Die singende Schauspielerin

Von Georg Gruber · 20.05.2005
Julia Hummer, sie ist eine der großen Schauspielhoffnungen Deutschlands, bekannt geworden spätestens mit dem Film "Die innere Sicherheit". Der Film gewann 2001 den Bundesfilmpreis, auch wegen ihrer schauspielerischen Leistung. Im September ist Julia Hummer wieder auf der Leinwand, in "Gespenster". Doch die 25-jährige ist auch auf der Bühne zu sehen, als Sängerin der Band "Julia Hummer and too many boys", zurzeit tourt sie durch Deutschland.
Berlin Kreuzberg, das Rauch-Haus am Mariannenplatz, eine historische Stätte, Anfang der 70er Jahre nach einem Ton-Steine-Scherben-Konzert besetzt. Im Keller hat Julia Hummer, die gefeierte deutsche Schauspielhoffnung, ihren Probenraum.

Hummer: "( hustet), ich hab total den offenen Hals, vom Singen"

Hier feilt sie mit einem Freund an ihrer ersten CD, die im Herbst erscheinen soll.

Musik ist ihre Leidenschaft, seit sie vor ein paar Jahren die Gitarre eines Mitbewohners in die Hände bekam:

Hummer: "Es gibt doch so Gitarren, die stehen immer so in Jungszimmern rum, die hat seit zehn Jahren niemand mehr gespielt, so Sticker und sehn irre cool aus, so ne Gitarre war das, so eine Staubfängergitarre, hatte auch nur noch vier Seiten, und die hab ich mir dann genommen und hab einfach gespielt, dann noch gleichzeitig dazu gesungen, war wahrscheinlich total furchtbar. "

Ihre Karriere als Schauspielerin begann mit einem Hut.

Hummer: "Ja das war mein Cowboyhut. "

Den hatte sie auf, als ein Fotograf auf Motivsuche war und mit diesem Hut kam sie aufs Cover des Jetzt-Magazins.

Szene aus Absolute Giganten:
Junge: " Was ist denn das für ein Hut? "
Julia Hummer: "Hey es ist Vollmond, ist doch klar, dass ich da einen Hut aufhabe. "

"Absolute Giganten" - so hieß Julia Hummers Kinodebut. Sie spielt ein Mädchen, das sich drei Kumpels anschließt, die zusammen durch die Nacht streifen. Julia Hummer sagt nicht viel in dem Film. Aber sie ist präsent, man vergisst ihr Gesicht nicht mehr. Und würde auf der Straße trotzdem an ihr vorbei gehen. Sie hat ein Geheimnis: "Sobald man eine Kamera auf sie hält, passiert etwas mit ihr, wie eine Verwandlung", sagt der Hans Christian Schmid, der Regisseur von "Crazy". Die Typen, die sie spielt, ähneln sich, sind sperrig, ernst, melancholisch, introvertiert, so wie in "Die Innere Sicherheit", wo sie als Tochter eines untergetauchten Terroristenpärchens daran verzweifelt, kein normales Leben führen zu können, wo Verliebtsein zur Gefahr wird.

Szene Innere Sicherheit:
Mutter: "Wenn man sich liebt, erzählt man sich alles. "
Julia Hummer: "Kann ich vielleicht ein Glas Wasser haben? "
Vater: "Das ist kein Verhör. "
Julia Hummer: "Doch, das ist ein Verhör. Ich habe euch gesagt, dass er nichts weiß, aber ihr misstraut mir. Deshalb werde ich jetzt gar nichts mehr sagen. "

Ihre eigene Jugend - auch mit vielen Tiefen: Scheidungskind, Heimaufenthalte, mit 14 flüchtet sie aus der Schweiz allein nach Hamburg, der Vater Koch und Zirkusdirektor, die Mutter Schneiderin bei Dior in Paris.

Hummer: "Ich hab soviel gelogen, ich hab das natürlich absichtlich gemacht, keiner lügt ja aus versehen. "

Ein Schutzwall vor der neugierigen Welt. Und ein Spiel, das sie aber heute nicht mehr weiterspielen will. Sicher ist nur, dass sie im April 25 Jahre alt wurde und dass Musik für sie zur Zeit der Lebensmittelpunkt ist, mehr als nur ein Hobby oder eine Promotionidee.

Julia Hummer - die singende Schauspielerin, bekannt aus Film und Fernsehen - sie hätte sich gut verkaufen können, an eine große Plattenfirma, mit vorproduzierten Stücken und großem Etat. Sie hat aber den anderen Weg gewählt, den schwierigen, den ehrlicheren, bei dem sie dafür keine Kompromisse eingehen muss.

Hummer: "Wenn ich jetzt einen Rolle spiele, dann ist da auch irgendwie ganz schön viel von mir drin, das muss ich mir ewig lang erarbeiten um zu kucken, wie viel von mir ist da drin und wie viel nicht, mein Wunsch ist, dass ich in guten Hände lande, damit meine ich halt, Leute, die mir die Chance geben, längerfristig meine Songs zu schreiben und das ist mir ganz ganz wichtig, dass ich halt irgendwie mit tollen Leuten zusammenarbeiten kann, die mich unterstützen, mir Freiraum schaffen, dass ich meine Musik machen kann. "

Die Musiker, die sie auf der Platte und auf der Bühne begleiten, sind Freunde. Sie selbst spielt Gitarre, Mundharmonika und singt. Bob Dylan war eines ihrer ersten Vorbilder. "Singer-Song-Writer-Pop" nennt sie das, was sie macht, mit ihrer Band ..

Hummer: "Mein Freund sagt immer: aha, wenn du Gott zum lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne. "

Auf der Leinwand wird sie im Herbst wieder zu sehen sein. Doch wichtiger ist ihr die Musik.

"Hummer: "Ich möchte lange touren, ich fänd's auch total cool, im Ausland zu touren, ich möchte rum kommen und ganz viele Leute kennen lernen, auf der ganzen Welt, die auch Musik machen, die andere Musik machen, in Afrika oder Indien, in diesen ganzen arabischen Ländern, das ist so interessante Musik, ich möchte Leute von überall kennen lernen und mit denen Musik machen. Das ist eigentlich ein Plan, ist ein Plan, klar, das ist ein sehr stark geträumter Traum, das ist ja dann wohl ein Plan, ne. das fände ich echt top.

Hintergrund: Die Schauspielerin Julia Hummer ist im Mai mit ihrer Band "Julia Hummer and too many boys" auf Deutschlandtournee. Im Herbst (September) wird ihr erstes Album auf den Markt kommen, im vergangenen Jahr erschien bereits eine Single in kleiner Auflage in London. Im September wird auch der neue Film mit ihr in die Kinos kommen, "Gespenster" von Christian Petzold, der auch Regie führte bei "Die innere Sicherheit".
Konzertdaten:18.5. Bremen, 19.5. Münster, 20.5. Kassel, 21.5. Leipzig, 22.5. Frankfurt, 23.5. Köln, 24 Heidelberg, 25.5. München, 27.5. Dresden