Die Republik ist untergraben

Von Georg Gruber · 15.04.2013
Deutschland gräbt sich immer mehr ein: Keller, Tunnel, Bunker, Speicher, Leitungen, Stollen, Lager überall, kurz: Die Republik ist untergraben. Und in welchem Ausmaß? In Berlin beispielsweise widmet sich eine Gruppe allein nur der Erforschung der Unterwelten der Stadt.
Eingang in die Unterwelt
Berlin, Brunnenstraße 143. Ein unscheinbarer Altbau. Hier geht es in die Unterwelt, hinter der Metalltür, die ins Souterrain führt.

Dietmar Arnold: "Wir befinden uns im einstigen sowjetischen Sektor von Berlin und zwar kurz hinter dem Verlauf der damaligen Berliner Mauer, das erkennt man an diesem freien Streifen, der U-Bahnausgang lag noch im sowjetischen Sektor, aber direkt die Straßenkreuzung war schon Westberlin. Das ist also der Bereich, wo wir mitten in der ich sag mal berühmt berüchtigten Tunnelgegend sind, wo ganz viele Fluchttunnel entstanden sind, hier hinten in der Schönholzerstraße 7 , da kam der Tunnel 29 raus am 14. September 1962, 1963 im Februar hier gegenüber, da kam im Hinterhof "

Dietmar Arnold - so gut wie er kennt sich wohl keiner aus in den Berliner Unterwelten. Seit Jahren erforscht er jeden Winkel unter der Stadt, 1997 erschien sein Buch "Dunkle Welten", das inzwischen in der 9. Auflage vorliegt.

"Jetzt können wir dann mal runter gehen, "

Ein Gang in die Tiefe ist immer auch eine Reise in die Vergangenheit - und in kaum einer deutschen Großstadt ist der Untergrund so spannend und so geschichtsträchtig.

Die Unterwelt als Magnet
Bunkeranlagen, U-Bahnschächte, Fluchttunnel, Wasserspeicher, Bierlagerkeller, Räume, die oft schon in Vergessenheit geraten waren. Und in kaum einer deutschen Großstadt sind diese Räume so gut erschlossen und dokumentiert, wie in der Hauptstadt. Auch wegen Dietmar Arnold und dem von ihm gegründeten Verein "Berliner Unterwelten", der inzwischen unterirdische Führungen in sieben Sprachen anbietet.

Die Unterwelt als Touristenmagnet. Auch in anderen Städten wird der Untergrund erforscht. In Hamburg, Stuttgart, Kassel, Saarbrücken haben sich ähnliche Vereine gegründet. Die Unterwelten faszinieren, das Verborgene, Vergessene, Unheimliche, Dunkle. Schon immer zog es den Menschen hinab in die Tiefe.

Geräuschakzent
Prof. Thomas Stöllner: "Unter die Erde geht der Mensch durch die Naturbeobachtungen seit seinen Anfängen. Wir wissen das aus etwa der sogenannten älteren Steinzeit, das Paläolithikum, das der Mensch eben schon vor sicher einer Million Jahren die Höhlen begangen hat, die Naturhöhlen, die er als Wohnstätten, auch als rituelle Plätze dann genutzt hat, als Bestattungshöhlen."

Thomas Stöllner, der Bergbau ist seine Leidenschaft, seit 34 Jahren, seit er als Schüler ein Bergwerk in der Nähe von Salzburg besuchte. Heute ist er Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Ruhruniversität und Leiter des Bereichs Montanarchäologie am Bergbaumuseum Bochum. Und er ist auch einer der Autoren der 2012 erschienen umfangreichen "Geschichte des deutschen Bergbaus".

"Dieses Gehen unter Tage führte dazu, dass der Mensch auch gelernt hat, dass unter Tage auch Dinge waren, die man nutzen konnte, zum Beispiel Farbpigmente, rote Erze, die vielleicht zum Beispiel grüne oder blaue Oxydationen aufweisen, und diese Farbstoffe sind dann auch natürlich für die Körperbemalung, für rituelle Zwecke, für das Einlegen in so rote Farbe, zum Beispiel Ocker war ein ganz wichtiges frühes Farbpigment. Ein Kollege von mir hat mal gesagt, dieses Farbpigment abbauen war sozusagen der erste Bergbau der Menschheit, sozusagen ist der Mensch aus rituellen Gründen zum Bergmann geworden, das ist eigentlich ganz treffend."

In Deutschland hat man den ältesten Nachweis von Bergbautätigkeiten im Schwarzwald gefunden, ein Hämatit-Bergwerk bei Bad Sulzburg. 8.000 Jahre alt.

Zuerst gruben die Menschen nach Farbpigmenten, später nach Feuersteinen. Ohne Bergbau - kein technologischer Fortschritt. Ohne Bergbau - kein Kapitalismus.

Im Anfang war das Bier. Jedenfalls in Berlin
"Die Brauereien sind ja die Pioniere des Berliner Untergrunds gewesen, eben in solchen Gewölben, je größer die Gewölbe, desto mehr Eis da reingepasst hat, das war auch wieder eine einfache Faustformel, umso besser konnten die Braumeister noch im Spätherbst kühles Bier servieren ... "

Dietmar Arnold führt durch die Lagerkeller der Oswald Berliner Brauerei, die das Weizenbier in Berlin einführte und 1918 in Konkurs ging. Im 19. Jahrhundert war Berlin die Hauptstadt des Bieres, an vielen Stellen in der Stadt gibt es ähnliche unterirdische Lagergewölbe. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts hatte man damit begonnen, den Raum unter der Stadt großflächig zu erschließen:

"Die ersten wirklichen Leitungssysteme hatten wir so um 1820 bekommen, englische Technik, der Aufbau der Gasversorgung, also Straßenlaternen, 1826 ging das System in Betrieb, der Aufbau der Wasserversorgung 1852 auch erstmal mittels britischer Technik. Dann kam die ersten Kommunikationssysteme in Form von der Rohrpost zum Beispiel 1876 in Betrieb genommen, zeitgleich auch die Berliner Kanalisation, die heute eine Ausdehnung von knapp 10.000 Kilometer Länge hat, ist also auch ganz beachtlich, davon gilt ein Drittel als begehbar, alles was höher ist als 1,60 Meter.

Die Berliner Kanalisation ist ja damals bahnbrechend gewesen, das ist ein Exportschlager gewesen, auch die Kanalisation von Tokio wurde zum Beispiel nach dem Berliner System eingerichtet, erfunden von dem damaligen Tiefbauingenieur James Hobrecht und dem berühmten Virologen Rudolf Virchow, die daran mitgewirkt haben, und ja dann kam es zum Aufbau der Verkehrssysteme, die ersten Versuchstunnel ab 1895, die erste U-Bahn 1902 in Betrieb gegangen. Ab den 20er-Jahren ist man dann immer tiefer in den Untergrund gegangen, weil der Baugrund in Berlin immer teurer wurde, mit Grundwasserabsenkungen hat man Gebäude teilweise zweifach unterkellert, nachträglich, zweite Etage drunter gesetzt, ab den 30er Jahren hat man sogar bis zu drei Kellergeschosse errichtet, am Potsdamer Platz ist man jetzt bei fünf Geschossen in dem Untergrund angekommen, weil der Baugrund dort im Innenstadtbereich eben so teuer ist …"

Im Reich des Antigottes
Wir haben uns die Erde untertan gemacht. Früher war sie den Menschen heilig. Viele Mythen und Legenden spinnen sich um die Unterwelten. Das Hinabsteigen in die Tiefen hat auch heute oft noch etwas Unheimliches. Vielleicht schwingt in uns da noch das religiöse Empfinden früherer Jahrtausende nach.

"Insofern eben die Erde selber ein Lebewesen war, nämlich die Terra, die Erdgöttin, Gaia griechisch gesprochen, oder eine andere der bekannten Muttergottheiten der anderen Religionen. Und das Eindringen in ihr Inneres ein großes Sakrileg, ein Problem, ein Tabu auch war, weswegen der Montanberuf auch immer sehr stark mit rituellen Vorkehrungen versehen war, um diese Verletzung des Erdleibes, das ist ganz im wörtlichen Sinne zu verstehen, es geht wirklich um die Verletzung des Körpers der Mutter, dieses zu sänftigen und die Schuld, die man dabei auf sich nimmt, kleiner zu machen."

Der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme. Er beschäftigt sich schon lange mit unterirdischen Welten in ihren verschiedensten Facetten - so ist das Unterirdische ja auch der Bereich des Hades, der Unterwelt, wo die Toten wohnen.

"Alles was tot ist, ist unterirdisch, auch der Teufel wurde ja nicht als himmlische Antigottheit verstanden, sondern als unterirdische. Und er hat sein Reich dort, bis zum Mittelpunkt der Erde oft gedacht, wie bei Dante, im Mittelpunkt der Erde sitzt der Teufel. Also insofern ist das sich in das Unterirdische zu bewegen ein sehr riskantes, auch psychisches Geschehen, worin man sehr viele Schwellen, Grenzen und Tabuzonen in sich selber überwinden muss.

Um das tun zu können ist nicht nur Mut und Technik erforderlich, sondern eben auch das sich in Beziehung setzen zu den ganzen übermenschlichen Mächten, die diesen unterirdischen Raum beherrschen, das muss nicht der Teufel sein, das kann eben auch beim Wasser Poseidon sein oder Proserpina, als unterirdische Göttin, das ist egal, aber in jedem Fall ist es als eine Sphäre verstanden, die nicht uns gehört, und worin wir keine Zuständigkeit haben, das ist das, was diesen Raum zu einer Art Taburaum macht."

Unterirdische Faktensammlung
Die Republik ist untergraben. Bergwerksschächte, Eisenbahn- und U-Bahntunnel, Kanalisation, Tiergaragen, Keller, Bunkeranlangen. Man kann sich der Gesamtfläche der deutschen Unterwelten nur annähern, genaue Zahlen gibt es nicht. Das Statistische Bundesamt erfasst die "Siedlungs- und Verkehrsfläche", darunter fallen Straßen, Plätze, Häuser, bebautes Land, aber auch die Freiflächen dazwischen, Grünanlagen, Sportplätze, Friedhöfe. Diese Siedlungs- und Verkehrsfläche beläuft sich auf fast 50.000 Quadratkilometer, gut 13 Prozent der Bodenfläche Deutschlands, in etwa die Fläche Niedersachsens. Zum Vergleich: Über die Hälfte der bundesdeutschen Bodenfläche werden immer noch landwirtschaftlich genutzt, ein Drittel ist Wald.

Nach amtlichen Schätzungen ist etwa die Hälfte der Siedlungsfläche komplett versiegelt, also bebaut oder als Straße genutzt. Diese versiegelte Fläche wird, so kann man annehmen, auch in irgendeiner Form unterirdisch genutzt, als Keller, Tiefgarage, Kanalisation. Rund 25.000 Quadratkilometer oder gut 6 Prozent Deutschlands, eine Fläche, zehnmal so groß wie das Saarland. Ein Näherungswert.

Das Statistische Bundesamt hat weitere Zahlen. Die Länge aller Tunnel an Bundesfernstraßen: 243 Kilometer – mehr als die Strecke von Wolfsburg nach Berlin. Oder die Länge des bundesdeutschen Kanalisationsnetzes: mehr als 540.000 Kilometer. Würde man die Rohre ausgraben und hintereinanderlegen könnte man mit dieser Leitung mehrfach die Erde umrunden, 13 ½ mal.

Nicht erfasst ist, wie viele Bergwerksschächte und -stollen der Mensch in die Erde gegraben hat und wie lang sie sind. Da kann selbst der ausgewiesene Experte Thomas Stöllner vom Deutschen Bergbaumuseum in Bochum nur schätzen. Etwa 5.000 Kilometer, "mit dem dicken Daumen gepeilt". Die meisten davon im Ruhrgebiet, im Saarland, im Harz und im Erzgebirge.

"Viele Bergwerke sind ja heute etwa nicht mehr zugänglich, da gibt’s dann Hohlräume, die man aber eigentlich nicht so genau kennt, wo man auch die Länge und die Ausdehnung nicht kennt. Es kommt ja dann auch immer wieder mal zu Berg- oder Gebirgsbrüchen, die dann überraschend wirken, weil eben aus der Dokumentation diese alten Hohlräume verschwunden sind oder aus Zeiten stammen, wo es eben noch keine Dokumentation dazu gab."

Daneben es gibt auch unterirdische Anlagen, die lange in Vergessenheit geraten waren und deren Zweck rätselhaft ist. "Erdställe" beispielsweise, niedrige enge Gänge, gegraben irgendwann im Mittelalter, ab dem 10. oder 11. Jahrhundert, die vor allem in Bayern und Österreich aufgefunden werden. In Bayern rund 700, dort werden sie auch "Schrazelloch" genannt, da sie im Volksglauben von Zwergen, von "Schrazeln" gegraben wurden. Welchen Sinn sie erfüllten - Kultstätten oder Zuflucht vor Feinden und Räubern - ist bis heute nicht geklärt, denn in diesen Gängen finden sich keine Spuren, die eindeutige Rückschlüsse erlauben.

Der politische Untergrund
Unterirdische Räume waren immer auch Schutzräume, besonders in Kriegszeiten. Das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Bunkerbauten, gebaut für die Ewigkeit. Oberirdisch, aber auch unterirdisch. Die größte deutsche Bunkeranlange befindet sich, weit verzweigt, in einem Berg bei Neckarzimmern, Baden Württemberg, unterhalten von der Bundeswehr. Länge 40 Kilometer.

Die meisten Bunker und Luftschutzanlagen wurden in den 30er und 40er Jahren gebaut. Viele sind geschichtsträchtige Orte und wurden auch nach dem zweiten Weltkrieg in Zeiten des Kalten Krieges weiter genutzt. Die Regierungen in Ost und West hatten vorgesorgt für den Ernstfall, den Atomschlag. Martin Kaule ist Bunkerexperte und Buchautor, er hat in ganz Europa über 1000 Anlangen besucht, in Deutschland mehrere hundert.

"Der Regierungsbunker bei Ahrweiler hat eine ungefähre Ausdehnung von mehr als 13 Kilometer. Es waren zwei ehemalige Eisenbahntunnel, die miteinander verbunden wurden, unterirdisch. Die Eisenbahntunnel wurden noch vor dem 2. Weltkrieg aufgefahren und hatten dort auch eine wechselvolle Geschichte, weil sie zur bombensichern Produktion und Herstellung von kriegswichtigen Rüstungsgütern benutzt wurden, auch durch Zwangsarbeiter, und ebenfalls Ende der 50er-Jahre wurde dann dort der Ausweichsitz der Bundesregierung errichtet für mehr als 3.000 Personen. In mehreren Abschnitten existierten da Friseure, Kantinen, unterirdische Sitzungsräume, also es ist eine gewaltige Anlage mit massiven Toren, die die Anlage zur Außenwelt abschotteten, und von der Länge her ist es eines der größeren Anlagen, die wir in der BRD hatten."

Martin Kaule war auch unter den ersten, die 2002 den kurz nach der Wiedervereinigung verschlossenen und versiegelten Regierungsbunker der DDR besichtigen konnte.

"Der Schlafanzug und die Hausschuhe von Erich Honecker lagen noch im Schrank und auf dem Bett und die Handtücher waren noch einsortiert, also waren wirklich Zeitkapseln. Die Bauwerke wurden so hinterlassen, wie sie für den Katastrophenfall vorgehalten wurden."

Während sich die DDR einmauerte, versuchten Menschen auf allen möglichen Wegen ihr zu entfliehen, auch unterirdisch. In den Brauereigewölben in der Brunnenstraße hat der Verein Berliner Unterwelten einen Fluchttunnel als Modell nachgebaut, in Originalgröße. Höhe ein Meter, Breite 80 cm, teilweise mit Originalgeräten.

"Man hat hier Plastikeimer gehabt, damit es nicht so scheppert, wenn der Abraum nach hinten transportiert wurde, Gummi bereiften Wagen, wo die Abraumeimer drauf waren. Wenn der voll geladen war, hat er ein Gewicht von 100 Kilo fast gehabt, dann wurde der mit einer Stahlseilwinde durch den ganzen Tunnel nach hinten gezogen ..."

Keiner der echten Fluchttunnel ist heute noch zugänglich. Doch Dietmar Arnold hat einen Plan, er deutet auf eine gemauerte Wand, die er durchbrechen möchte. Er hofft dort irgendwo auf den Tunnel 29 zu stoßen, einen der letzten großen Fluchttunnel Berlins.

Die unterirdischen Welten wurden vom Denkmalschutz lange wenig beachtet.

"Dafür entstehen neue Räume. Unter dem Potsdamer Platz zum Beispiel, ich weiß nicht, nageln Sie mich da nicht fest, aber nach meinem Wissen 3,5 km unterirdische Versorgungskanäle, wo man mit so Elektrokarren durchfährt, von einem Lastenaufzug zum anderen. Die Ware am Potsdamer Platz wird zu 95 Prozent unterirdisch angeliefert, über Aufzüge dann hochgefahren, Müll nimmt den umgekehrten Weg. Und da wollten wir auch mal mit Elektrokarren da unten das zeigen, Touren machen, aber da kam der 11. September dazwischen und dann ist das Geschichte gewesen, denn die Investoren wollten sich da nicht in ihre Eingeweide reinkucken lassen, dass da vielleicht doch jemand Schindluder damit betreibt, mit dem Wissen, was er da eventuell erwerben könnte."

"Die Hölle angebohrt"
Die höchsten unterirdischen Räume Deutschlands befinden sich auf der Zugspitze. Das Schneefernerhaus, 1931 als Hotel erbaut und heute eine Forschungsstation, ist mehrfach unterkellert. Im Schneefernerhaus war früher auch der unterirdische Endbahnhof der Zugspitz-Zahnradbahn. Der Tunnel, der durch den Berg nach oben getrieben wurde, hat eine Länge von 4.466 Metern.

Über der Zugspitze ist nur noch der Himmel. Dass der Himmel positiv besetzt ist und das Unterirdische eher negativ, daran wird sich auch in unserer aufgeklärten Welt nichts ändern. Der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme.

"Der Himmel ist weniger eine Sphäre des Unheimlichen, als das Dunkel der Tiefe. Und der Abgrund, das Abstürzen, das in die Tiefe gesogen werden, das kann ja auch das eigene Begehren sein, in dessen Strudel man gerät und in dessen Abgründe man abstürzt. Das sind ja alles noch Metaphern, die aus der Zeit der wirklich geglaubten Unheimlichkeit des Unterirdischen stammen und noch heute unser Vokabular und damit unser Verständnis dessen, was das Tiefe in uns oder an uns oder unter uns, was das Tiefe also ist. Und insofern stehen wir immer noch im Bann dieser magischen Sphäre, an die die alten Kulturen geglaubt haben."

Dennoch kennen wir heute keinen unterirdischen Taburaum mehr, wir nehmen, was wir kriegen können: Öl, Erdgas, Erze, Gold, Silber – und nutzen die Erde und ihre Hohlräume als Müllhalde, beispielsweise für Atommüll. Aus den Augen aus dem Sinn.

Zu Ende ist in Deutschland hingegen bereits seit Mitte der 90er-Jahre die Bohrung in tiefste Tiefen: 9.101 Meter, dann war Schluss in Windischeschenbach in der Oberpfalz. Auf der russischen Halbinsel Kola wurde noch tiefer gebohrt, 12.262 Meter, dann wurde das Vorhaben abgebrochen. Es war dort unten heißer als gedacht. Seitdem geht die Legende, man habe die Hölle angebohrt.
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