Die Mutter als Messie

Von Susanne Burg · 16.04.2008
Als der Journalist und Filmemacher Thomas Haemmerli und sein Bruder Eric die Wohnung ihrer verstorbenen Mutter betreten, sind sie schockiert: Berge von Unrat, Müll und allem möglichen Krempel türmen sich auf. Bei der Entsorgung lüften sie unbekannte Familiengeheimnisse und dokumentieren das Aufräumen in dem Film "Sieben Mulden und eine Leiche".
Einsam und unbemerkt ist die Mutter in ihrer Wohnung in Zürich gestorben. Tagelang hat sie dort gelegen. Erst jetzt wird klar, warum Brünhilde Haemmerli zu Lebzeiten nie jemanden hineingelassen hat - auch nicht ihre eigenen Söhne: Brünhilde Haemmerli war ein Messie. Sie konnte sich nicht von Dingen trennen und lebte in einem Chaos aus Müll und Erinnerungen.

"Am liebsten werfe ich Sachen in die Mulden."

Thomas und sein Bruder Erik Haemmerli beginnen aufzuräumen.

"Jeder Aufschlag ist ein Tatbeweis, dass es doch vorangeht. Jede volle Mulde ist ein Sieg über das Chaos."

Mulden sind Stahlcontainer. Und sieben davon brauchen die beiden, bis der Dreck abtransportiert ist. Sie nutzen aber die Aufräumaktion auch, sich in die eigene Familiengeschichte zu vertiefen. Sie kramen hunderte von Fotos, Film- und Super-8-Aufnahmen, Zeitungsausschnitte und Gerichtsprotokolle hervor.

Emotional berührt und gleichzeitig distanziert, unterhaltsam, witzig und mit teilweise grimmigem Sarkasmus erzählt Thomas Haemmerli vom Leben der Mutter. Und von ihrem Tod - und spart dabei auch nicht aus, was jenseits des gut Verdaulichen liegt ...

Das Gespräch zum Thema mit Regisseur Thomas Haemmerli können Sie mindestens bis zum 16.9.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.