Die Rückkehr der Ostsee-Dorsche
Die Bestände des Ostsee-Dorsches haben sich von jahrelanger Überfischung blendend erholen können, wie der ICES, der Internationale Rat für Meeresforschung in Kopenhagen nun vermeldet hat. Die Gründe liegen im Wesentlichen in günstigen Wetterverhältnissen, doch nicht für die gesamte Ostsee. Das hat auch Auswirkungen auf die aktuellen Fangquoten.
Der Kabeljau der Ostsee, dort als Dorsch bezeichnet, erlebt eine bemerkenswerte Wiederkehr. Vor allem östlich der dänischen Insel Bornholm wird der Bestand von Jahr zu Jahr größer. Sein Gesamtgewicht ist um mehr als das Sechsfache angewachsen - verglichen mit dem Tiefpunkt vor fünf Jahren.
"Da waren noch ganze 66.000 Tonnen erwachsener Tiere in der östlichen Ostsee unterwegs. Seitdem - aus verschiedenen Gründen - hat der Bestand stark zugenommen. Im Jahr 2009 haben wir gerechnet, dass er knapp 300.000 Tonnen Biomasse erreicht hat; in diesem Jahr werden es deutlich mehr sein, wir werden an die 400.000 Tonnen kommen; und wenn dem Management-Plan gefolgt wird, werden wir 2012 450.000 Tonnen erreicht haben."
Der Fischereibiologe Dr. Christopher Zimmermann vom Institut für Ostseefischerei in Rostock ist deutscher Delegierter beim ICES, dem Internationalen Rat für Meeresforschung in Kopenhagen. Der ICES empfiehlt angesichts des starken Wachstums, die Fangquote für den Dorsch in der Ostsee östlich der dänischen Insel Bornholm im nächsten Jahr um 15 Prozent anzuheben.
Ein Grund für diesen steilen Anstieg: Vor sieben Jahren haben die bevorzugten Laichgründe des Dorsches eine Art "Frischzellenkur" erfahren:
"Wir haben 2003 einen stärkeren Salzwasser-Einstrom feststellen können, der also salziges, sauerstoffreiches Wasser aus der Nordsee mit in die Ostsee brachte; der ist zwar nicht sehr weit nach Norden gegangen, aber hat genau dieses Bornholm-Becken, östlich von Bornholm, gefüllt mit salzreichem und sauerstoffreichem Wasser; das ist für die Nachwuchsproduktion des Dorsches in diesem Gebiet ganz entscheidend. Und selbst eine geringe Verbesserung kann dazu führen, dass eben die Nachwuchsproduktion eben erheblich verbessert wird."
Im Grunde hat das Wetter dem Dorsch geholfen. Denn im Januar 2003 hat eine ganz bestimmte meteorologische Konstellation dafür gesorgt, dass Nordseewasser in großen Mengen in die Ostsee fluten konnte.
Der Meereschemiker Dr. Günter Nausch vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde schildert den konkreten Ablauf:
"Zunächst muss über eine längere Periode ein sehr intensiver Ostwind wehen, der dazu führt, dass der Füllungsgrad der Ostsee unter dem Normalpegel liegt - das heißt, die Ostsee ist relativ leer; und wenn dann die Windbedingungen auf West umschlagen, dabei Sturmstärke erreichen und über einen längeren Zeitraum – idealer weise ein bis zwei Wochen lang - blasen, dann sind die Bedingungen gegeben, dass dieses Nordseewasser in starker Front in die Ostsee einströmt."
Bis Anfang der 90er-Jahre konnten solche Wetterlagen alle zwei bis drei Jahre die Ostsee immer wieder aufs Neue auffrischen. Doch seitdem ist dies nur noch ein einziges Mal in stärkerem Maße passiert, nämlich 2003:
"Wir beobachten aber zuletzt auch kleinere Einströme verschiedener Art, sowohl im Winter als auch im Sommer, die in der Regel aber nur in der Lage sind, Wasser bis in die tieferen Bereiche des Bornholm-Beckens zu transportieren; das sind aber gerade die für die Dorsch-Bestände sensiblen Bereiche; das Gotland-Becken, die tiefen Bereiche um die Insel Gotland herum sind von diesen Einströmen nicht betroffen. Dort herrschen seit 2005 sauerstofffreie Verhältnisse am Boden vor."
Und ohne Sauerstoff im Wasser hat der Fisch-Nachwuchs keine Chance.
Eine Entwicklung beobachten die ICES-Forscher jedoch mit großer Sorge: Die Fischer schmeißen immer mehr Dorsche, die ihnen nicht groß genug sind, einfach wieder über Bord. Die Fische sind dann nicht mehr überlebensfähig oder bereits tot. Die Meeresbiologin Karoline Schacht von der Naturschutzorganisation WWF in Hamburg kritisiert dieses sogenannte "Highgrading":
"Highgrading ist der Vorgang, der aus wirtschaftlichen Gründen den Fischer dazu bringt, marktfähigen Fisch wieder über Bord zu schmeißen; also alles, was sehr wohl im Rahmen des Legalen wäre, kann er über Bord schmeißen, wenn er das Gefühl hat, mit dem nächsten Netzzug kriegt er noch größere Tiere oder er wäre noch näher dran an den höchstmöglichen Marktpreis, den er hätte. Das ist also ein wirtschaftlicher Grund, der ethisch noch einmal fragwürdiger ist, wenn er schon den richtigen Fisch an Bord hatte, den dann wieder über Bord zu kippen."
Dieses "Highgrading" ist zwar seit Jahresbeginn in der Ostsee verboten. Doch kontrollieren lässt sich das Ganze nicht - es sei denn, die Behörden entsenden auf jedes Fischereiboot einen unabhängigen Beobachter. Auf Dauer dürfte das jedoch zu aufwändig sein.
"Dann muss man sich halt etwas anderes überlegen; und die alternativen Ideen dazu gibt es ja. Es gibt ja zum Beispiel eine Kameraüberwachungstechnik, die auch auf kleineren Schiffen installiert werden kann, um genau diese Prozesse zu überwachen und dann auch punktuell abrufbar zu sein von den Agenturen und Behörden an Land - nahezu in Echtzeit."
"Da waren noch ganze 66.000 Tonnen erwachsener Tiere in der östlichen Ostsee unterwegs. Seitdem - aus verschiedenen Gründen - hat der Bestand stark zugenommen. Im Jahr 2009 haben wir gerechnet, dass er knapp 300.000 Tonnen Biomasse erreicht hat; in diesem Jahr werden es deutlich mehr sein, wir werden an die 400.000 Tonnen kommen; und wenn dem Management-Plan gefolgt wird, werden wir 2012 450.000 Tonnen erreicht haben."
Der Fischereibiologe Dr. Christopher Zimmermann vom Institut für Ostseefischerei in Rostock ist deutscher Delegierter beim ICES, dem Internationalen Rat für Meeresforschung in Kopenhagen. Der ICES empfiehlt angesichts des starken Wachstums, die Fangquote für den Dorsch in der Ostsee östlich der dänischen Insel Bornholm im nächsten Jahr um 15 Prozent anzuheben.
Ein Grund für diesen steilen Anstieg: Vor sieben Jahren haben die bevorzugten Laichgründe des Dorsches eine Art "Frischzellenkur" erfahren:
"Wir haben 2003 einen stärkeren Salzwasser-Einstrom feststellen können, der also salziges, sauerstoffreiches Wasser aus der Nordsee mit in die Ostsee brachte; der ist zwar nicht sehr weit nach Norden gegangen, aber hat genau dieses Bornholm-Becken, östlich von Bornholm, gefüllt mit salzreichem und sauerstoffreichem Wasser; das ist für die Nachwuchsproduktion des Dorsches in diesem Gebiet ganz entscheidend. Und selbst eine geringe Verbesserung kann dazu führen, dass eben die Nachwuchsproduktion eben erheblich verbessert wird."
Im Grunde hat das Wetter dem Dorsch geholfen. Denn im Januar 2003 hat eine ganz bestimmte meteorologische Konstellation dafür gesorgt, dass Nordseewasser in großen Mengen in die Ostsee fluten konnte.
Der Meereschemiker Dr. Günter Nausch vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde schildert den konkreten Ablauf:
"Zunächst muss über eine längere Periode ein sehr intensiver Ostwind wehen, der dazu führt, dass der Füllungsgrad der Ostsee unter dem Normalpegel liegt - das heißt, die Ostsee ist relativ leer; und wenn dann die Windbedingungen auf West umschlagen, dabei Sturmstärke erreichen und über einen längeren Zeitraum – idealer weise ein bis zwei Wochen lang - blasen, dann sind die Bedingungen gegeben, dass dieses Nordseewasser in starker Front in die Ostsee einströmt."
Bis Anfang der 90er-Jahre konnten solche Wetterlagen alle zwei bis drei Jahre die Ostsee immer wieder aufs Neue auffrischen. Doch seitdem ist dies nur noch ein einziges Mal in stärkerem Maße passiert, nämlich 2003:
"Wir beobachten aber zuletzt auch kleinere Einströme verschiedener Art, sowohl im Winter als auch im Sommer, die in der Regel aber nur in der Lage sind, Wasser bis in die tieferen Bereiche des Bornholm-Beckens zu transportieren; das sind aber gerade die für die Dorsch-Bestände sensiblen Bereiche; das Gotland-Becken, die tiefen Bereiche um die Insel Gotland herum sind von diesen Einströmen nicht betroffen. Dort herrschen seit 2005 sauerstofffreie Verhältnisse am Boden vor."
Und ohne Sauerstoff im Wasser hat der Fisch-Nachwuchs keine Chance.
Eine Entwicklung beobachten die ICES-Forscher jedoch mit großer Sorge: Die Fischer schmeißen immer mehr Dorsche, die ihnen nicht groß genug sind, einfach wieder über Bord. Die Fische sind dann nicht mehr überlebensfähig oder bereits tot. Die Meeresbiologin Karoline Schacht von der Naturschutzorganisation WWF in Hamburg kritisiert dieses sogenannte "Highgrading":
"Highgrading ist der Vorgang, der aus wirtschaftlichen Gründen den Fischer dazu bringt, marktfähigen Fisch wieder über Bord zu schmeißen; also alles, was sehr wohl im Rahmen des Legalen wäre, kann er über Bord schmeißen, wenn er das Gefühl hat, mit dem nächsten Netzzug kriegt er noch größere Tiere oder er wäre noch näher dran an den höchstmöglichen Marktpreis, den er hätte. Das ist also ein wirtschaftlicher Grund, der ethisch noch einmal fragwürdiger ist, wenn er schon den richtigen Fisch an Bord hatte, den dann wieder über Bord zu kippen."
Dieses "Highgrading" ist zwar seit Jahresbeginn in der Ostsee verboten. Doch kontrollieren lässt sich das Ganze nicht - es sei denn, die Behörden entsenden auf jedes Fischereiboot einen unabhängigen Beobachter. Auf Dauer dürfte das jedoch zu aufwändig sein.
"Dann muss man sich halt etwas anderes überlegen; und die alternativen Ideen dazu gibt es ja. Es gibt ja zum Beispiel eine Kameraüberwachungstechnik, die auch auf kleineren Schiffen installiert werden kann, um genau diese Prozesse zu überwachen und dann auch punktuell abrufbar zu sein von den Agenturen und Behörden an Land - nahezu in Echtzeit."