drusen sehen Israel keinesfalls als ihre Befreier vom syrischen Terrorregime, sagt Filmemacher Riklis:
"Die israelische Herrschaft über die Golanhöhen ist, im Gegensatz zu den Palästinensergebieten, relativ ruhig, abgesehen von den schweren Ausschreitungen1981, nachdem die Golanhöhen annektiert wurden. Fast alle Drusen die ich kenne, leben friedlich mit den Israelis, nicht zuletzt weil sie von Israel abhängig sind. Andererseits war ich überrascht wie sehr sie sich als besetzt fühlen. Auch wenn Drusen mir erzählt haben, dass sie meinen Film schätzen und mir danken, dass ich ihr Leben bekannt machte, sahen sie mich als Vertreter der Besatzung, nur weil ich Israeli bin."
Monas Hochzeitstag ist der traurigste Tag ihres Lebens, denn sie weiß, dass sie von dem Moment an, wo sie die Grenze überschreitet, nie wieder ihre Familie besuchen kann. Sie muss mit Ende 20 traditionsgemäß rasch heiraten und zwar einen Drusen. Ihr künftiger Bräutigam ist ein entfernter Verwandter. Den Fernsehstar Talal kennt Mona aber nur aus dem syrischen Fernsehen. Sobald sie den Golan verlässt und zu ihm zieht, wird sie als syrische Bürgerin niemals wieder Israel besuchen können.
"Die syrische Braut" ist, wie jedes komplexe Kunstwerk, kein politischer Film. An Monas Hochzeitstag müssen alle Familienangehörigen Grenzen überwinden - emotionale wie mentale. Monas Bruder Hattem, der in Russland lebt und zum ersten Mal seine russische Frau und kleinen Sohn seiner Familie vorstellt, bricht mit der Tradition. Weil seine Frau keine Drusin ist, verstößt ihn sein Vater Hammed, der dem Gebot der Dorfältesten folgt. Sogar bei der ersten Begegnung nach acht Jahren verweigert er seinem Sohn die Begrüßung.
Vater Hammed ist ein pro-syrischer Aktivist, der die Golanhöhen als besetzt betrachtet und erst kürzlich auf Bewährung aus israelischer Haft entlassen wurde. Trotz der Warnungen des israelischen Polizeichefs und seiner eigenen Familie, schließt er sich am Hochzeitstag einer pro-syrischen Demonstration an. Daher verbietet ihm der israelische Polizeichef sich im Grenzgebiet aufzuhalten, um sich würdig von seiner Tochter Mona im Niemandsland zu verabschieden.
Monas ältere Schwester Amal, die treibende Kraft des Clans, tut alles, um die auseinanderfallende Familie zusammen zu halten. Gleichzeitig muss auch sie Grenzen überwinden. Ihr machohafter Ehemann Amin, ein Bauarbeiter, verbietet ihr das Studium an der Universität, um seinen Ruf im Bergdorf nicht zu gefährden. Amal wird von der israelischen Palästinenserin Hiam Abbass gespielt:
"So wie Amal musste auch ich einige Grenzen überwinden, um das zu erreichen, was ich heute bin. Unsere Wege sind jedoch sehr unterschiedlich, denn sie ist geblieben, aber ich bin ins Ausland gefahren, um meine Freiheit zu leben. Ich glaube nicht, dass Amal jemals ihren Mann verlassen wollte. Sie will allerdings ihm und uns allen beweisen, dass man auch von innen heraus einiges ändern kann - ohne jemanden zu verletzen. Sie zeigt ihrem Mann stets Respekt und will auch von ihm respektiert werden."
Regisseur Eran Riklis setzte sich bereits 1998 in einem Dokumentarfilm mit den Drusen auseinander - die eine islamische, aber keine arabische Sekte sind. Ihn interessierte die Psychologie dieser Menschen, die zwischen ihrer syrischen Identität und dem Leben in Israel stecken. Um die weibliche drusische Mentalität zu entschlüsseln, lud er die palästinensische Israelin Suha Arraf als Co-Autorin ein und engagierte fast nur palästinensische Israelis für als Schauspieler. Da Riklis kein Arabisch spricht, verliefen die Proben ohne Text auf Hebräisch. Er kannte das Drehbuch auswendig und hatte daher keine Probleme mit dem arabischen Text. Auch die Israelis nicht. In acht Wochen haben über 100.000 Israelis ‚Die syrische Braut’ gesehen - auf Deutschland umgerechnet wären es fast anderthalb Millionen Zuschauer. Der Erfolg des Films ist um so bemerkenswerter, wenn man berücksichtigt, dass für viele Israelis Arabisch die Sprache des Terrors ist. Filmemacher Eran Riklis:
"Zum einen spricht man auf der Leinwand libanesisches Arabisch, das für das israelische Ohr angenehmer klingt als die palästinensische Variante. Manche Zuschauer haben gar nicht gemerkt, dass die Schauspieler arabisch sprechen. Der Rhythmus des Films half ihnen die Sprachbarriere zu überwinden. Zum anderen waren fast alle arabisch-sprachigen israelischen Filme arabisch-patriotisch und zogen daher das breite Publikum nicht an. In diesem Fall reagierten die Israelis in erster Linie auf die Story, die sich auf sie emotional auswirkte."
1984 drehte Eran Riklis einen Film mit dem Titel "An einem klaren Tag sieht man Damaskus". Nun hofft er, bald selbst nach Damaskus zu reisen, um seinen Film dort zu zeigen. Und er ist sicher: ‚Die Syrische Braut’ wird den Syrern gefallen.
Viele von ihnen haben Verwandte in Syrien und fühlen sich von Israel besetzt und als Bürger zweiter Klasse behandelt, obwohl fast alle Männer in der israelischen Armee dienen. Monas Hochzeitstag im neuen israelischen Spielfilm "Die Syrische Braut" beschleunigt nicht nur physische und politische Grenzen. Vielmehr geht es den Angehörigen ihrer zerrissenen Familie um religiöse und emotionale Grenzen, die sie zu überschreiten wagen. So wird aus dem Mikrokosmos eines Bergdorfes auf den Golanhöhen ein universeller Film, der auf den Filmfestivals von Locarno und Montreal mehrere Preise erhielt und ab dem 17. März bundesweit in die Kinos kommt. Die Deutschland-Premiere wurde in Anwesenheit von Regisseur Eran Riklis und den Darstellern Hiam Abbass, Clara Khoury und Makram J. Khoury am 16. März im Kölner Cinenova gefeiert. Igal Avidan berichtet.
Eine Hochzeit ist in der Regel eine freudige Angelegenheit. Vor einer Trauung lernen sich die Braut und der Bräutigam in der Regel kennen, oder haben sich zumindest einmal getroffen. Aber im Nahen Osten sind die Spielregeln manchmal anders - aufgrund der Politik. Darunter leiden vor allem die Drusen auf den Golanhöhen zwischen Israel und Syrien und besonders Mona, die Hauptfigur des neuen israelischen Spielfilms "Die Syrische Braut".
Allein der Filmtitel zeigt, dass Regisseur und Drehbuchautor Eran Riklis durch die zahlreichen Begegnungen mit Drusen auf den von Israel 1967 besetzten Golanhöhen einiges gelernt hat. Für die meisten Israelis gelten die Drusen als eine Art "Araber light": Sie dienen in der israelischen Armee, gelten als israelische Patrioten und halfen sogar dabei, die palästinensische Intifada niederzuschlagen. Aber die Drusen sehen Israel keinesfalls als ihre Befreier vom syrischen Terrorregime, sagt Filmemacher Riklis:
"Die israelische Herrschaft über die Golanhöhen ist, im Gegensatz zu den Palästinensergebieten, relativ ruhig, abgesehen von den schweren Ausschreitungen1981, nachdem die Golanhöhen annektiert wurden. Fast alle Drusen die ich kenne, leben friedlich mit den Israelis, nicht zuletzt weil sie von Israel abhängig sind. Andererseits war ich überrascht wie sehr sie sich als besetzt fühlen. Auch wenn Drusen mir erzählt haben, dass sie meinen Film schätzen und mir danken, dass ich ihr Leben bekannt machte, sahen sie mich als Vertreter der Besatzung, nur weil ich Israeli bin."
Monas Hochzeitstag ist der traurigste Tag ihres Lebens, denn sie weiß, dass sie von dem Moment an, wo sie die Grenze überschreitet, nie wieder ihre Familie besuchen kann. Sie muss mit Ende 20 traditionsgemäß rasch heiraten und zwar einen Drusen. Ihr künftiger Bräutigam ist ein entfernter Verwandter. Den Fernsehstar Talal kennt Mona aber nur aus dem syrischen Fernsehen. Sobald sie den Golan verlässt und zu ihm zieht, wird sie als syrische Bürgerin niemals wieder Israel besuchen können.
"Die syrische Braut" ist, wie jedes komplexe Kunstwerk, kein politischer Film. An Monas Hochzeitstag müssen alle Familienangehörigen Grenzen überwinden - emotionale wie mentale. Monas Bruder Hattem, der in Russland lebt und zum ersten Mal seine russische Frau und kleinen Sohn seiner Familie vorstellt, bricht mit der Tradition. Weil seine Frau keine Drusin ist, verstößt ihn sein Vater Hammed, der dem Gebot der Dorfältesten folgt. Sogar bei der ersten Begegnung nach acht Jahren verweigert er seinem Sohn die Begrüßung.
Vater Hammed ist ein pro-syrischer Aktivist, der die Golanhöhen als besetzt betrachtet und erst kürzlich auf Bewährung aus israelischer Haft entlassen wurde. Trotz der Warnungen des israelischen Polizeichefs und seiner eigenen Familie, schließt er sich am Hochzeitstag einer pro-syrischen Demonstration an. Daher verbietet ihm der israelische Polizeichef sich im Grenzgebiet aufzuhalten, um sich würdig von seiner Tochter Mona im Niemandsland zu verabschieden.
Monas ältere Schwester Amal, die treibende Kraft des Clans, tut alles, um die auseinanderfallende Familie zusammen zu halten. Gleichzeitig muss auch sie Grenzen überwinden. Ihr machohafter Ehemann Amin, ein Bauarbeiter, verbietet ihr das Studium an der Universität, um seinen Ruf im Bergdorf nicht zu gefährden. Amal wird von der israelischen Palästinenserin Hiam Abbass gespielt:
"So wie Amal musste auch ich einige Grenzen überwinden, um das zu erreichen, was ich heute bin. Unsere Wege sind jedoch sehr unterschiedlich, denn sie ist geblieben, aber ich bin ins Ausland gefahren, um meine Freiheit zu leben. Ich glaube nicht, dass Amal jemals ihren Mann verlassen wollte. Sie will allerdings ihm und uns allen beweisen, dass man auch von innen heraus einiges ändern kann - ohne jemanden zu verletzen. Sie zeigt ihrem Mann stets Respekt und will auch von ihm respektiert werden."
Regisseur Eran Riklis setzte sich bereits 1998 in einem Dokumentarfilm mit den Drusen auseinander - die eine islamische, aber keine arabische Sekte sind. Ihn interessierte die Psychologie dieser Menschen, die zwischen ihrer syrischen Identität und dem Leben in Israel stecken. Um die weibliche drusische Mentalität zu entschlüsseln, lud er die palästinensische Israelin Suha Arraf als Co-Autorin ein und engagierte fast nur palästinensische Israelis für als Schauspieler. Da Riklis kein Arabisch spricht, verliefen die Proben ohne Text auf Hebräisch. Er kannte das Drehbuch auswendig und hatte daher keine Probleme mit dem arabischen Text. Auch die Israelis nicht. In acht Wochen haben über 100.000 Israelis ‚Die syrische Braut’ gesehen - auf Deutschland umgerechnet wären es fast anderthalb Millionen Zuschauer. Der Erfolg des Films ist um so bemerkenswerter, wenn man berücksichtigt, dass für viele Israelis Arabisch die Sprache des Terrors ist. Filmemacher Eran Riklis:
"Zum einen spricht man auf der Leinwand libanesisches Arabisch, das für das israelische Ohr angenehmer klingt als die palästinensische Variante. Manche Zuschauer haben gar nicht gemerkt, dass die Schauspieler arabisch sprechen. Der Rhythmus des Films half ihnen die Sprachbarriere zu überwinden. Zum anderen waren fast alle arabisch-sprachigen israelischen Filme arabisch-patriotisch und zogen daher das breite Publikum nicht an. In diesem Fall reagierten die Israelis in erster Linie auf die Story, die sich auf sie emotional auswirkte."
1984 drehte Eran Riklis einen Film mit dem Titel "An einem klaren Tag sieht man Damaskus". Nun hofft er, bald selbst nach Damaskus zu reisen, um seinen Film dort zu zeigen. Und er ist sicher: ‚Die Syrische Braut’ wird den Syrern gefallen.