Die Pop-Platten der Woche

Sanfte Klänge und laue Luft

Ein Plattenspieler in blauem Licht
Neuerscheinung in der Popmusik - was muss man gehört haben, was nicht ... © imago/Andre Porta
Von Carsten Rochow · 26.01.2018
Mit seinem zweiten Album erwärmt das Wiener Duo Leyya die Herzen der Pop-Fans und bekräftigt seine internationale Klasse. Django Django erinnert ein wenig an Neue Deutsche Welle und Turin Brakes schaffen es mit ihrer dritten Platte leider nicht übers Mittelmaß hinaus.

Leyya: Sauna

Durch Bands wie Bilderbuch und Wanda ist Austropop so populär wie zu Falcos besten Tagen. "Vienna Calling": Heute auch wieder. Das Wiener Duo Leyya erwärmt die Herzen der Pop-Fans mit dem zweiten Album Sauna.
Nachdem das Debüt der Band das Tor zu großen Festivals aufgestoßen hatte, bekräftigen Leyya mit dem Nachfolger ihre internationale Klasse. Den nach Wiener Schmäh klingt hier erstmal nichts. Die raffinierte Produktion bedient sich geschickt bei Neo-Soul, Dub und Trip-Hop. Und solche sanften Stimmen, wie die der Sängerin, sind wir sonst eher aus skandinavischen Gefilden gewohnt.
Nach dem unterkühlten Debüt sind Leyya auf Sauna aufgetaut. Nur einige der guten Ideen und Ansätze werden nicht konsequent zu Ende gebracht.

Django Django: Marble Skies

Die Art-Pop-Band Django Django pflegt auch auf dem dritten Album Marble Skies Eskapismus durch Genre-Wahnsinn. Leider haben die Londoner mit der Single "Tic Tac Toe" das Highlight schon vorweg genommen.
Gleich beim Titeltrack "Marble Skies", der die Platte eröffnet, fühle ich mich an Nenas "Nur geträumt" erinnert. Warum sollten auch nicht mal Briten nicht mal in den NDW-Topf greifen? Wie gewohnt werden viele Songs werden vom Patina-Sound gekonnt bedienter analoger Synthesizer angetrieben. Auch die gitarrenlastigen Songs aus der 60s-Pop- und Psychedelic-Ecke klingen durch und durch nach Django Django. Nur "Surface to Air" fällt komplett durch: Ein einfacher Dancehall-Groove und eine Kinder-Keyboard-Steel-Drum, die die einfallsloseste Harmoniefolge seit Eurodance spielt? Das reißt auch Gastsängerin Rebecca Taylor von Slow Club nicht mehr raus.
Das Genrehopping bei Django Django geht weiter und viele werden begeistert mithüpfen. Nur meine Sprünge fallen etwas kleiner aus.

Turin Brakes: Invisible Storm

Für ihr letztes Album wurde das sprunghafte Folk-Duo Turin Brakes hoch gelobt. Auf dem neuen, Invisible Storm, schaffen’s die Engländer allerdings nicht übers Mittelmaß hinaus.
Songs wie "Always" oder "Wait" sind nette Einladungen zum Kaffee, wo’s am Ende doch heißt: Getrennt zahlen bitte! "Lost In The Woods" könnte als Verneigung vor Fleetwood Macs "Dreams" gedeutet werden … oder als Rip-Off. Turin Brakes klingen insgesamt allzu gefällig und wenig herausfordernd. Eine tanzbare Popnummer hier, ein Folksong mit Slide Guitar da. Geht eigentlich alles, sticht nur nicht besonders heraus.
Der "Invisible Storm" auf Turin Brakes neuem Album ist nicht nur unsichtbar, er ist kaum mehr als ein laues Lüftchen.

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