Die Sprachlosigkeit der Kriegsgegner
Stumm bewegen die Liebenden die Lippen. Sie sagen etwas, währen das Orchester die Ouvertüre spielt, aber niemand hört sie. Die beiden waren Kriegsgegner. Idamante, Sohn des kretischen Königs Idomeneo, zählt zu den Siegern des Trojanischen Krieges. Ilia, Prinzessin Trojas, ist Gefangene an seinem Hofe. Es dauert lange, sehr lange, bis sie sich einander öffnen können.
In einer opera seria gibt es vor allem Soloarien, die Charaktere haben wenig miteinander zu tun. Das wird oft als dramaturgisches Problem empfunden. Andreas Kriegenburg nutzt diese Struktur, um von den Problemen zu erzählen, nach einem Krieg wieder zu einer gemeinsamen Sprache zu finden.
Das passt zum "Idomeneo", denn Mozart erfüllte hier nur noch die Form der opera seria, füllte die Arien und Rezitative aber schon mit genauen Charakterzeichnungen und psychologischen Abgründen. Kriegenburg geht es in seiner zweiten Operninszenierung nach Glucks "Orpheus und Euridice" nicht um die mythische Dimension, die Befreiung des Menschen von der Vorherrschaft der Götter. Vom Provokationspotential der Inszenierung von Hans Neuenfels in Berlin ist die Magdeburger Aufführung weit entfernt.
Kriegenburg bringt auch kein Seeungeheuer auf die Bühne, sondern zeigt nur Chor und Solisten, die mit angstgeweiteten Augen in die Ferne starren. Dann sieht man per Video blutige Körper, die Folgen der Vernichtung. Auch die Rache des Meeresgottes Neptun und das Wüten seines Monsters ist hier ein Bild für den Krieg, der von Menschen gemacht wird.
Die Sänger liefern starke schauspielerische Leistungen, und die Frauen überzeugen auch musikalisch. Evmorfia Metaxaki lässt als Ilia die Koloraturen hinreißend strömen, Ulrike Mayer füllt die einst für einen Kastraten geschriebene Rolle des Idamante mit dunklem Mezzoglühen.
Und die bei der Premiere leicht indisponierte Anita Bader sparte ihre Reserven klug auf, um als Elettra am Schluss große Leidensdramatik zu versprühen. Diese Frau - übrigens die Elektra aus der Orestie - ist eine der einsamsten Figuren der gesamten Opernliteratur. Auch sie liebt Idamante, doch der nimmt sie gar nicht wahr. Sie will ihr Herz öffnen, und niemand hört ihr zu. Logisch, dass Elettra in Kriegenburgs Inszenierung zu härteren Getränken greift. Etwas überfordert klingt Tenor Alexander Fedin als Idomeneo.
Magdeburgs Generalmusikdirektor Franceso Corti wählt einen klugen Kompromiss aus der expressiven Lesart des Stückes in der Harnoncourt-Tradition und verhaltenen Passagen, die von Sprachlosigkeit und Alleinsein erzählen.
Das passt zum "Idomeneo", denn Mozart erfüllte hier nur noch die Form der opera seria, füllte die Arien und Rezitative aber schon mit genauen Charakterzeichnungen und psychologischen Abgründen. Kriegenburg geht es in seiner zweiten Operninszenierung nach Glucks "Orpheus und Euridice" nicht um die mythische Dimension, die Befreiung des Menschen von der Vorherrschaft der Götter. Vom Provokationspotential der Inszenierung von Hans Neuenfels in Berlin ist die Magdeburger Aufführung weit entfernt.
Kriegenburg bringt auch kein Seeungeheuer auf die Bühne, sondern zeigt nur Chor und Solisten, die mit angstgeweiteten Augen in die Ferne starren. Dann sieht man per Video blutige Körper, die Folgen der Vernichtung. Auch die Rache des Meeresgottes Neptun und das Wüten seines Monsters ist hier ein Bild für den Krieg, der von Menschen gemacht wird.
Die Sänger liefern starke schauspielerische Leistungen, und die Frauen überzeugen auch musikalisch. Evmorfia Metaxaki lässt als Ilia die Koloraturen hinreißend strömen, Ulrike Mayer füllt die einst für einen Kastraten geschriebene Rolle des Idamante mit dunklem Mezzoglühen.
Und die bei der Premiere leicht indisponierte Anita Bader sparte ihre Reserven klug auf, um als Elettra am Schluss große Leidensdramatik zu versprühen. Diese Frau - übrigens die Elektra aus der Orestie - ist eine der einsamsten Figuren der gesamten Opernliteratur. Auch sie liebt Idamante, doch der nimmt sie gar nicht wahr. Sie will ihr Herz öffnen, und niemand hört ihr zu. Logisch, dass Elettra in Kriegenburgs Inszenierung zu härteren Getränken greift. Etwas überfordert klingt Tenor Alexander Fedin als Idomeneo.
Magdeburgs Generalmusikdirektor Franceso Corti wählt einen klugen Kompromiss aus der expressiven Lesart des Stückes in der Harnoncourt-Tradition und verhaltenen Passagen, die von Sprachlosigkeit und Alleinsein erzählen.