Die Stones rocken Kuba

"Los Rolling" in Havanna

Konzert der Rolling Stones in Havanna/Kuba am 25.3.2016
Die Rolling Stones bei ihrem Auftritt in Havanna © picture alliance / dpa / Alejandro Ernesto
Von Anne-Kathrin Mellmann · 26.03.2016
Vor einer halben Million Menschen haben die Rolling Stones ihr erstes Konzert auf Kuba gegeben. Der Auftritt der Rocklegenden in Havanna ist für die Kubaner ein Zeichen für die Zukunft, denn lange waren die Briten auf der kommunistisch regierten Insel offiziell verpönt.
"Los Rolling", wie die Kubaner die Stones liebevoll nennen, beginnen ihren Gig im Sportstadion von Havanna etwas verhalten: mit knapper Begrüßung, nicht gleich mit "Satisfaction", auf das hier alle warten, sondern erst einmal mit "Jumpin' Jack Flash".

Dekadenter Auswuchs des Kapitalismus

Jahrzehntelang waren die Briten auf der kommunistisch regierten Insel offiziell verpönt. Genau so lange haben ihre Fans davon geträumt, sie einmal live zu sehen. Viele der älteren sind zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Rockkonzert, wie Manuel Martínez. Der 64-jährige fuhr in den 1970ern als Seemann in den Westen, hat dort Stones-Platten gekauft und nach Kuba geschmuggelt:
Wir waren getrennt vom Rest der Welt. Das war schlimm für die jungen Leute. Und jetzt kommen die Stones kurz nach US-Präsident Obama. Aber, die Stones hier zu haben ist viel besser als Obama, weil sie unsere Seelen erreichen und wir für immer etwas in unserem Herzen behalten

Ein kommerzfreies Konzert ohne Chips und Verkaufsstände

Frontmann Mick Jagger, 72 Jahre alt und so fit wie manch 20jähriger gern wäre, wirft die anfängliche Zurückhaltung über Bord und spricht das Publikum auf Spanisch an: Er wisse, dass es früher schwierig war, die Stones zu hören
Mick Jagger: Aber jetzt sind wir ja da und spielen für Euch. Ich glaube, endlich ändern sich die Zeiten.
Ein kommerzfreies Konzert im antikapitalistischen Kuba: ohne Bier, ohne Chips und T-Shirt-Verkaufsstände. Die Ordner sind Polizisten.

Hoffnung auf weitere Öffnung

Hunderttausende Fans sind gekommen, haben stundenlang in der Sonne ausgeharrt. Zwei Stunden gratis bekamen sie dafür die Stones, in einem Land, in dem die meisten umgerechnet nicht mehr als 20 Euro im Monat verdienen. Die 18-jährigen Studentinnen Taibel und Amanda überschlagen sich fast vor Begeisterung, auch weil in Kuba derzeit so viel Veränderung stattfindet:
Zuerst nehmen wir wieder Beziehungen zu den USA auf, der US-Präsident besucht uns – das ist alles zu viel. Wir wissen nicht, was als nächstes kommt, eine Überraschung nach der anderen. Ich hätte nie gedacht, dass das passieren würde. Wir hoffen auf mehr. Dass mehr Bands wie die Stones zu uns kommen.
Die Stones sind nicht die ersten, aber die berühmtesten, die sich auf der Insel blicken ließen, dazu in einem historischen Moment. Auch die Deutsche Mittvierzigerin Gabi aus dem Allgäu hat ihn miterlebt:
Es ist ein Zeichen für die Zukunft. Weil die USA nach so langer Zeit... Dass sich Kuba der Welt öffnet und die Welt Kuba. Die Musik spielt mit, um es einfach gut werden zu lassen.
Es ist nicht irgendeine Musik, die später mit dem Wind of Change auf der Karibikinsel verbunden sein wird, sondern die der erfolgreichsten Rockband der Welt. Zumindest in ihrem Konzert hat sich das Warten gelohnt. Am Ende spielen die Stones doch noch "Satisfaction."
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