"Die Stimme hat mich umgehauen"

Von Gerhard Richter · 24.06.2009
Aufgewachsen ist Stefanie Tauber mit der Elvis-Plattensammlung ihrer Mutter. Die Musik des "King of Rock 'n' Roll" hat die heutige Sängerin und Schauspielerin derart fasziniert, dass sie ihr Hobby zum Beruf machte - und als "Queen of King" alte Elvis-Filmsongs wieder auf die Bühne bringt.
Ganz schmal und schlank sitzt Stefanie Tauber auf einem Barhocker auf der Bühne. Helles ärmelloses Kleid, schwarze enge Jeans, flache lila Schuhe. "The Queen of King" trägt Pferdeschwanz und Pony.

"Ich darf mich kurz vorstellen, ich bin Preslisa und singe Elvis Filmsongs. Und davon kann man eigentlich 170 vergessen, aber hundert sind vielleicht ganz gut. Und ich kann davon 40, vielleicht, und davon singe ich heute mal sieben."

Stefanie Tauber ist in Frankfurt am Main geboren, der Vater Rechtsanwalt, die Mutter Lehrerin. Bis zum Abitur zieht sie viermal um. Mörfelden-Walldorf, Hannover, Wächtersbach, Gelnhausen. Immer dabei - Mutters Elvis-Plattensammlung:

"Die waren da in so 'ner schönen Kladde drin, mit tanzenden Pärchen drauf und handbeschriftet von meiner Mutter. Und ich hab das entdeckt und war fasziniert und hab das aufgelegt. Und dann war ich Elvis-Fan - mit acht."

Das hört man heute noch.

"Die Stimme hat mich umgehauen. Als Kind schon. Fand ich ganz toll. Und dann lief da auch mal so ein Film, da meint sie: Steffi, da läuft so ein Elvis-Film - guck dir den doch mal an. Und dann war ich dann echt in den verknallt. Ich fand den so gutaussehend."

Heute sitzt Steffi vor dem Fernseher, blickt durch den Sucher einer Spiegelreflexkamera und knipst vom Bildschirm verwackelte Elvis-Bilder. Die zeigt sie auf der Bühne.

"Das ist jetzt eines meiner Lieblingsbilder!"

Elvis im offenen Hemd. Braungebrannt. Gutgelaunt.

"Steht da auf einem Balkon in New Orleans in der Morgensonne. Er ist kurz davor, in die Schule zu gehen, da tritt er eben noch mal auf den Balkon, um sein Hemd ein bisschen im Wind flattern zu lassen. Da fährt zufällig eine Langustenverkäuferin vorbei. Elvis ist inspiriert. Er singt zusammen mit der Langustenverkäuferin einen Song über die Languste."

Von 1995 an studiert Stefanie Tauber Soziologie und Amerikanistik. Erst in Frankfurt Main, dann in Berlin. Im Seminar "Prominenz und Inszenierung" schreibt sie eine Hausarbeit über Elvis, später auch ihre Magisterarbeit.

"Also Inszenierungsformen, Starkult, aber hauptsächlich Vermarktung, so durch die Karriere hinweg."

Vor allem die Zeit zwischen 1960 und 68. Der Rock 'n' Roll-Rebell Elvis in Hollywood.

"Da wurde er dann so Mainstream-mäßig angepasst, da wurde er dann so zum Vorzeige-amerikanischen-Durchschnittsmann."

Elvis als arbeitsloser Cowboy, Shrimpkutterkapitän, Pilot. Nach ihrem Studium besucht Stefanie Tauber das europäische Theaterinstitut in Berlin, nimmt extra Gesangsunterricht. Die Ballettstunden schwänzt sie, hängt lieber im Musikgeschäft rum. Und kauft sich eine Ukulele.

"Ein bisschen auch so ein Mädchengedanke dahinter. Süßes kleines Instrument. Und das sind nur vier Saiten und das ist alles ein bisschen kleiner für meine kleinen Finger."

Das Ukulele-Spielen bringt sich Stefanie Tauber selbst bei, natürlich mit Elvis-Songs. Als Schauspielerin steht Stefanie Tauber im freien Theater in Marburg auf der Bühne, nebenbei entwickelt sie das Soloprogramm mit Elvis-Filmsongs. Sie nennt sich Preslisa, nach dem Spitznamen ihrer Mutter "Elvisa Preslisa". Erster Auftritt 2003 in der Berliner Waldohreule zum Themenabend "Kochen mit dem King". Seitdem tritt Preslisa in Clubs und Cafés auf, bei Vernissagen oder als Vorband.

"Aber ich hab auch mal vor Lemmy von Motörhead in der Columbiahalle spielen dürfen, da wurde ich auch ausgebuht."

Abenteuer Preslisa. Seit einem halben Jahr lebt Stefanie Tauber wieder in ihrer Geburtsstadt Frankfurt Main. Sie spielt Theater, jobt bei einer Immobilienfirma, plant mit einem Freund schon das nächste Bühnenprogramm.

"Wir gucken uns mal Filme an und gucken, was wir uns da für Songs rausfischen und sind da jetzt hauptsächlich bei Peter Alexander und Caterina Valente und Conny Froboess gelandet."

Daneben geht die Karriere als Preslisa weiter. Es gibt eine Live-CD und eben ist ihr erstes Studioalbum mit Elvis-Filmsongs erschienen - "Preslisa in: Aloha from Neukölln".

Service
Stefanie Tauber alias Preslisa tritt demnächst in Marburg auf. Die Vorstellung findet am 24. Juni im "Café Trauma" im Rahmen des Festivals "Memory Park" statt.