Die Stars der Berlinale

Wenn Bill Murray sich nass macht

Regisseur Wes Anderson (links) und Schauspieler Bill Murray bei den 68. Internationalen Filmfestspielen Berlin
Regisseur Wes Anderson (links) und Schauspieler Bill Murray sind zwei der Stars auf der Berlinale. © imago / Seeliger
Von Anna Wollner · 19.02.2018
Bill Murray, Tilda Swinton, Jeff Goldblum, Wes Anderson, Isabelle Huppert: Die Berlinale ist immer auch ein Schaulaufen der Film-Stars. Dabei sind es die kleinen Momente jenseits des roten Teppichs, die die Stars besonders nahbar machen.
Es kann nicht jeder ein Star sein. Diese Erkenntnis traf den "Tatort"-Reiniger Bjarne Mädel am Wochenende, der vor zwei Jahren noch selbst mit dem Abtreibungsdrama "24 Wochen" ein Bärenanwärter war.

"Also dieses Mal war es so, dass ich gar nicht auf den roten Teppich durfte. Wir waren auch ein bisschen später, da kam schon die Jury vorgefahren und es war alles abgesperrt. Gehen sie bitte hier. Hier gibt es nichts zu sehen. Gehen Sie bitte weiter. Und da habe ich noch gedacht, oh Gott, vor zwei Jahren warste noch Star, jetzt biste Zuschauer. So schnell ist das Business. Das ist hart."
Schon längst in der ersten Kategorie angekommen, mit Kultstatus versehen und eine lebende Legende ist Bill Murray. Im Eröffnungsfilm "Isle of Dogs" von Wes Anderson leiht er seine Stimme einem Hund. Zum Interview einen Tag später kommt er fast gar nicht, taucht mit 15 Minuten Verspätung auf, sieht mit seiner Schlaghose, dem ausgewaschenen T-Shirt und der khakifarbenen Weste aus, als käme er gerade von einem Angeltripp zurück und ist überrascht, dass alle auf ihn gewartet haben.

Er sei schon am Packen gewesen erzählt er, habe die Zeit vergessen, reicht jedem Journalisten die Hand und stellt sich vor. Eine unachtsame Bewegung später wirft er eine Wasserflasche um.

Und immer die gleichen Fragen...

Sie kullert unter den Tisch und Murray, mittlerweile mit klitschnasser Hose im Schritt, krabbelt hinterher. Es sind Momente wie diese, jenseits des roten Teppichs, die die Stars nahbar machen. Denn Murray, gelangweilt von den ständig gleichen Fragen nach Hunden und seiner Beziehung zu den Vierbeinern ist amüsiert genervt. Nach 50 Interviews sei die Luft einfach raus, er wolle gefordert, überrascht und schockiert werden.

Schockiert war auch Daniel Brühl - von seiner eigenen Schauspielkunst. In "7 Tage in Entebbe", der heute Abend um 22 Uhr seine Weltpremiere im Wettbewerb außer Konkurrenz hat, spielt er den deutschen Terroristen Wilfried Böse, der mit drei anderen Kidnappern 1976 eine Air France Maschine entführte - und stirbt. Eine Leiche zu spielen, sei gar nicht so einfach, meint Brühl.
"In dem Fall darf man auch so lange nicht atmen. Dann flatterte irgendwann der Wind unter uns, das heißt, ich war ganz enttäuscht beim ersten Sichten, ich dachte, ich sehe doch ganz genau wie ich atme. Aber dann hab ich gecheckt, es ist die Windmaschine und ich dachte, ich kann noch nicht mal zehn Sekunden die Luft anhalten."

Machtmissbrauch in Hollywood "wie ein Erdbeben"

Viel geredet wurde an diesem Wochenende. Vor allem auch über ein Thema: die Metoo-Debatte. Rosamunde Pike kam mit einem "Times Up"-Button zum Interview, Bryan Cranston verteufelte den Machtmissbrauch in Hollywood und Helen Mirren hob die Bedeutung nicht nur für die Filmbranche, sondern für alle Branchen hervor. Es sei wie ein Erdbeben.
"Das ist nicht nur fürs Filmgeschäft wichtig, sondern für die ganze Welt. Es ist ein unglaublich wichtiger Moment, ein Erdbeben. Aus meiner Sicht kommt es 60 Jahre zu spät. Ich warte darauf, seit ich 15 bin."

Eine Debatte, für Helen Mirren - 60 Jahre - zu spät. Für die Berlinale und ihre Stars genau zur richtigen Zeit.
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