Die Stimme der Sehnsucht
Ihrer tiefen Stimme kann sich kaum jemand entziehen: Zarah Leander löst fast immer heftige Reaktionen aus. Entweder hemmungslose Bewunderung, oder man hasst diese dunkle, vibrierende Frauenstimme. Für viele ist sie eine Stimme der Sehnsucht - bis heute, an ihrem hundertsten Geburtstag.
1 Meter 73 war sie groß und überragte die meisten ihrer Filmpartner. Oft trug sie tiefe Ausschnitte, rauchte, und spielte Frauen, die ihren eigenen Kopf durchsetzen gegen alle Ratschläge. Zarah Leander verkörperte alles andere als das deutsche Frauenideal der dreißiger und vierziger Jahre. Trotzdem hatte die schwedische Sängerin und Schauspielerin bei der Ufa einen Sonderstatus. Sie besaß Mitspracherecht bei den Drehbüchern, auch bei der Auswahl des Komponisten. Ihre Gage ließ sie sich zum größten Teil in schwedischen Kronen bezahlen.
Greta Garbo und Marlene Dietrich hatten das Deutsche Reich verlassen. Das deutsche Kino brauchte einen Star mit internationalem Flair und Format. In Detlef Siercks Melodram "La Habanera" spielt Zarah Leander eine junge Schwedin, die mit ihrer Tante in Lateinamerika Urlaub macht. Und sich für das einfache Leben, die Lieder und den Stierkampf begeistert:
"Gott sei Dank fährt morgen der Dampfer."
"Ohne mich."
"Du bist verrückt. Es wird wirklich Zeit, dass du nach Schweden zurückkommst."
"Stockholm! Unsere ganze kalte, hochvornehme schwedische Gesellschaft! Was wisst ihr von der Natur?"
"Natur! Du benimmst dich wirklich wie eine Wilde."
"Jawohl. Wie eine Wilde."
Das sind keine leeren Worte. Die junge Schwedin folgt ihrem Gefühl, verlässt in letzter Sekunde den Dampfer, der nach Hause fährt, lässt ihre Tante allein. Sie will in Puerto Rico bleiben. Beim reichen, heldenhaften Don Pedro, den sie beim Stierkampf beobachtet hat. Doch bald merkt sie, dass Don Pedro auch andere Seiten hat, dass er herrschsüchtig ist, stolz, unnahbar. Mit ihm verliert auch Puerto Rico seinen Reiz.
"Diese ewige Sonne! Diese blöde Heiterkeit, die mir so auf die Nerven fällt. Diese Habanera, die ich nicht mehr hören kann, ohne rasend zu werden. Ich dachte, es ist das Paradies. Und es ist die Hölle!"
In fast jedem Film muss Zarah Leander durch die Hölle gehen und leiden. Das ist ihre Aufgabe, stellvertretend für ein Publikum, dessen Sehnsüchte sie verkörpert. Glatt ist ihr Gesicht, niemals zuckt es darin. Oft schimmern Tränen im Auge, aber Zarah Leander bewahrt die Fassung.
"Ich will nicht fort von hier. Ich bin glücklich."
Propagandaminister Goebbels hat sie gefördert, sie hat vor Soldaten gesungen, ihre Lieder "Davon geht die Welt nicht unter" oder "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen" waren Durchhaltesongs. Zarah Leander selbst hat sich immer als "politischen Idioten" bezeichnet. Sie achtete immer auf einen Rest Distanz zu den Mächtigen, behielt ihre schwedische Staatsbürgerschaft und verließ Nazi-Deutschland 1943.
Nach dem Krieg kam ihre Karriere nur stockend wieder in Gang. Sie drehte zwar wieder Filme, auch mit einigem Publikumserfolg. Aber die Filme erreichten nicht mehr das Niveau von früher, sie zehrte nur noch von ihrem Mythos und wusste das. Zarah Leander entschied sich für die Rückkehr auf die Bühne, sang Shows und Liederabende, spielte Musicals. Und bewahrte auf kleinerer Flamme das dunkle Glühen in ihrer Stimme. Bis 1979, zwei Jahre vor ihrem Tod, spielte sie Theater.
Programmtipp:
Deutschlandradio Kultur bringt eine Buchkritik der Biografie "Zarah Leander. Das Leben einer Diva" von Jutta Jacobi am Donnerstag, 15. März um 10.33 Uhr.
Greta Garbo und Marlene Dietrich hatten das Deutsche Reich verlassen. Das deutsche Kino brauchte einen Star mit internationalem Flair und Format. In Detlef Siercks Melodram "La Habanera" spielt Zarah Leander eine junge Schwedin, die mit ihrer Tante in Lateinamerika Urlaub macht. Und sich für das einfache Leben, die Lieder und den Stierkampf begeistert:
"Gott sei Dank fährt morgen der Dampfer."
"Ohne mich."
"Du bist verrückt. Es wird wirklich Zeit, dass du nach Schweden zurückkommst."
"Stockholm! Unsere ganze kalte, hochvornehme schwedische Gesellschaft! Was wisst ihr von der Natur?"
"Natur! Du benimmst dich wirklich wie eine Wilde."
"Jawohl. Wie eine Wilde."
Das sind keine leeren Worte. Die junge Schwedin folgt ihrem Gefühl, verlässt in letzter Sekunde den Dampfer, der nach Hause fährt, lässt ihre Tante allein. Sie will in Puerto Rico bleiben. Beim reichen, heldenhaften Don Pedro, den sie beim Stierkampf beobachtet hat. Doch bald merkt sie, dass Don Pedro auch andere Seiten hat, dass er herrschsüchtig ist, stolz, unnahbar. Mit ihm verliert auch Puerto Rico seinen Reiz.
"Diese ewige Sonne! Diese blöde Heiterkeit, die mir so auf die Nerven fällt. Diese Habanera, die ich nicht mehr hören kann, ohne rasend zu werden. Ich dachte, es ist das Paradies. Und es ist die Hölle!"
In fast jedem Film muss Zarah Leander durch die Hölle gehen und leiden. Das ist ihre Aufgabe, stellvertretend für ein Publikum, dessen Sehnsüchte sie verkörpert. Glatt ist ihr Gesicht, niemals zuckt es darin. Oft schimmern Tränen im Auge, aber Zarah Leander bewahrt die Fassung.
"Ich will nicht fort von hier. Ich bin glücklich."
Propagandaminister Goebbels hat sie gefördert, sie hat vor Soldaten gesungen, ihre Lieder "Davon geht die Welt nicht unter" oder "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen" waren Durchhaltesongs. Zarah Leander selbst hat sich immer als "politischen Idioten" bezeichnet. Sie achtete immer auf einen Rest Distanz zu den Mächtigen, behielt ihre schwedische Staatsbürgerschaft und verließ Nazi-Deutschland 1943.
Nach dem Krieg kam ihre Karriere nur stockend wieder in Gang. Sie drehte zwar wieder Filme, auch mit einigem Publikumserfolg. Aber die Filme erreichten nicht mehr das Niveau von früher, sie zehrte nur noch von ihrem Mythos und wusste das. Zarah Leander entschied sich für die Rückkehr auf die Bühne, sang Shows und Liederabende, spielte Musicals. Und bewahrte auf kleinerer Flamme das dunkle Glühen in ihrer Stimme. Bis 1979, zwei Jahre vor ihrem Tod, spielte sie Theater.
Programmtipp:
Deutschlandradio Kultur bringt eine Buchkritik der Biografie "Zarah Leander. Das Leben einer Diva" von Jutta Jacobi am Donnerstag, 15. März um 10.33 Uhr.